
BOHO-STYLE IN ANDALUSIEN
„Boho” ist mehr als ein Fashion-Trend: eine Lebenseinstellung für Freigeister, entstanden aus dem Hippie Chic. Heute unterstützt er Innenarchitekten dabei, in Hotels für Aufmerksamkeit zu sorgen, z.B. im DAIA Slow Beach Hotel Conil bei Cádiz.
Hier erfahren Sie mehr über
- Den Stil, und wie er immer noch wirkt
- Ein besonders harmonisches Hotel
- Ein „Farm to table“-Konzept
Text Hans Christian Meiser

Dr. Hans Christian Meiser ist Philosoph und Publizist, zudem Herausgeber und Chefredakteur von PURPOSE, dem Magazin für Sinnhaftigkeit. Dieses Thema zieht sich durch sein gesamtes Werk.
Denkt man an Boho oder Hippies, so fällt einem natürlich sofort die Insel Ibiza ein. Ähnlich wie bei Mykonos in Griechenland wurde hier ab den 1970er Jahren ein sehr individueller Stil gepflegt, der jede Form der Bürgerlichkeit ablegte (und ablehnte), um sich ganz dem Leben in Freiheit und in Schönheit hinzugeben.
Das nötige Kleingeld hierfür war damals nicht wichtig, es kam oder kam nicht, was machte das schon unter der warmen Sonne des Südens.
Heute ist das natürlich anders.

Wie jede Geschmacksrichtung wurde und wird der Boho (das Wort steht für „Bohème“) gezielt zur Verschönerung von Mensch und Haus eingesetzt.
Es soll Lebensfreude, Frieden und Liebesglück symbolisieren, und uns von den gesitteten Formen der ((Ur)Groß)eltern entfernen. Die Materialien, aus denen der Anti-Bürgertum-Traum besteht, sind meist natürlichen Ursprungs, wie Bast, Schilf, Stroh etc., also allem, was in der Natur wächst, der ja auch gehuldigt werden soll.
Die passenden vorherrschenden Farben sind dementsprechend ocker, gelb, oliv, beige, braun, weiß.
Wenn man all dies verinnerlicht und zudem Freude an Gastfreundschaft hat, kann einem leicht die Idee kommen, alle Stilmittel in einem Hotel umzusetzen. Und da ein Boho-Charakter niemals auf Eile aus ist, sondern lieber in der Gegenwart verweilt, liegt es fast nahe, dass ein solches Hotel das Attribut „Slow“ erhält – und schon ist das DAIA Slow Beach Hotel geboren, das im Sommer des Jahres 2024 seine andalusischen, fast marokkanisch anmutenden Pforten öffnete.
BOHO-CHIC-ÄSTHETIK
Die Hotelentwickler Firma VERUM aus Barcelona zeichnet verantwortlich für diesen Ruhe und Liebreiz ausstrahlenden Stil. Der Kreativdirektor Jordi Cuenca sagt dazu:
„Das gesamte Interieur des Hotels ist von einer Boho-Chic-Ästhetik inspiriert, welche die Ruhe des Küstenlebens mit der andalusischen Kultur verbindet. Durch die starke Präsenz von Materialien wie Holz und Naturfasern, kombiniert mit an die Natur erinnernden Texturen und Details lokaler Handwerkskunst, entsteht eine Slow-Life-Atmosphäre.“

VON MARBELLA IN DIE WELT
In Conil de la Frontera, an der Costa del Sol, in der Nähe von Cádiz, ist diese Atmosphäre nun Wirklichkeit geworden, indem das alte Hotel Fuerte Conil aus dem Jahr 1999 vollkommen überarbeitet wurde. Es gehört zur Fuerte Group, die 1957 ihr erstes Haus in Marbella eröffnete. In den letzten fast 70 Jahren ist viel geschehen und so gibt es nun in Spanien verschiedene Häuser und Marken, aber die Fuerte Gruppe ist auch in Jamaica, Mexico, Costa Rica und der Dominikanischen Republik aktiv.
Die neueste Marke DAIA Slow Beach Hotel steht nur Erwachsenen offen und auch sie soll expandieren, da man erkannt hat, dass Entschleunigung, Meer und gutes Essen zusammengehören und zu jenem Wohlbefinden beitragen, das wir uns alle ersehnen, sobald wir reisen.

VON DER FARM AUF DEN TELLER
Im Daia stellt sich dieses Wohlbefinden schon allein durch die Boho-Ästhektik ein, die Lage über dem endlosen Strand tut das ihre dazu, und das gesunde Essen. „Farm to table“ -Brot, Milch, Honig, Eier, Wein (unbedingt den „Palomeno“ probieren!) kommen von Produzenten aus der unmittelbaren Umgebung, vier Restaurants und drei Bars ergänzen das Konzept, welches eine zusätzliche Besonderheit aufweist: Im „Origin“ und im „Roots“ finden die Vor- und Nachspeisen als Buffet statt, das Hauptgericht bestellt man per QR-Code.
Empfehlenswert ist auch THE ONE, eine Art exklusive Lounge, zu der man Zutritt hat, wenn man eine bestimmte Kategorie bucht (man bekommt hier den ganzen Tag über Snacks und Getränke); und natürlich die Rooftopbar samt kleinem Pool. Hier blickt man über den Atlantik Richtung Afrika und erlebt spektakuläre Sonnenuntergänge über der Bucht von Cádiz.
Die Meerwasserpools sind großzügig gestaltet, die Liegeplätze ebenso. Alles folgt jener Harmonie, welche das Boho-Konzept vermittelt und das sich auch im Wellnessbereich (tolle Massagen mit Produkten von Germaine de Capuccini!) fortsetzt.

NACHHALTIGE FISCHEREI
Auch das Nachhaltigkeitskonzept ist an vielen Stellen auf einem sehr guten Weg und man versteht, weshalb in der überdimensional hohen Lobby des Hotels riesige Fische aus Stroh von der Decke baumeln. Sie verweisen auf ein Produkt, das hier heimisch ist und in jedem der Restaurants auftaucht: Thunfisch, und zwar jener der Gattung Blauflosse. Dieser ist zwar bedroht, aber zumindest hier vor Cádiz wird er so gefangen, dass die Bestände erhalten bleiben.
Damit ist auch dem Konzept der Fuerte Foundation Genüge getan, das sich für die lokale Wirtschaft, den Erhalt der Umwelt, sowie die Förderung benachteiligter Gruppen einsetzt.
Und damit wird auch der ursprünglich recht egoistische Boho-Gedanke zurechtgerückt: Es genügt nicht nur, locker und frei zu sein, sondern diese Freiheit muss so gestaltet sein, dass sie auch auf andere Rücksicht nimmt. Im DAIA Slow Beach Hotel gelingt dies auf vorbildliche Weise.
Fotos & Interview-Video: Gerd Giesler, DAIA Slow Beach Hotel / Manolo Yllera