Boote am Strand von Sansibar

EIN SMARAGD AUF SANSIBAR

Drei Personen haben Sansibar berühmt gemacht: John Brunner mit dem Science Fiction Roman „Stand on Sansibar“, Herbert Seckler mit seiner „Sansibar“ auf Sylt und natürlich Freddie Mercury, der in Sansibar das Licht der Welt erblickte. Und wie sieht es heute dort aus?

Hier erfahren Sie mehr über

  • Die Geschichte von Sansibar
  • Armut und Tourismus als Hoffnung
  • Das Emerald Zanzibar Resort & Spa

Text Hans Christian Meiser

Portrait in Schwarz-Weiß von Hans Christian Meiser

Dr. Hans Christian Meiser ist Philosoph und Publizist, zudem Herausgeber und Chefredakteur von PURPOSE, dem Magazin für Sinnhaftigkeit. Dieses Thema zieht sich durch sein gesamtes Werk.

Es gibt Reiseführer, die schwärmen in höchsten Tönen von jenem Eiland im Indischen Ozean, das Tansania vorgelagert, seit der Revolution von 1964 den Status eines halbautonomen Teilstaates innehat. Etwa zwei Millionen Menschen leben hier, sie sind zum größte Teil Muslime.
Die Hauptstadt Stone Town blickt auf eine reiche, aber weniger erfreuliche Vergangenheit zurück. Zunächst war es vor fast zweihundert Jahren der Sultan von Oman, der den Ort zum wichtigsten Zentrum des Sklavenhandels in Ostafrika machte und damit all die Prachtbauten finanzieren konnte. Später trieben das Deutsche Kaiserreich und die Englische Krone dort ihr (Un)wesen, bis schließlich die Revolution das Sultanat für beendet erklärte, was wiederum dem DDR-Führer Walter Ulbricht gefiel, der dort eine sozialistische Gesellschaft sich entwickeln sah und Architekten schickte, die für die arme Bevölkerung Plattenbauten errichteten. Diese verfallen heute zusehends, aber nicht nur sie, auch zur Restaurierung der einst prächtigen Gebäude der Hauptstadt fehlt das Geld.

Palmen und Strand auf Sansibar

SANSIBAR: REICHE KULTUR – ARMES LAND

Denn Sansibar ist ein armes Land, 30 Prozent der männlichen Bevölkerung sind arbeitslos und die Bauern pflanzen und ernten alle dasselbe, nämlich Mangos, Ananas, Jackfruit und Bananen. Reich wird davon keiner. Die Zukunft Sansibars ist also, wie die vieler Länder auf dem afrikanischen Kontinent, nicht rosig.
Es ist ein Wunder, dass die Bevölkerung so entkrampft mit der Situation umzugehen scheint. Vielleicht liegt es an der Hoffnung, dass der Tourismus Besserung bringt. Und diese Vorstellung ist tatsächlich berechtigt. Denn wer im Tourismus arbeitet, muss zunächst alles Mögliche lernen, um dort ein Einkommen zu haben. Sprachen, Umgangsformen, Lesen, Rechnen usw., kurz: Bildung ist die Grundvoraussetzung für Gelderwerb. Bildung aber führt irgendwann zu Wohlstand und dieser ist die Grundlage für ein friedliches Leben.
So gesehen ist das, was gerade auf Sansibar geschieht, beispielhaft.

Frisuer Sansibar

SANSIBAR: LUXUS URLAUB UNTER PALMEN

Es gibt natürlich nicht wie anderswo im Indischen Ozean (etwas auf Mauritius, den Malediven oder den Seychellen) einen ausgeprägten (Luxus)Tourismus, aber dieser ist gerade im Entstehen. Zu Recht, denn Sansibar hat auf kleinem Raum Großes zu bieten: eine grandiose Natur zu Wasser und zu Land, eine gegenüber Touristen durchwegs aufgeschlossene Bevölkerung, afrikanisches Leben, wie man es unverfälschter kaum erleben kann, eine reiche Historie und eine wunderbare Küche.

TRAURIGE TROPEN

Wie fast überall in der so genannten Dritten Welt liegt die Lebenserwartung unter 60 Jahren und der DurchschnittsJAHRESverdienst bei 250 Dollar- Wer im Hotel arbeitet, kann diesen um das Vierfache oder auch mehr erhöhen. All das mag uns ungerecht vorkommen und uns sagen lassen, dass man solche Orte lieber meiden solle, aber damit ist niemandem geholfen.

Hier einige Gründe, weshalb man dennoch nach Sansibar reisen sollte:
1) Man erlebt ein ziemlich eindrucksvolles, unverfälschtes Bild von Ostafrika.
2) Das Reisen hier ist, wenn man sich nicht gerade sehr dumm anstellt, ziemlich sicher.
3) Die Natur ist überwältigend schön.
4) Die Entspanntheit der Bevölkerung überträgt sich auf die Touristen. In der Begegnung mit den Locals (ich mag das Wort „Einheimische“ nicht) erlernt man, dass man sich viel zu schnell bewegt, viel zu wenig lächelt, sich viel zu wichtig nimmt und dass das JETZT wichtiger ist als das Gestern und das Morgen.

  • Tribüne auf Sansibar
  • Essensstand auf Sansibar

VON ITALIEN NACH SANSIBAR

Das erkannte auch die Familie Scarapicchia, die seit den 1980er Jahren im italienischen Reiseveranstaltungsbusiness tätig war und zunächst Skiaufenthalte in den Dolomiten verkaufte, später aber Hotels und Resorts in Kenia, Mexiko und der Karibik baute und managte. Die nächste Generation mit den Geschwistern Greta und Mattia sowie deren Vater Ermenegildo und Onkel Aldo entdeckten schließlich den Indischen Ozean für sich und so entstanden nicht nur zwei Malediven Resorts, sondern auch und vor allem „Emerald Zanzibar Resort & Spa.“

Emerald Zanzibar Resort & Spa

VORBILD SARDINIEN

Eigentlich ist das Vorbild des „Emerald Zanzibar“ das „Forte Village“ auf Sardinien, eine Luxusanlage, die 1970 von Charles Forte, dem Vater von Sir Rocco Forte, als Freizeitanlage mit verschiedenen Hotelkomplexen, Restaurants, Piazzas etc.) errichtet wurde und als Inbegriff eines Hoteldorfes gilt, in dem jeder nach seiner Fasson glücklich werden kann, weil für jeden etwas dabei ist, das ihm guttut.

EMERALD ZANZIBAR

Im „Emerald Zanzibar“ (im Englischen wird das „s“ durch ein „z“ ersetzt), das im Nordwesten der Insel zwischen Matewe und Nungwi liegt, ist diese Vision eines Luxusresorts für Familien weiter gereift und es entstand ein Hotel aus verschiedenen Flügeln, mit vier Restaurants (darunter ein asiatisches und ein südamerikanisches), einem Kids Club, einem Convention Center, drei Swimmingpools, einem Sports Center mit Gym, einem Tauch- und Schnorchelcenter, zwei Tennisplätzen und einem für Paddel, einem (nicht unterirdisch gelegenen!) Spa, und vielen anderen Annehmlichkeiten.
Die kleinsten, hervorragend ausgestatteten Zimmer messen 59m²; insgesamt gibt es 250 davon, die bei voller Auslastung 600 Personen beherbergen könnten. 450 Angestellte kümmern sich um diese. Zum internationalen Flughafen beträgt die Entfernung etwa 90 Minuten.

Kitesurfen auf Sansibar

NACHHALTIGER ALL-INCLUSIVE-LUXUS FÜR DIE GANZE FAMILIE

Soweit – so gut. Was aber ist nun das Besondere daran? Nicht nur, dass man auf der Höhe der Zeit agiert und sich ganz der Nachhaltigkeit verschrieben hat (Solarenergie, No Waste Philosophie, Kompostierung, Wasser aus der eigenen Quelle, Wiederaufbereitungsanlage für das Abwasser, kein Plastik in der gesamten Anlage etc.), sondern es ist vor allem das All-inclusive-Konzept, das seinerseits nachhaltig ist, weil man z.B. kein Papier für Rechnungen und/oder Quittungen benötigt, keinen Strom für Registrierkassen usw..

Aber abgesehen davon ist ein solches Konzept im Luxusbereich selten, zumal neben dem Frühstück und dem Abendessen sowie den Drinks am Pool auch das Lunch inkludiert ist, ebenso wie alkoholische Getränke, von den ganz teuren einmal abgesehen. Und daran merkt man eben, dass man nicht bei einer internationalen Hotelkette gebucht hat, sondern bei einer italienischen Familie, bei der den Bambini genauso große Beachtung geschenkt wird wie dem Essen.

Beides, die Kinderbetreuung wie das Essen, sind übrigens hervorragend, und, auch das ist überraschend, die Preise fallen um 2/3 günstiger aus als z.B. auf den Malediven. Ein Konzept, das in die Zukunft weist, aber in der Gegenwart schon realisiert wird. Denn welche Familie kann sich schon eine Nacht für 2000 Euro leisten, bei 330 Euro schaut das schon anders aus, wie Sie auf der Hotel-Website sehen können: https://www.emerald-zanzibar.com

EINE NEUE SMARAGDKÜSTE

Zurück nach Sardinien. Dort gibt es bekanntlich die „Costa Smeralda“, also die „Smaragdküste“, die wegen ihres smaragdgrünen Wassers so genannt wird. Daher stammt auch der Name des Hotels bzw. der Gruppe „Emerald“, also das englische Wort für „Smaragd.“ Egal aber in welcher Sprache, ein Edelstein ist dieses Resort auf Sansibar allemal und es lohnt sich durchaus, diesen Smaragd einmal in Händen zu halten.

P.S.: Auch wenn ein (Tages) Ausflug in die Hauptstadt Stone Town anstrengend ist, man sollte ihn auf alle Fälle unternehmen (am besten mit Führer, sonst verirrt man sich), nicht nur, um das Geburtshaus von Freddie Mercury zu besuchen, sondern auch, um später noch mehr als zuvor zu verstehen, warum der Tourismus auf Sansibar so wichtig ist. Der Präsident hat soeben potentiellen Touristik-Investoren Steuererleichterung versprochen. Eine Win-Win-Situation, zum Wohle aller. Das Ziel: dass Sansibar in einigen Jahren die Reisedestination Nr. 2. oder 3 im Indischen Ozean wird.

P.P.S.: Die Geschichte vom „Sansibar-Helgoland-Tausch“ aus dem Jahr 1890 ist eine Mär. Sansibar war nie deutsche Kolonie, demzufolge konnte auch nichts getauscht werden. Die Deutschen anerkannten lediglich die britische Schutzherrschaft über die Insel und Helgoland fiel an Deutschland zurück.

Fotos: FrontRowSociety.net, Andreas Conrad

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