Mann vor Hochhaus breitet seine Arme aus.

ERFOLG DURCH MENSCHLICHE FÜHRUNG

Lang wurde der Mitarbeiter als ein Werkzeug des Unternehmens gesehen, der bei Bedarf ausgetauscht werden kann. Doch nur wenn man den Menschen und sich selbst versteht und über die reine Arbeitskraft hinaussieht, kann sich sein volles Potenzial entfalten. Ein Aufruf an Führungskräfte.

Text Bert M. Ohnemüller

Schwarz-Weiß-Portrait von Bert Ohnemüller.

Bert M. Ohnemüller ist High Performance Business Philosoph, gefragter Keynote-Speaker und Autor mit über drei Jahrzehnten Führungs­erfahrung. Sein Buch LEAD SPEAK INSPIRE ist eine Quelle der Inspiration für die kommende „Dekade der Menschlichkeit“.

Es geht darum, die Herzen zu führen, die Seelen hinter den Gesichtern Ihres Teams zu beachten. Der Begriff „Human centric leadership“ beschreibt den Ansatz der Führung ganz gut, denn der Mensch sollte bei der Führung im Mittelpunkt stehen. Es geht nicht nur darum, mit Hilfe der Mitarbeiter statistische Zahlen zu erfüllen, um am Ende des Jahres das Umsatzziel zu erreichen. Es geht darum, durch die Menschen die Ziele zu erreichen.

Denn wenn Sie den Menschen in den Mittelpunkt stellen, geben Sie ihm automatisch die Aufmerksamkeit, die er benötigt, um sein volles Potenzial zu entfalten.

WERTSCHÄTZUNG UND AUFMERKSAMKEIT

Sie als Führungskraft sind also nicht für das Ergebnis verantwortlich, sondern für die Menschen, die für das Ergebnis verantwortlich sind! Menschen, Ihre Mitarbeitenden, wollen gesehen werden, sie brauchen Wertschätzung und Aufmerksamkeit. Wenn dies geschieht, dann wird sich das in ihrem Verhalten widerspiegeln. Denn ihr Verhalten basiert auf ihren Gefühlen und Gedanken. Deswegen ist es für Sie als Führungskraft wichtig, die Gefühle Ihrer Mitarbeiter zu verstehen. Dabei hilft Ihnen die Wissenschaft.

Neurowissenschaftler und Evolutionsbiologen haben Erkenntnisse darüber, welche Grundbedürfnisse die Menschen mitbringen, wie sie über bestimmte Führungshandlungen denken und fühlen und was sich positiv oder auch negativ auf Leistung und Motivation auswirkt.

KEINE ANGST VOR EMOTIONEN

In unserer Gesellschaft werden wir dazu erzogen vernünftig und logisch zu denken, wir haben aber verlernt, uns auf unser Bauchgefühl zu verlassen, weil man sich in der harten Businesswelt mit Emotionen einfach immer noch sehr schwer tut. Emotionen sind eine Qualität, die sich nicht ganz so leicht messen lässt und viele Führungskräfte haben einfach Berührungsängste.

VON DEN GEDANKEN ZUM RESULTAT

Hirnforscher bestätigen, dass die Menschen statt von logischen Aspekten viel mehr von ihren Emotionen gelenkt und gesteuert werden.

Menschen sind in erster Linie „Fühlsysteme“ und erst dann „Denksysteme“.

Das bedeutet, dass jeglichem Handeln eine Emotion zugrunde liegt. Wenn Sie nun etwas an Ihrem Verhalten verändern möchten, müssen Sie sich erst darüber im Klaren werden, wie Sie fühlen, Sie müssen sich quasi Ihre Emotionen bewusst machen und Stück für Stück wieder lernen, darauf zu vertrauen. Ihre Emotionen beeinflussen Ihre Gedanken, Ihre Gedanken Ihre Einstellung, diese bestimmt Ihr Verhalten und Ihr Verhalten definiert das Resultat.

Möchten Sie also an Ihren Ergebnissen etwas verändern, dann sollten Sie Ihr Verhalten verändern, dies wird aber nur dann dauerhaft erfolgreich sein, wenn Sie die Art, wie Sie die Welt sehen verändern. Und das gelingt nur, wenn es für Sie emotional relevant ist, Ihnen sozusagen unter die Haut geht.

  • Drei Frauen arbeiten und lachen gemeinsam.
  • Leuchtschrift: "Who run the world?"

ERFOLGSERLEBNISSE

Die Kontrolle Ihrer Gedanken und Emotionen ist kein einfacher Prozess, den man von heute auf morgen erlernen kann. Es gehört viel Disziplin und Übung dazu, aber mit jeder neuen bewussten Anwendung werden Sie neue Erfolgserlebnisse erleben. Langfristig werden sich so Ihre Handlungen als Führungskraft in immer mehr positive Richtungen entwickeln und Sie werden immer besser in der eigenen Führung.

SELBSTVERTRAUEN

Sie müssen in sich gehen und auf sich achten, Ihre Gefühle und Emotionen zulassen und respektieren, das für niemand anderes für sich selbst zu übernehmen. Sind Sie denn der Meinung, dass Sie Ihrer Aufgabe gewachsen sind? Haben Sie Vertrauen in sich selbst? Glauben Sie, dass Sie eine gute Führungskraft sind und die gesteckten Ziele erreichen? Vertrauen Sie drauf, dass Sie die entsprechenden Fähigkeiten haben? Wie sollen Ihre Mitarbeiter Ihnen vertrauen, wenn Sie sich selbst vertrauen?

Wodurch soll dieses Vertrauen erreicht werden? Vertrauen ist immer gegenseitig. Das bedeutet, dass es nicht reicht, wenn Ihre Mitarbeiter Ihnen vertrauen, Sie müssen auch Ihren Mitarbeitern vertrauen. Zuallererst jedoch sich selbst. Sobald Sie sich selbst vertrauen und Ihrem Erfolg optimistisch gegenüberstehen, verändern sich Ihre Handlungen. Ihr Verhalten gibt Ihrem Team dann die Grundlage dafür, Vertrauen zu Ihnen zu entwickeln.

FÜHRUNGSARBEIT

Bei agiler und gehirngerechter Führung geht es insbesondere darum, dass Sie als Führungskraft die Emotionen und Gefühle ihrer Mitarbeiter verstehen und diese aktiv in Ihrer Führungsarbeit berücksichtigen. Sie sollten Sie sich also nicht nur Gedanken um Ihr eigenes Wohlbefinden machen, sondern auch ihren Mitarbeitern gegenüber Empathie und Einfühlungsvermögen zeigen.

DAS SYSTEM MENSCH

Nun, da Sie wissen, dass Ihr Verhalten und das Ihrer Mitarbeiter von Emotionen und Gedanken gesteuert wird, ist es auch hilfreich zu verstehen, wie dies mit der Informationsverarbeitung im Gehirn zusammenhängt.

Das menschliche Gehirn verarbeitet Sinneseindrücke und Wahrnehmung über biochemische Vorgänge. Abhängig von der Situation wird das Belohnungs- oder das Stresssystem aktiviert. Wenn Sie sich wohl fühlen, arbeitet das Belohnungssystem und es werden Serotonin und Oxytozin ausgeschüttet. Befinden Sie sich allerdings in einer Situation, in der Sie Angst haben oder sich gestresst fühlen, werden Neurotransmitter wie Cortisol und Adrenalin ausgeschüttet.

Zuviel Cortisol führt zu einem „Shutdown“ des logischen Denkens. Langfristig führen negativer Stress und Angst im schlimmsten Fall zum Burn-out. Es liegt also in Ihrer Hand als Führungskraft, Ihr Wissen um das „System Mensch“ achtsam anzuwenden, zu verstehen, welche Emotionen Sie auslösen und somit welche biochemischen Botenstoffe in Ihrem und den Gehirnen Ihrer Mitarbeiter aktiviert werden. Durch Ihr Verhalten sind Sie in der Lage dies zu beeinflussen, denn wenn Sie Druck aufbauen, wird das Stresssystem aktiviert.

Wenn Sie hingegen motivieren und gemeinsam statt gegeneinander arbeiten, setzen Sie die Belohnungssysteme in Bewegung.

Illustration von Mitarbeitern, die einer Frau mit oranger Fahne folgen.

SPIEGELNEURONEN

Menschen können fühlen, was andere Menschen fühlen. Dafür sind die sogenannten Spiegelneuronen im Gehirn verantwortlich. Sie, als Führungskraft können tatsächlich spüren, wenn es Ihren Mitarbeitern nicht gut geht, wenn sie unter negativen Stress leiden. So ist es Ihnen möglich frühzeitig einzugreifen, um eine gesundheitliche Gefährdung abzuwenden.

Zeichen für Stress sind zum Beispiel Verdauungs- und Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Verspannungen und Muskelzuckungen. Falls Sie auch nur einen leisen Verdacht haben, dass einer Ihrer Mitarbeitenden entsprechende Symptome zeigt, suchen Sie das Gespräch und sprechen Sie ihn offen darauf an. Damit geben Sie ihm das Gefühl, dass Sie sich für ihn interessieren, was sich positiv auf ihr Verhältnis auswirken wird. Außerdem ist belegt, dass Menschen, die eine positive Meinung zu jemandem haben, diesem bereitwilliger folgen werden.

ERFOLG IST EINE FOLGEERSCHEINUNG

Durch das genau Beobachten und persönliche Gespräche, werden Sie Ihre Mitarbeitenden in einem ganz neuen Licht kennenlernen. Das wird Ihnen dabei helfen, die Stärken und Schwächen der jeweiligen Person noch besser kennenzulernen und entsprechend einsetzen zu können.

Nur wer weiß, wer in seinem Team ist und vor allem, wie sich der oder diejenige fühlt, kann auch das „Beste“ dauerhaft aktivieren. Dabei wird Ihnen auffallen, dass die Teammitglieder nicht nur „Werkzeuge“ sind, sondern Menschen mit Herz und Verstand. Und wenn sich die Menschen wohlfühlen, wird der gemeinsame Er-Folg zur Folge-Erscheinung!

Fotos: iStock, Unsplash / Brooke Cagle, Razvan Chisu, Jon Tyson,

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