Take care of yourself

Fragen und Antworten fürs Leben

In ihrem Buch „Weit weg – Nah dran. Was hätte sein können und was wäre, wenn“ konfrontiert uns die Philosophin MoonHee Fischer mit 100 Fragen und 101 Antworten, dem Leben zu begegnen.

Hier erfahren Sie mehr über

  • Leere und Wachstum
  • Selbstentfremdung und Selbsterkenntnis
  • Frieden und Liebe

Text MoonHee Fischer

Dr. Moon Hee Fischer

Dr. Moon Hee Fischer, Philosophin und Kolumnistin, verbindet philosophisches Denken und spirituell gelebtes Gewahrsein u.a. in ihrem Buch „Wir erleben mehr, als wir begreifen“. Seit vielen Jahren begleitet sie Menschen in Lebensfragen und -themen in ihrer philosophisch-spirituellen Praxis in München.

Warum gibt es Kriege?

Wie innen, so außen. Der Mensch jedoch ist zerrissen. Er lebt in einer materiellen Welt und ist doch auch Geist. Er fühlt sich als Subjekt und behandelt sich zugleich als ein Objekt. Der Mensch ist das einzige Wesen, das sich selbst als ein Ding betrachten kann und betrachtet. Ersteres bezieht sich auf die positive Fähigkeit der Selbsterkenntnis und letzteres auf die negative der Selbstentfremdung.

Peace Zeichen

In einer materiell ausgerichteten Gesellschaft überwiegt die Strategie der Selbstvermeidung. Das Einzige, was zählt, ist die Befriedigung materieller Bedürfnisse und Ansprüche. Hierzu gehören Statussymbole, Leistungsorientierung, Effizienz- und Konkurrenzdenken. Der Zwang nach materiellem Wachstum hat eine nihilistische und gleichgültige Haltung in der Welt gefördert. Der moderne Mensch ist innerlich leer. Tragischerweise wird diese innere Leere wiederum mit äußerlichem Wachstum bekämpft.
Dies kommt dem Versuch gleich, Feuer mit Benzin zu löschen.

Smiley mit What Now

NIEDRIGE ZIELE

Die Welt ist in Unfrieden, weil der Einzelne krankt. Er krankt am Mangel an sich Selbst und so­mit am Mangel an Liebe und Mitgefühl für andere. Das Resultat der Selbstentfremdung ist Un­menschlichkeit.
Der Psychoanalytiker Erich Fromm erklärt:
„Wenn es einem Menschen nicht ge­glückt ist, seine Energie auf sein höheres Selbst hin zu entfalten, lenkt er sie auf niedrigere Ziele.“
Das hat die Trennung von Heiligem und Weltlichem zufolge, und so handelt der Mensch in seinem weltlichen Tun ohne Liebe. Das Fehlen von Liebe, der Mangel an Einheit und Ganz­heit, zerstört die Integrität in uns. Der nicht integre oder selbstentfremdete Mensch zeichnet sich dadurch aus, dass er sich für Zwecke benutzen lässt und er selbst auch alle anderen für seine Zwecke funktionalisiert.

Kanu auf einem Bergsee

Fromm spricht von der modernen Gesellschaft als einer Warengesell­schaft, in der die vorherrschende Orientierung die Marketing-Orientierung ist. In dieser hat alles und jeder einen Tausch- und Gebrauchswert. Der Marketing-Mensch ist Verkäufer und Ware zu­gleich. Da die Nachfrage Angebot und Preis bestimmt, gilt das Motto: „Ich bin so, wie ihr mich wünscht.“

Indem er unbedingt gefallen will und muss, wird er vollkommen austausch- und aus­wechselbar, schlimmer noch – er wird emotional erpressbar. Denn werthaft ist das, was erfolg­reich ist. Konkurrenzkampf und ständige Versagensängste führen zu Unausgeglichenheit und mehren innere Spannungen und Unfrieden. Die Auswirkungen davon sind der Verlust von Ver­trauen in das Gute und in die Gerechtigkeit, die sich in einer gelebten Gleichgültigkeit sich selbst und anderen gegenüber äußert. Ausgang der Frommschen Marketing-Orientierung ist die oben genannte innere Leere, denn der Marketing-Charakter liebt und hasst nicht. Liebe ist für ihn nur ein Objekt, ein Mittel zum Zweck.

LIEBE UND FRIEDEN

Doch ohne Liebe kein Frieden. Frieden ist keine äußerliche Sache – wir müssen ihn in unseren ei­genen Herzen finden. Frieden im Herzen bedeutet, dass wir unser tiefstes Sein – welches Einheit ist – erkennen. Das kann nur geschehen, wenn wir aufhören zu beurteilen und zu verurteilen.
Nur indem wir jegliche mentale Trennung und Ablehnung loslassen, kann das Herz seine Bestim­mung erfüllen. Dann öffnet und weitet es sich so, dass alles und jeder darin Platz hat. Selbster­kenntnis, aufrichtige Selbstannahme und zugleich liebende Annahme des anderen – das ist wah­rer und dauerhafter Frieden.

Frieden und Liebe sind identisch: Ohne Frieden keine Liebe und ohne Liebe keinen Frieden.

 

Das PURPOSE-Magazin bedankt sich für diese erste Leseprobe. Weitere Fragen und MoonHee Fischers Antworten darauf werden folgen.

Fotos: Unsplash / Tasha Jolley, Tim Mossholder, Dave Ruck, Christian Wiediger

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