Dunkler Holzuntergrund auf dem eine kleine Fahne aus einem Holzstecken mit weißem Dreieckssegel und der Aufschrift "Explore" liegt

ECKSTEINE DES LEBENS: LEBENSELIXIER NEUGIERDE

Ein jeder Mensch ist neugierig – von Geburt an und hoffentlich bis ins hohe Alter! Warum das gut ist und wohin es führen kann, darüber hat unser neugieriger Autor nachgedacht.

Hier erfahren Sie mehr über

  • Die Neugierde der Kinder
  • Die Rolle der Medien
  • Ein erfülltes Leben

 

Text Wolfgang Eckstein

Schwarz-weiß-Porträt von Wolfgang Eckstein

Wolfgang Eckstein ist 98 Jahre jung. Der Jurist war u.a. Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Bayerischen Bekleidungsindustrie, gründete den Verband deut­scher Mo­de­desig­ner, den Mo­de­kreis München und eine Stif­tung für die Modeindustrie. Für PURPOSE schreibt er exklusiv.

Lebenselixier und Neugierde sind Begriffe, deren Zusammenhang auf den ersten Blick nicht unbedingt einleuchtend ist.

„Elixier“ ist ein griechisches Wort, dessen Arabisierung die Alchimisten des 16. Jahrhundert verwendeten, um chemische Prozesse in Gang zu setzen, die in der Lage waren, aus Blei Gold zu machen. In der lateinischen Auslegung hingegen bezeichnet es eine Flüssigkeit, die, wenn man sie zu sich nimmt, ewiges Leben oder eine nicht endende Jugend verheißt. Oder aber den „Stein der Weisen“, der auch als Zaubertrank bekannt ist.

Es würde zu weit führen aufzuzählen, für wie viele verschiedene Probleme Elixiere als Wundermittel galten und eingesetzt wurden. Für mich ist indes klar: Es gibt nur ein ausschließliches Lebenselixier, welches für alle Menschen, Tiere und die gesamte Natur unverzichtbar ist: Wasser. Ohne Wasser kein Leben in der Welt.

Im übertragenen Sinne kann man die Frage stellen, ob es für den Menschen ein Elixier gibt, welches ihn in jeder Lebensphase, von der Geburt bis zum Abschied von dieser Erde, begleitet.

Ich behaupte: Ja, und es ist dies die Neugierde.

GRENZENLOSE NEUGIERDE

Der englische Autor Samuel Johnson (1709 – 1784) bezeichnete die Neugierde als „Durst der Seele“. Kinder gehen mit offenen Augen und Ohren durch die Welt, um sie zu entdecken. Ihre Neugierde ist grenzenlos. Sie fragen, probieren, gelangen dabei oft an die Grenze des Möglichen und nehmen Fehler in Kauf. Sie lernen aber auch aus diesen Erfahrungen, die ihnen ihre Neugierde offeriert, und sie gelten als erste Stufe jeder Bildung, die für das spätere Leben entscheidend sein wird.

Ohne ein „Wie, Wo, Was, Warum“ gibt es kein Lernen und damit letztlich auch keine Wissenschaft, weshalb der amerikanische Autor William Arthur Ward (1921 – 1994) die Neugierde als „den Docht in der Kerze des Lernens“  beschrieb.

Eine winterlich angezogene Frau blickt mit wehenden Haaren durch ein Fernglas

DIE NEUGIERDE DES LEONARDO

Denke man an Neugierde als Erkenntnismotor, fällt einem schnell das größte Genie aller Zeiten ein: Leonardo da Vinci. Seine mehr als 450 Jahre „alten“, bahnbrechenden und atemberaubenden wissenschaftlichen Erkenntnisse haben wir nicht zuletzt wegen seiner unstillbaren Neugierde zu verdanken.

Dieser Wert der Neugierde gilt aber auch für jeden anderen Menschen, ganz gleich, welchen Beruf er ausübt, in welchem sozialen Umfeld er lebt und in wie viele Lebensjahre er bereits hinter oder noch vor sich hat.

Neugierde öffnet den Menschen nicht nur im äußeren Sinn, sondern auch in Bezug auf das Innen, da man etwas über sich selbst lernt und Positives wie Negative bei sich besser erkennt.

Neugierige Menschen sind offen für alle Sichtweisen des Lebens, sie sammeln unbegrenzt neue Erfahrungen und haben ein tiefes Verständnis für ihre Umwelt.

Studien zeigen, dass Lebenszufriedenheit und Neugierde unmittelbar miteinander korrelieren.

Eine schwarz-weiße Katze steht auf den Hinterbeinen an einem grau gemauerten Haus und blickt auf ein Fenster

GESELLSCHAFTLICHER WANDEL

Heute befindet sich die Gesellschaft in einem noch nie dagewesenen Stadium schnellster Fortschritte, ständiger Veränderungen, kreativer Prozesse. All das entsteht nicht von selbst, sondern durch Menschen, die bereit sind, das Bestehende mit Neugierde zu hinterfragen, Ideen zu entwickeln, neue Lösungen zu finden.

Ohne sie gibt es keinen Fortschritt, und zwar auf keinem Gebiet des menschlichen Lebens. Allerdings lauert hier auch die Gefahr, es zu übertreiben und dabei mehr Altes zu zerstören als Neues in die Welt zu setzen. Der Klimawandel zeugt davon.

WERT DER NEUGIERDE FÜR DEN MENSCHEN

Doch abgesehen von der Bedeutung der Neugierde für das allgemeine Weltgeschehen, ist sie für jeden einzelnen Menschen und den Ablauf eines zufriedenstellenden, glücklichen Lebens von unverzichtbarer Bedeutung. Manche sehen das Wort Neugierde vielleicht als banal an und halten deshalb das gesamte Thema für überflüssig. Ein schwerwiegender Fehler, der weitgehende Konsequenzen für das ganze Leben haben kann.

Ein Ignorieren der Neugierde führt zu einer Interessens- und damit zu einer Tatenlosigkeit – der beste Weg in eine lähmende Langweile und schließlich in eine Einsamkeitsphase.

Solche Menschen haben sich ohne Not in diese Lage gebracht, sind aber gleichzeitig neidisch auf Andere, die mit ihrer Neugierde zwischenmenschliche Kontakte suchen und sich auf ehrliche Weise tiefe Beziehungen aufbauen, um damit ihr Leben inhaltsvoll, abwechslungsreich und glücklich zu gestalten.

Ein Mensch ohne Neugierde gleicht jemandem, der von den sieben Oktaven eines Klaviers immer und immer wieder die gleiche Oktave spielt und dadurch weder eine Melodie noch eine Harmonie findet.

Bildausschnitt der Augenpartie der rechten Gesichtshälfte eines Mannes mit weißen Haaren

NEUGIERDE IST KEINE FRAGE DES ALTERS

Neugierde ist keine Frage des Alters, sie muss für das ganze Leben ein wesentlicher Teil von einem selbst sein und bleiben. Neugierde darf nicht nur die Vergangenheit und Gegenwart umfassen, sondern muss zukunftsorientiert ausgerichtet sein.

Wer sie aufgibt, ganz gleich in welchem Alter, ist eigentlich schon tot, um es einmal konsequent auszudrücken. Neugierde ist keine kindliche Marotte, sondern eine lebenslange Notwendigkeit. Sie hält geistig wach, um auch im Alter noch aktiv am Leben teilzunehmen. Durch eine solche Offenheit kann man sich neuen Umständen anpassen, anstatt sich in eine Schmollecke zurückzuziehen.

Dieses Sich-Öffnen für alles Rundumgeschehen macht es möglich, mit allen Generationen Verbindung zu halten und vermeidet Probleme, sich der Gedankenwelt von anderen Altersklassen anzupassen und Verständnis für ihre Interessen und ihr Lebensgefühl zu entwickeln. Durch Freundschaften mit jüngeren Generationen wird man zu gänzlich neuen Überlegungen motiviert.

MEDIEN UND NEUGIERDE

Neugierde führt zwangsläufig immer wieder zu Fragen, für die man umgehend eine befriedigende Antwort möchte. Früher gab es dafür nur entsprechende Lexika oder andere Bücher. Die neuen Medien haben dieses Problem gelöst, denn jedes Smartphone ist, wie allseits bekannt, in der Lage, jede Frage sofort umfassend zu beantworten.

Es geht aber hier nicht um den Zeitaufwand, den man früher hierfür aufbringen musste, sondern um die Tatsache, dass man seine Neugierde, wann und wo auch immer, unbegrenzt erweitern kann.

So entsteht eine faszinierende Welt für Alle, die mit großer Neugierde auf der Suche nach neuen Kenntnissen und Erkenntnissen sind und ihr Leben mit Wissen und Erfahrungen bereichern wollen.

Ein kleiner Junge blickt durch ein Fernrohr, das sein gesamtes Gesicht verdeckt

GELEBTE NEUGIERDE

Im Rahmen einer Schulumfrage wurde ich im Alter von sieben Jahren gefragt, was ich denn eines Tages werden wolle. Meine klare, feste Antwort lautete: „Forscher, Herr Lehrer“. Ein Beruf, der unbegrenzte Neugierde erfordert, und die ich damals schon in mir verspürte.

Ich wurde zwar kein Lehrer, habe mir aber die Neugierde bis heute bewahrt und sie zu meinem Lebenselixier gemacht.

Dieses Offen-Sein für Alles, was das Leben an bunter und interessanter Vielfalt bietet und was die Menschen in anderen Ländern, rund um die Welt, bewegt, erwecken meine Neugierde bis zum heutigen Tage.

Jede begrenzte Neugierde, die sich nur auf den Beruf oder auf ein leidenschaftliches Hobby bezieht, ist mir zu wenig.  Aus diesem Grund ist mir mein allumfassender „Forscherdrang“ geblieben. Ich bereiste 120 Länder und dokumentierte dies in detaillierten Reiseberichten, die man auch im Purpose Magazin lesen kann.

Die durch die allseitige Neugierde begründete Kommunikationsfreude ermöglichte mir darüber hinaus Begegnungen mit zahlreichen faszinierenden und liebenswerten Menschen aus unterschiedlichsten Lebensbereichen.

Worte wie Desinteresse, Langeweile und Einsamkeit waren, sind und werden immer Fremdwörter für mich bleiben, schließlich ist ja die Neugierde mein Lebenselixier.

Fotos: iStock, Unsplash / Bing Frost, Frederick Marschall, Andrew Neel, Joseph Rosales

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