Vom Friedensprozess und seinen Etappen
Dass Frieden ein schwieriger Prozess ist und welche Wege man gehen muss, um ihn dauerhaft zu gestalten – davon erzählt das Grimm’sche Märchen „Der alte Sultan.“ Unsere Autorin hat es zeitgemäß interpretiert.
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Text Irmela Neu
Prof. Dr. Irmela Neu lehrt Interkulturelle Kommunikation in Spanien und Lateinamerika an der Hochschule München für angewandte Wissenschaften (HM), gibt Seminare zu empathischer Kommunikation, ist Autorin und studierte Politologin. www.irmela-neu.de
Der funktionale Umgang mit Leben
Beim Lesen des Märchentitels „Der alte Sultan“ kommen Assoziationen auf: fernöstliche Geschichten à la 1001 Nacht, die den Duktus und Verlauf des Märchens bestimmen.
Nein, darum geht es ganz und gar nicht; vielmehr handelt es sich um einen in die Jahre gekommenen Hund, dem sein Herrchen den Namen „Sultan“ verliehen hat, weil er immer ein starker, treuer, würdevoller Hund war. Nun ist er alt und schwach. Welche Konsequenzen das für ihn hat, wird gleich mit dem ersten Satz des Märchens klar:
„Es hatte ein Bauer einen treuen Hund, der Sultan hieß, der war alt geworden und hatte alle Zähne verloren, so dass er nichts mehr fest packen konnte.“
Sultan konnte also in diesem Zustand nicht mehr seine ursprünglichen Aufgaben erfüllen, die er als kraftvoller Hund und treuer Begleiter seines Herrn ein Leben lang ausgeführt hatte. Jetzt taugte er zu nichts mehr im Arbeitsleben. So zahnlos wie er nun mal geworden war, konnte er noch nicht einmal mehr einen Dieb schnappen. Ein „unnützer Esser“ also, der nur noch Kosten verursacht. Am besten, sich gleich seiner entledigen!
Genau das hatte der Bauer – sein Besitzer – vor, als er eines Tages seiner Frau eröffnete, er wolle ihn morgen noch gegen Abend erschießen. Weg mit ihm, er hatte seine Schuldigkeit getan!
Der Bauer vertritt hiermit in seinem Bereich eine Einstellung, die in umfassender Art und Weise nach wie vor gilt. Diese an Gewinnmaximierung orientierte Denkrichtung dürfte uns nämlich auch heute noch bekannt vorkommen. Leistungsfähigkeit, Rentabilität und Effizienz triumphieren gerade in unserer modernen Gesellschaft mehr denn je. Welch ein nach wie vor funktionaler Umgang mit dem Leben!
Doch kehren wir zum Märchen zurück. Setzt sich unser Bauer mit seinem Vorschlag durch und schreitet einfach zur Tat?
Die entgegengesetzten Pole von funktionaler und mitfühlender Sichtweise
Die Frau des Bauern war mit dieser funktionalen Sichtweise ihres Gatten ganz und gar nicht einverstanden. Auf das ihr mitgeteilte Vorhaben, sich des Hundes auf direkte Art und Weise sogleich entledigen zu wollen, reagiert sie empört mit einem Gegenvorschlag. Sie möchte ihrem treuen Sultan „‚das Gnadenbrot geben'“.
Nach so vielen Jahren stets genau erfüllter Dienste, Treuebekundungen und wohltuender Begleitung, ist es nur recht und billig, so ihre Sichtweise, ihm als Ausgleich dafür einen ruhigen, sicheren und freundlichen Lebensabend zu bereiten. Er hat es sich verdient, ihm dies zu gönnen! Dem altersschwachen und nun von seinem Herrchen abhängige Sultan steht es einfach zu. Mitgefühl und Dankbarkeit lassen grüßen!
Der Bauer reagiert empört auf ihren Vorschlag und lehnt ihn rundweg ab. Schließlich habe Hund Sultan ja bereits während seiner starken, funktionstüchtigen Jahre für seine Dienste stets „‚sein gutes Essen dafür gekriegt'“. Ein „Gnadenbrot“ sei deshalb völlig überflüssig. Seine Dienste hält er für abgegolten, sie sind seiner Meinung nach quitt. Wir sind ihm nichts schuldig, ist seine Devise!
Bei der Frage, wie mit dem alten Sultan umzugehen sei, stehen sich also zwei diametral entgegengesetzte Sichtweisen gegenüber. Auf der einen Seite plädiert die Bäuerin aus Mitgefühl und Dankbarkeit für „das Gnadenbrot“, auf der anderen Seite plädiert der Bauer grosso modo für ein „weg mit ihm, wir sind ihm nichts schuldig“.
Gelingt es der Bäuerin, ihre Sichtweise durchzusetzen, die unserem Sultan einen freundlichen Lebensabschnitt des dritten Alters bescheren möchte oder obsiegt der Bauer mit seinem geplanten funktionalen Vorgehen?
Weder noch, zumindest zunächst – lassen Sie sich von dem weiteren Verlauf des Märchens überraschen!
Der Retter aus der Not
Der „arme Hund“, unser alter Sultan, hatte die Diskussion unseres Bauernpaares, vor allem das Vorhaben seines Herrchens, beim Sonnenbaden mit angehört und war sehr traurig, dass „morgen sein letzter Tag sein sollte.“ Er zweifelte also nicht daran, dass sich sein Besitzer einfach mit seiner Tat durchsetzen würde.
In seiner Not kam Sultan auf eine Idee: Vielleicht könnte ihn sein guter alter Freund, der Wolf, aus dieser misslichen Lage befreien.
Als die Bauersleute des Nachts friedlich schliefen, schlich sich unser Sultan leise zu seinem Freund, den er nach kurzer Zeit in der Nähe des Bauernhofes auch tatsächlich ausfindig machen konnte. Sehr betrübt klagte er ihm sein zu erwartendes Schicksal, das unmittelbar bevorstand. Der Wolf sprach ihm daraufhin „guten Mut“ zu; er hatte sich nämlich schon beim Zuhören eine brillante Idee ausgedacht, genauer eine List, die unseren Sultan retten könne.
Geneigte Leser, auf diese List dürften Sie wohl kaum kommen, auch wenn sie durchaus nahe liegt. Welche würden Sie sich in der Rolle des Wolfes ausdenken, um den armen Sultan nicht nur aus seiner fatalen Lage zu befreien, sondern ihm auch noch einen guten Lebensabend angedeihen zu lassen? Pause. Die Auflösung nachfolgend!
Die List zur Rettung aus der Not
Die vom Wolf ausgeheckte List besteht aus folgendem, wohl ausgeklügelten Plan:
Der Wolf hatte beobachtet, wie die Bauersleute morgens ihr Haus verlassen, ihren Säugling mitnehmen und ihn in den Schatten hinter der Hecke legen, während sie sich ihrer Feldarbeit widmen. Sein Freund Sultan solle sich neben das Baby legen und so tun, als wolle er es bewachen. Er, der Wolf, käme dann aus dem Wald gesprungen, um das Kleine zu schnappen und mit seiner Beute wegzurennen.
Sultan solle dann hinterher hetzen, als wolle er den Säugling retten, indem er ihn dem vermeintlich bösen Wolf abjagt. Nach einer Weile würde er, der Wolf, den Säugling fallen lassen. Sultan könne dann ganz leicht das Säuglingsbündel schnappen und wieder zu seinen Eltern bringen. Voller Dankbarkeit würden sie ihren lieben, alten, treuen, verlässlichen Sultan, der auch im Alter noch zu Heldentaten fähig ist, in Reue liebevoll wieder aufnehmen; infolgedessen würde er nicht nur begnadigt werden, sondern ein gutes, umsorgtes Leben auf seine alten Tage auch weiterhin führen.
So ausgedacht, so getan. Der raffinierte Plan ging voll und ganz auf. Es kam genau so, wie es der Wolf inszeniert hat. Welch ein Psychologe, ein gewiefter Experte in Sachen Manipulation, unser Wolf! Aus Dankbarkeit für die planmäßig eingefädelte, liebevolle Rettung ihres Kindes kam es für Sultan zu einer Schicksalswendung. War sie aber auch von Dauer?
Der Erfolg der List
Der vormals so ungnädige Bauer schmilzt vor Rührung und Dankbarkeit dahin. Er streichelt seinen lieben Sultan liebevoll und verspricht ihm sogleich: „‚Dir soll kein Härchen gekrümmt werden, du sollst das Gnadenbrot essen, solange du lebst.'“
Ja, mehr noch: seiner Frau gab er den Auftrag, sie solle dem Retter ihres Kindes sogleich einen Brei kochen, den er gut essen könne – so zahnlos, wie er nun mal war. Darüber hinaus gab er sein Kopfkissen als Geschenk an seinen Sultan für ein bequemes Lager in dessen Hütte her. Ab sofort machte Sultan also seinem Namen alle Ehre, denn seit dem Gelingen der List wurde er entsprechend von seiner Herrschaft behandelt.
Alles gut, so könnte das Märchen enden. Doch ganz so glatt geht es nicht weiter. Es gibt ein gewichtiges Hindernis auf der Zielgeraden! Welches wohl? An dieser Stelle ist Kombination gefragt….
Der Preis der List
Unserem Sultan ging es ab sofort sehr gut, wobei natürlich als Messlatte die Verhältnisse von Bauern gilt. Sie waren und sind auch heute noch im Durchschnitt alles andere als üppig!
Nun, nach einer Weile wurde Sultan von seinem Retter und Freund, dem Wolf, besucht. Der „freute sich, dass alles so wohl gelungen war.“ Er hatte ihm also einen wölfischen Dienst erwiesen! Er war der Erfinder der Idee und Ausführung der List. Die Urheberrechte lagen also bei ihm! Tja, und das hatte seinen Preis, den er dann auch sogleich einforderte. Ob aus Eifersucht, Neid, Geltungssucht oder einfach so, das sei dahingestellt; er will eine Belohnung. Ahnen Sie, worin diese bestehen soll?
Nun, ganz einfach: der treue, gute, alte Sultan, sein Freund, den er errettete, solle doch „ein Auge zudrücken“, wenn er, der Wolf, seiner Vorlieben gemäß dann und wann „ein fettes Schaf“ aus der Herde des Bauern „wegholen“ würde. Es sei heutzutage sehr schwer, an einen solchen Leckerbissen zu kommen – und dann auch noch so bequem, könnten wir aus heutiger Sicht des Wolfsthemas hinzufügen.
Der Vorschlag des Wolfes besteht also darin, dass der alte Sultan entweder wegschauen solle oder, so sich vielleicht gegebenenfalls an nichts erinnern könne.
Es ist mehr als ein Vorschlag: Es ist eine Forderung für seine Dienste. Damit bringt er unseren Sultan in einen gewaltigen Zwiespalt.
Der Konflikt
Der Wolf hat unserem Sultan nicht nur das Leben gerettet, sondern ihm auch noch zu einem sehr angenehmen Lebensabend verholfen, so die eine Seite. Dafür ist Dankbarkeit angezeigt. Auf der anderen Seite besteht eine jahrelange Loyalität gegenüber seiner Herrschaft, der er immer treu gedient hat.
Wie würde der Konflikt ausgehen? Würde er aus Dankbarkeit gegenüber dem Wolffreund seinem Herrn einen Schaden zufügen lassen, ohne dass er, Sultan davon unmittelbar betroffen wäre – oder gewinnen Treue und Ehrlichkeit in seiner Seele die Oberhand?
Unser Sultan zögert keinen Augenblick beim Vernehmen des Vorschlages. Er lehnt ihn kategorisch mit folgenden Worten ab:
„‘Darauf rechne nicht (…) meinem Herrn bleibe ich treu, das darf ich nicht zugeben.'“
Wie reagiert der Wolf? Ebenfalls auf seine Weise – dank psychologischer, neuzeitlicher Erkenntnisse auch als folgerichtig erklärbar: Die klare Ablehnung wird bei ihm – zur vollen Zustimmung! Der Trick für diese diametral entgegengesetzte Interpretation des Gehörten: Der Wolf hält das Nein ganz einfach für einen „Scherz.“ Selbstrechtfertigung pur! Gier aus Lust lässt grüßen. Mit der Kraft der vollen Überzeugung, eine gerechte Tat zu begehen, macht sich der Wolf an die Umsetzung seines Vorhabens – und…..
Nun, unser treuer Sultan hatte nicht nur das Vorhaben des Wolfes missbilligt, sondern darüber hinaus auch seinen Herrn, den Bauern über das Vorhaben des Wolfes verständigt. Statt der Mahlzeit, die dem Wolf genüsslich vorschwebte, erwartete ihn eine ordentliche Tracht Prügel. Er musste sich schnell aus dem Staub machen. Doch er tat dies nicht ohne folgende Drohung:
„‘Warte, du schlechter Geselle, dafür sollst du mir büßen.'“
Die Strategie der Rache
Kein Zweifel, dass die an unseren Sultan gerichtete Drohung ernst zu nehmen ist. Schließlich fühlte sich der Wolf im Recht, denn er hatte seinem Freund Sultan wirklich geholfen. Was also sollte die einseitige Treue gegenüber dem Bauern? Dieser war Sultan ja ursprünglich feindlich gesonnen! Nur dank seiner, des Wolfes Hilfe, verkehrte sich die Haltung des Bauern ins Gegenteil.
Wo also bleibt die Dankbarkeit gegenüber ihm, seinem Retter? Der Wolf war wütend. Rache ist angezeigt. Welch ein Verrat seines Freundes! Was denkt er sich wohl aus? Wir kennen den Wolf ja schon als einen gewieften Strategen.
Seine Kreativität in dieser Hinsicht kommt in folgendem Plan zum Tragen:
Er fordert unseren Sultan zu einem Duell auf und organisiert ein in seinen Augen schlagfähiges Team. Diese Form der Konfliktlösung vor allem bei – oft auch nur vermeintlichen – Kränkungen der Ehre war im 19. Jahrhundert in Adelskreisen durchaus üblich – eine aus heutiger Sicht im wahrsten Sinn des Wortes handgreifliche Methode mit einem strengen Kodex zwar, doch mit der weniger ehrenwerten Absicht, sich eines Gegners standesgemäß zu entledigen. Heutzutage, im digitalen Zeitalter, sind subtilere Methoden mit der gleichen Absicht bekannt und in Anwendung.
Die Rache des Wolfes besteht also darin, unseren Sultan zu einem Duell an einem bestimmten Ort „heraus zu fordern„, so der einschlägige, heute in aller Munde gebrauchte Fachbegriff; ein Duell, das er nicht ablehnen kann. Er lässt die Kampfansage durch seinen Adjutanten, das von ihm engagierte Schwein, seinem Gegner, unserem Sultan überbringen. Dieser wiederum tut sich schwer, einen Adjutanten zum Sekundieren zu gewinnen. Schließlich findet sich eine alte, dreibeinige, humpelnde Katze dazu bereit, die beim Gehen vor Schmerz aufheult und dabei ihren Schwanz aufstellt.
Der Wolf ist schon mehr als pünktlich mit seinem Team an Ort und Stelle. Als er die gegnerische Partei – bestehend aus unserem Sultan und der behinderten Katze – daherkommen sieht, ist er sich ihres Sieges sicher. Der Wolf befindet sich geradezu im Siegesrausch. Schnelligkeit, Wendigkeit und ein Mehr an Kraft zeichnen ihn und sein Team ganz klar aus – sie würden gewinnen!
War dem wirklich so? Was passierte?
Das konfrontative Kampfgeschehen
Es kam völlig anders, als vom Wolf so logisch eindimensional bei rein physischer Krafteinschätzung gedacht. Er hatte nämlich die mentalen Befindlichkeiten seines Adjutanten nicht bedacht. Vor allem war ihm bei der Einschätzung seiner Überlegenheit eine wichtige Tatsache entgangen: eine kriegerische, also absichtsvoll zerstörerische Stimmung setzt Assoziationen und Energien frei, die sich in unvorhergesehener Art und Weise auswirken!
Genau das passierte:
Als der Adjutant des Wolfes schon von Weitem den beim Laufen aufgerichteten Schwanz der dreibeinigen Katze sah, nahm er bzw. das Schwein Reißaus; dieses hielt den Schwanz nämlich für den furchterregenden Säbel des Gegners! Auch in dem schwerfälligen Laufen der Katze sahen Wolf und Schwein eine Bedrohung. Sie meinten, darin die Absicht der Katze zu erkennen, schwere Steine zu transportieren, die sie nach ihnen werfen würde.
Diese Angst veranlasste den Wolf und das Schwein, so schnell wie möglich das Weite zu suchen. Das Schwein „verkroch sich im Laub und der Wolf sprang auf einen Baum.“ Weg waren der Herausforderer und sein Adjudant!
Der Friedensschluss
Als die anderen beiden, unser Sultan und sein Adjutant Katze, schließlich beim Ort ankamen, an dem das Duell stattfinden sollte, wunderten sie sich nicht schlecht. Der Herausforderer war gar nicht da – und das, obwohl dem Kodex gemäß Pünktlichkeit oberstes Gebot war. Sie schauten sich verwundert um; und siehe da, die Katze wurde fündig.
Das aufgewühlte Schwein hatte sich im Laub nicht ganz verstecken können; seine Ohren ragten noch heraus und schlackerten vor Angst. Dies setzte wiederum bei der Katze eine klare Assoziation nach Katzenart frei: eine Maus! Trotz ihrer Behinderung erreichte sie mit einem gezielten, kraftvollen Sprung das Objekt ihrer Begierde und biss herzhaft zu. Das Schwein schrie vor Schmerzen auf und verschwand schnell – doch nicht, ohne vorher noch laut und vernehmlich geschrien zu haben: „‘Dort, auf dem Baum, da sitzt der Schuldige.'“
Unser Sultan und die Katze schauten auf den Baum. Auf einem Ast saß der beschuldigte Wolf wirklich noch!
Was machte er? Gab er auf oder kämpfte er als der Stärkere gegen den schwächeren Sultan?
Er gab auf. Er „schämte sich, dass er sich so furchtsam gezeigt hatte und nahm von dem Hund den Frieden an.“ So endet das Märchen. Der Wolf gibt sich also zu guter Letzt geschlagen, nachdem unser Sultan ihm Frieden anbietet. Ob er aus Reue, Einsicht oder mit stiller Wut im Bauch einlenkt, das sei dahingestellt. Es könnte ja auch sein, dass er in diesem Augenblick den Wert wahrer Freundschaft erkennt.
Der Friedensprozess als Erkenntnis wahrer Freundschaft
Rekapitulieren wir die einzelnen Phasen:
Erst besteht eine Freundschaft zwischen unserem Protagonisten, dem altersschwachen Hund Sultan und seinem guten Freund, dem Wolf. Vertrauensvoll wendet sich ersterer an seinen Freund, der ihn mit einer List errettet und ihm darüber hinaus zu einem guten Leben verhilft.
Dann fordert er seinen Tribut als Gegenleistung hierfür. Unser Sultan verwehrt ihm dies, indem er seinem Herrn treu bleibt. Aus Rache fordert ihn der Wolf zum Duell heraus, das jedoch an unvorhergesehenen Ereignissen scheitert. Nolens volens gibt sich der Herausforderer geschlagen und nimmt das Friedensangebot an. Ende gut, alles gut – zumindest ist dies zu hoffen.
Der Frieden ist ein mühsamer Prozess, der auch eine psychologische Bereitschaft dazu erfordert. Immerhin kommt das Friedensangebot vom Schwächeren, der zugleich Sieger ist. Der Prozess erfordert einen Gleichklang in doppelter Hinsicht: de facto und emotional. Welch eine Erkenntnis!
Freundschaft, die für eine Hilfeleistung wie beim Bilanzieren eine Gegenleistung einfordert, ist in Gefahr, dass daraus eine Feindschaft wird. Dies ist überall im privaten Bereich, in Beziehungen wie in der Politik zu beobachten. Die Dynamik reicht von verengten Wahrnehmungen, Verdrehungen, (Selbst)Täuschungen bis hin zur direkten Machtausübung.
Umgekehrt beschert ein Freundschaftsdienst ohne Hintergedanken und Absichten inneren und äußeren Frieden. Dies ist dann nachhaltig der Fall, wenn die Freude über dessen gelungene Auswirkungen bei allen Beteiligten das Herz noch weiter aufgehen lässt, als es ohnehin schon zuvor dank der gegenseitigen, aufrichtigen Freundschaft war. Freundschaften ohne Forderungen aus purer Freude reichen ins Leben hinein und entfalten Strahlkraft. Das tut rundum einfach gut. Wohlbefinden lässt grüßen.
Viel Freude dabei, die Erfahrungen wahrer Freundschaft in Leichtigkeit zu entfalten!
Fotos: leonardo.ai iStock, Unsplash / bekky-bekks, marek-szturc