DREIMAL MALEDIVEN: Traumurlaub statt Kaviar
Die Atolle der Malediven haben trotz Luxus-Massentourismus nichts von ihrem Charme eingebüßt, im Gegenteil! Hier sind preisgünstige Alternativen zu den überteuerten Resorts: Kurumba, Dhigali und Velassaru.
Hier erfahren Sie mehr über
- Die Schönheit der maledivischen Inselwelt
- Kulinarik auf höchstem Niveau
- Familienurlaub auf den Malediven
Text Hans Christian Meiser
Dr. Hans Christian Meiser ist Philosoph und Publizist, zudem Herausgeber und Chefredakteur von PURPOSE, dem Magazin für Sinnhaftigkeit. Dieses Thema zieht sich durch sein gesamtes Werk.
Fast 2000 Inseln/Atolle zählen die Malediven, 197 von ihnen sind bewohnt. Auf weiteren 188 gibt es Resorts, welche sich, so hat es zumindest den Anschein, allesamt gegenseitig in ihren Angeboten an die Touristen aus aller Welt übertrumpfen wollen. Die Urlauber freut’s, denn so kommen sie in den Genuss bester Speisen, eleganter Bungalows, schöner Menschen, herrlich entspannter Tag im Indischen Ozean.
Gleich nachdem man die Ankunftshalle des internationalen Flughafen Velana verlassen hat, fallen dem Neuankömmling unzählige Abholende auf, von denen ein jeder mit einem Tablet bewaffnet ist, auf welchem der Name der jeweiligen Destination steht. Alle großen Hotelketten sind hier vertreten, aber auch unbekannte oder solche, die als für sich stehend seit Jahrzehnten ihr Niveau gehalten haben – wie z.B. Kurumba.
KURUMBA
Von oben besehen gleicht die Insel einem Spiegelei. Sie verfügt – und das ist eine wirkliche Besonderheit auf den Malediven – über keinen einzigen Overwater-Bungalow. 1972, als hier das allererste Resort der Malediven für Urlauber eröffnet wurde, kannte man die Idee, auf das Meer hinauszubauen, noch nicht und es entstand eine Edelunterkunft, in der die Urlauber in Strand- und Gartenvillen wohnten.
In den über 50 Jahren, die seitdem vergangen sind, hat sich die Insel ihren Charme bewahrt, auch oder gerade deshalb, weil sie ständig up-to-date gehalten wurde. Und so kommt es, dass man im Kurumba Maldives Resort von 180 Villen (besonders schön: die Outdoorbadezimmer!) aus, die wie an einer Perlenschnur aneinandergereiht die Insel umrunden, die Schönheit des Meeres erkunden kann. Sieben Restaurants laden dazu ein, hervorragend zu dinieren (darunter Thai, Indisch, Arabisch, Japanisch). Und die Kinder erfahren im hochmodernen Kids Club unter der Aufsicht anderer, dass das Dolce Vita nicht nur in Italien zuhause ist, sondern auch im Indischen Ozean.
Da die Insel nur zehn Minuten mit dem Speedboot vom neuen Flughafen entfernt liegt, blickt man zumindest von der Ankunftsseite auf die Hauptstadt Malè, deren Skyline bei Tag weniger schön, aber des Nachts dafür umso glitzernder anzusehen ist. Man fühlt sich an New York oder Miami erinnert und spürt die Einheit der Gegensätze.
Morten Junior, der General Manager, der schon viele Jahre auf den Malediven lebt, erklärt den Vorteil der Lage:
„Kommt man in der Nacht an, muss man nicht bis zum nächsten Tag warten, um mit dem Wasserflugzeug zu seiner Destination zu gelangen, sondern ist in zehn Minuten hier. Das Gleiche gilt umgekehrt: Hat man einen Rückflug am Morgen, kann man in aller Ruhe hier frühstücken. Und dann gibt es noch den gesundheitlichen Aspekt: Sollte etwas Schwerwiegendes vorfallen, findet man sofort im neu erbauten, privaten Krankenhaus Hilfe – was bei einem Aufenthalt auf einer der Inseln, die man nur per Wasserflugzeug erreicht, schwierig ist.“
Wer will Delphine und Ammenhaie sehen?
Ein Highlight, das hier angeboten wird, ist die Delphintour, bei der hunderte dieser wunderbaren Wesen in ihrem natürlichen Habitat zu erleben sind, eine anderes die Hai-Schnorcheltour: man schwimmt mit Ammenhaien und hofft, dass nichts passiert. Aber: Angst muss keiner haben, Respekt schon, denn die Tiere tun einem zwar nichts, aber es ist dennoch eine „close encounter of the second kind“, mit 10 bis 20 fast zwei Meter großen Haien im türkisblauen Gewässer zu schwimmen.
Am Abend gibt es ein weiteres besonderes Spektakel im Hamakazee Restaurant, wenn fingerfertige japanische Kochkünstler die Speisen direkt vor den Gästen zubereiten und dabei allerlei Zauberkunststücke vollbringen, so dass man nicht mehr weiß, ob man sich im Zirkus Kurumba aufhält oder in einem Lokal … Ein großartiges Erlebnis mit großartigem Essen, wobei der heimischen Yellow Fin Tuna natürlich in sämtlichen Variationen (nur nicht aus der Dose!) auftaucht.
Für sämtliche Restaurants auf Kurumba zeichnet der Brasilianer Pedro Pecego verantwortlich, ein wahrer Meister seiner Kunst und hochdekoriert.
Ich habe schon diverse Malediven-Resorts besucht, und natürlich ist Kurumba nicht das, was man sich für gewöhnlich unter einem klassischen Maledivenurlaub fernab der Zivilisation vorstellt. Mich aber hat das Konzept überzeugt, und der Blick auf die Hauptstadt ist – zumindest bei Nacht und bei Vollmond – höchst imposant.
Ansonsten bietet die Insel alles, was man für einen entspannten Urlaub braucht. Nur ein Manko gibt es: Da der Flughafen so nahe ist, kann man auch das Spektakel der startenden Wasserflugzeuge erleben. Wohin es mit diesen geht? Für mich ist Kurumba eine Art Einstiegsdroge in die Welt der Atolle und Korallenriffe.
DHIGALI
Tatsächlich fliege ich zwei Tage später mit Manta Air vom neuen Wasserflugterminal in 45 Minuten zur Insel Dhigali, die insofern eine Besonderheit ist, als dass 80 Prozent der ursprünglichen Dschungelnatur im Inselinneren noch erhalten sind. Es gibt nicht viele Eilande, bei denen dies der Fall ist! Und so sind auch hier die Villen und Bungalows um die Insel herum gebaut oder auf das Meer hinaus.
Die Schönheit dieses Atolls offenbart sich vor allem am Abend an der Westspitze, wo an der futuristischen Baumhaus-Bar Haali ein DJ mit Softbeats den Sonnenuntergang begleitet, während die Gäste am Strand auf Fatboys liegend dieses Schauspiel miterleben und langsam eins mit der Natur werden.
Oder an der Ostspitze der Insel, bei Sonnenaufgang, wenn man nach dem Frühstück die Wahl zwischen Lagune oder Pool hat und am besten beides wählt.
Die Architektur der Villen ist minimalistisch, es gibt aber – wie man es aus den Maledivenprospekten kennt – keine Reetgedeckten Häuser, sondern Bungalows aus Stein und Beton, was der Insel freilich einen sehr modernen Touch gibt.
Overwater-Bungalows in der Lagune
Chefkoch Hadi verzaubert die Gäste im Battuta Restaurant mit arabisch-indischer Küche. Ein großartiges Erlebnis für alle Sinne – und das noch mit Historie.
Der Weltreisende Ibn Battuta, der vor 720 Jahren in Tanger geboren wurde und Zeit seines Lebens die arabische Welt erkundete, verbrachte einige Zeit auf der Nachbarinsel. Von hier aus muss heute niemand mehr in die Welt ziehen, denn die Welt kommt her.
Die Overwater-Bungalows stehen in einer Lagune, in der es sich zu schnorcheln lohnt, denn immer wieder schwimmen prächtige Vertreter der Unterwassertierwelt einschließlich pfeilschneller Babyhaie vorbei, um sich im seichten Wasser zu vergnügen, ganz wie die Touristen.
Am Abend dann noch ein kleines Konzert in der East Bar erleben, und schon fällt der Abschied nach zwei Tagen schwer, zumal es hier das All inclusive-Konzept gibt, bei dem jedes Essen und jedes Getränk im Preis inkludiert ist (bis auf sehr teure Whiskys etc). Das hat für die 180 Räume, die von 430 Angestellten betreut werden, natürlich den Vorteil, dass man sich am Ende des Aufenthaltes nicht um Schnödes wie Restaurantrechnungen kümmern muss.
Will ein Gast nicht zu Fuß zu den Lokalitäten oder zurück zu seiner Villa gehen, nimmt er den Elektrobus, der Tag und Nacht die Insel umkreist. Eine App verrät einem, wo man sich gerade befindet. Und so erlebt man auf Dhigali entspannte Tage in einem relaxten Umfeld, was mir den Abschied nicht gerade erleichtert …
VELASSARU
Mit dem Wasserflugzeug und seinen barfüßigen Piloten geht es zurück zur Hauptstadt, wo ich mit einem Boot abgeholt werde, das mich in 35 Minuten zur letzten Station dieser Reise bringen wird. Hochelegant und modern, aber durchaus mit klassischem Malediven-Charme versehen, steht auch hier das kulinarische Erleben im Vordergrund, weshalb die fünf Restaurants fast ineinander übergehen. Alle werden sie von Vincent Tan aus Malaysia geleitet, der offenbar das Geheimnis eines gesunden Lebens bzw. Essens kennt, denn er sieht aus wie 40, ist aber 60 Jahre alt.
Auch wenn man von Velassaru aus in der Ferne jene berühmte Insel sieht, auf der der Müll verbrannt wird, den die Einwohner und Gäste hinterlassen, merkt man dies hier nicht, so schön ist die Insel angelegt, so entspannt sind die Tage, so elegant sind die Bungalows direkt am Meer, die auch gerne von einem Fischreiher aufgesucht werdend — offenbar ein Maskottchen der Insel, das man sogar beim Frühstück gelegentlich bestaunen kann.
Komplettes Verwöhnaroma, vor allem für Paare
Velassaru ist nun der Inbegriff des klassischen Malediven-Urlaubs, bei dem man tauchen und schnorcheln, sich mit besten Speisen verwöhnen lassen und in großzügigen Bungalows, ausgestattet mit höchster Ästhetik (und Outdoorbadezimmern, zumindest in den Beachvillen) logieren kann. Auf 129 Zimmer kommen bis zu 320 Mitarbeitende, so dass es einem natürlich an nichts mangelt. Das wissen offenbar nicht nur die vielen frisch Verliebten, die hier ihr Glück zelebrieren können, es ist auch einem Schweizer Ehepaar bewusst, das schon 26-mal (!) auf Velassaru war, was man eidgenössische Treue nennt!
Das Design der Häuser, die großartige Qualität der Küche und die praktische Nähe zum Flughafen machen den Aufenthalt zu einem Gesamtkunstwerk, an dem jedes Detail stimmt.
Erschwinglicher Luxus auf den Malediven
Die drei von mir hier besuchten Inseln gehören nicht zur absoluten Topliga der Resort Inseln, was aber auch gut ist. Denn während solche schon mal bis zu $ 3000.- am Tag kosten können, bewegen sich die Preise von Kurumba, Dhigali und Velassaru zwischen $ 250.- bis $ 900.-, je nach Jahreszeit und Angebot, so dass sich das auch Familien leisten.
Man bekommt zwar nicht den ultimativen Luxus geboten, aber dafür großartige Kulinarik zu einem akzeptablen Preis; und schon wird der Malediven-Urlaub zu einem once-in-a-lifetime-Erlebnis; man merkt, dass es sich hier auch mit weniger Budget gut auskommen lässt und man letztlich nahezu dasselbe erleben kann wie diejenigen, die Unsummen dafür ausgeben.
Ich bin der Ansicht, dass die Kombination Kurumba – Dhigali – Velassaru (jeweils 2-3 Tage) durchaus zu einem Traumurlaub führen kann. Denn das Leben ist das, was man daraus macht. Wer das nicht beherzigt, der muss halt tiefer in die Tasche greifen.
Und am Strand kann man dann das berühmte Werk von Johannes Mario Simmel (wieder)lesen, dessen Titel lautet: „Es muss nicht immer Kaviar sein …“.
DIE ADRESSEN
Kurumba Maldives: www.kurumba.com
Dhigali Maldives: www.dhigali.com
Velassaru Maldives: www.velassaru.com
Fotos: Dhigali Maldives, Kurumba Maldives, Velassaru Maldives, Privat