IM HERZEN VON ATHEN
Wer über ein Reiseportal ein Hotel in Athen buchen will, hat es nicht leicht, denn es gibt 1) unendlich viele und 2) weiß man nicht recht, ob das Angebot wirklich konveniert. Darum zwei Vorschläge, die garantiert passen.
Hier erfahren Sie mehr über
- Athen, damals und heute
- Erlesene Apartments in Athen
- Zuhause fühlen auf Zeit
Text Hans Christian Meiser
Dr. Hans Christian Meiser ist Philosoph und Publizist, zudem Herausgeber und Chefredakteur von PURPOSE, dem Magazin für Sinnhaftigkeit. Dieses Thema zieht sich durch sein gesamtes Werk.
Es ist durchaus verständlich, weshalb Mireille Mathieu 1971 ihr trauriges Abschiedslied „Akropolis adieu“ sang, denn schon damals hatte die griechische Metropole etwas, das die Touristen aus aller Welt nicht vermissen wollen: liebenswertes Chaos, überbordende Historie, Gastfreundschaft und höchste Kultur aller Orten.
Fünfzig Jahre später gibt es all das immer noch und selbst einst noch wenig beachtete Themen wie Luftverschmutzung, Verkehrschaos und Nachhaltigkeit sind mittlerweile auf dem Weg, eine Besserung zu erfahren – gerade wegen der Einwohnerzahl, die mittlerweile auf über mehr als vier Millionen (mit Vororten und Piräus) stieg. So wurde z.B. ein neuer Flughafen gebaut und die U-Bahn erweitert. Heute kann man 65 Stationen günstig und problemlos anfahren, was freilich das Verkehrsproblem nicht endgültig löst.
LUXUSHOTELLEGENDEN
Übernachten ist hingegen kein Problem in Athen; freilich sollte man wissen, wo die geeignetste Unterkunft zu finden ist. Und das hängt wiederum davon ab, was man in dieser Stadt vorhat. Da die meisten Gäste wegen der Sehenswürdigkeiten nach Athen kommen und diese im Zentrum lokalisiert sind, eigenen sich die dortigen Häuser, vor allem natürlich die drei Luxushotellegenden „Grand Bretagne“, „King George“ und „Athens Plaza“, die allesamt direkt nebeneinander am Syntagma-Platz liegen.
DIE ALTERNATIVEN
Aber es gibt auch Alternativen, die immer mehr en vogue sind: Möblierte Apartments, die im Gegensatz zu den Hotels in Athen meist wesentlich größer und auch persönlicher sind. Ich habe zwei davon ausprobiert, als ich wegen eines Kulturprojektes kürzlich in Athen weilte.
ART DECO IM „KOLONAKI 8“
In die erste Adresse verliebte ich mich sofort, denn sie liegt im nur fünf Gehminuten vom Syntagma-Platz entfernten, schicken Kolonaki-Viertel. In diesem befinden sich die meisten Botschaften sowie tolle Boutiquen, feine Restaurants und Cafés. Das 1930 erbaute „Kolonaki 8“, das sich als „Design Suites & Lofts“ definiert, beherbergt in den drei oberen Stockwerken zehn Apartments (einige mit Balkon bzw. Terrasse) im New York Style, die einem das Gefühl bescheren, schon bald hier heimisch werden zu wollen. Eine Küche ist natürlich inkludiert und der nächste Supermarkt gleich um die Ecke.
Die edle Ausstattung unterscheidet ein solches Apartment vom Hotel, aber der Wohlfühlfaktor kommt vermutlich daher, dass von diesem 2019 vollständig renovierten Haus (auch das ist Nachhaltigkeit!) alles Wichtige zu Fuß zu erreichen ist: die Akropolis, die U-Bahn, die National Gallery, alle wichtigen großen und kleinen Museen, das Vergnügungsviertel Plaka, etc., etc..
Verlässt man das Art Deco Haus oder kommt abends zurück, hat man das Gefühl, in „sein“ Apartment zu gehen.
Der Schick desselben hilft dabei, sich vom ersten Augenblick an heimisch zu fühlen.
NOCH ZENTRALER: „FOUR STREETS“
Eigentlich gilt das eben Gesagte auch für das andere Apartmenthaus, das ich besuchte, welches sich ebenfalls nur fünf Gehminuten vom Syntagma -Platz (aber dieses Mal in die andere Richtung) befindet, in der Ermou Str., der Haupt-Einkaufsstraße Athens. Auch von hier ist alles touristisch Interessante zu Fuß zu erreichen. Der Unterschied des „Four Streets“ zum „Kolonaki 8“ besteht darin, dass es noch zentraler am Geschehen liegt (zudem direkt neben der 1.000 Jahre alten byzanthinischen Kapnikarea-Kirche). Außerdem verfügt es über noch wesentlich größere, meist zweistöckige Apartments (bis zu 485 m²), die auch großen Familien Platz bieten.
Vassilis, der Besitzer dieser außergewöhnlichen, mit erlesenen Möbeln ausgestatteten Location, berichtet, dass seine Großeltern, denen das Haus gehörte, hier einst eine Schneiderei für Übergrößen hatten und ihre Waren in alle Welt lieferten.
Wenn Sie die Zeit haben, sprechen Sie mit ihm, er ist ein interessanter Zeitgenosse, der Sie mit der hellenischen Welt besser vertraut machen kann als ein Reiseführer. Hier zu logieren hat etwas Besonderes, denn man fühlt sich, zumal man das Geschehen in der Fußgängerzone von oben betrachtet kann, wie jemand, der schon immer hier wohnte. Dem Eingang gegenüber liegt ein Restaurant, in dem Abends gerne musiziert wird, so dass man diesen Aspekt der griechischen Gastfreundlichkeit ebenfalls hautnah erleben kann.
AKROPOLIS, BONSOIR!
Und wenn Sie einmal mitbekommen wollen, wie die Athener ihre Kultur feiern, dann sei Ihnen die Megaron Concert Hall empfohlen, in der Sie großartigen nationalen wie auch internationalen Aufführungen beiwohnen können, sowie das von Renzo Piano entworfene Kulturzentrum der Stavros Niarchos Stiftung. Dort erleben Sie nicht nur sensationelle Musik- und Opernaufführungen, sondern können auch in den Gärten ambulieren oder von der riesigen Dachterrasse aus die Dimensionen Athens bestaunen.
Vom Syntagma-Platz fährt ein kostenloser Shuttelbus dorthin, wo Sie einmalige kulturelle Erfahrungen sammeln können (www.snfcc.org). Anschließend sollten Sie noch im Dachterrassen-Restaurant des Hotel Grand Bretagne dinieren. Von hier aus ist der Blick auf die erleuchtete Akropolis absolut einmalig, und man nimmt es gerne in Kauf, dass das Essen dort unverständlicherweise weder so gut ist wie vor zehn Jahren, noch dass die Auswahl an Gerichten so zahlreich ist wie einst.
FAZIT
Athen ist eine grandiose Stadt, deren Geheimnisse es zu entdecken gilt. Wer nicht ins Hotel gehen mag, sondern intimere Apartments in Athen vorzieht, tut dies am besten im „Kolonaki 8“ oder im „4 Streets“, getreu dem Motto „Mittendrin statt nur dabei“. Er wird dann ein modernes Athen erleben, das den Charme früherer Zeiten nicht verloren hat. Und er wird heimisch werden in einer Weltstadt, die allen Sinnen das Optimale bietet, dort, wo vor 2.000 Jahren die Demokratie erdacht wurde, jene Staatsform, von der und in der wir heute so angenehm leben.
Fotos: Four Street, Kolonaki8, Unsplash / Aussieactive, Hochkieran Everett, Arthur Yeti