Junge Frau lächelt zwei Hunden zu – Symbol für Kommunikation und gegenseitiges Verständnis.

Verständigung kommt von „Verstehen“

Wir Menschen sind die intelligentesten Lebewesen der Erde: zu abstraktem Denken fähig, zu Sprache und Selbstreflexion. Warum nur kommunizieren wir so schlecht?

Hier erfahren Sie mehr über

  • Nötiges Verständnis
  • Kommunikation mit Tieren
  • Botschaften, die ankommen

Text Barbara Imgrund

Schwarz-Weiss-Foto Barbara Imgrund.

Barbara Imgrund ist freie Literaturübersetzerin und Autorin sowie ehrenamtlich im Hospizdienst und im internationalen Tierschutz tätig. barbara-imgrund.de

Seitdem ich meinen ersten Hund hatte und in Namibia auch exotischere Tiere beobachte, ist mir so manches Licht in Sachen Kommunikation aufgegangen. Zuallererst eine ebenso triviale wie wesentliche Tatsache:

Wer sich verständlich machen will, muss vom anderen verstanden werden können. Alle Beteiligten sollten daher dieselbe Sprache sprechen.

Klingt einfach. Ist es aber nicht.

Katze berührt mit ihrer Pfote die Handfläche eines Menschen.

Der Klügere denkt nach

Viele Herrchen und Frauchen gehen trotz ihres (zumeist) höheren Intelligenzquotienten allen Ernstes davon aus, dass ihr Hund bitteschön ihre Sprache zu lernen habe. Sie texten ihn per Dauerberieselung zu, geben Befehle in immer neuem Wortlaut und Tonfall – und wundern sich dann, dass das Tier nicht „spurt“. Kein Wunder. Es hat längst auf Durchzug gestellt, denn es versteht ja sowieso nur Bahnhof. Von außen besehen ist die Sache klar:

Mit der Selbstreflexion hapert es leider noch bei vielen Hominiden – obwohl die Hardware vorhanden wäre.

Ich gebe zu, ich war keinen Deut besser. Aber dann bekam ich ein gutes Buch in die Hand und lernte, was ich dem Tier wie vermitteln musste, damit es begriff, was ich wollte: und zwar durch Körpersprache, Tonfall, Konsequenz, Bestätigung, Lob und Tadel. Sobald ich das verinnerlicht hatte, reagierte mein Hund plötzlich in der gewünschten Form, ja mehr noch – er fasste Vertrauen zu mir.

Und warum? Weil ich, die „Intelligenzbestie“, von meinem hohen Ross gestiegen war und damit auch den Standpunkt gewechselt hatte. Die Fallhöhe war weg, ich stand nun auf Augenhöhe mit meinem Hund. Hier konnte ich die Welt aus seiner Warte betrachten. Ich verstand, wie ich ihm mitteilen musste, was er tun sollte. Und er tat es. Nicht immer, aber immer öfter.

Mit diesen Grundkenntnissen in artübergreifender Kommunikation bewehrt flog ich nach Namibia. Dort bekam ich Nachhilfe von Geparden, die schnurrend Streicheleinheiten einforderten, und ausgewachsenen Leoparden, die mich maunzend um Futter anbettelten, von Schafen, die mich mit ihren Liebesbezeigungen fast zu Fall brachten, und Pavianen, die ich mit „Lalelu“ ins Koma sang.

All das: Kommunikation. Man musste eben nur genau zuschauen und zuhören. Und dann übersetzen, was das wohl bedeuten mochte.

Zwei Erdmännchen kommunizieren aufmerksam in der Savanne – Sinnbild für Achtsamkeit und Dialog.

Auf Du und Du mit Erdmännchen

Am eindrücklichsten waren die Begegnungen mit Erdmännchen. Es ist bekannt, dass diese intelligenten Scharrtiere über ein umfangreiches Vokabular an „Wörtern“ verfügen, mit deren Hilfe sie sich untereinander verständigen.

Da ich einigermaßen musikalisch bin, versuchte ich also, mir ihre Lautäußerungen abzuhören. Nachdem ich mir mehrmals die Stimmbänder gebrochen hatte – das Erdmännchenkeckern entsteht weit hinten im Rachen –, ging es endlich immer besser. Täuschend echt scheint mir seitdem die Vokabel für „böser, böser Vogel“ oder „Adler“ oder etwas in der Art zu gelingen. Nicht, dass ich sie bewusst anwenden würde. Aber immer, wenn ich mich mit Erdmännchen unterhalte – das klappt sogar im Heidelberger Zoo –, lassen sie alles stehen und liegen, stellen sich hektisch auf die Hinterbeine und blicken alarmiert gen Himmel. Ich wiederhole: immer.

Wie und was kann mein Gegenüber begreifen?

Was all das mit zwischenmenschlicher Kommunikation zu tun hat? Ganz einfach: Wer möchte, dass seine Botschaft ankommt und beantwortet wird, sollte bereit sein, von sich selbst einen Schritt weg – und auf den anderen zuzugehen. Sich auf den anderen einzulassen, sich in ihn hineinzuversetzen. Er sollte zu ergründen versuchen, was dieser überhaupt begreifen kann und welche Informationen er dafür braucht.

Dann muss der Sender das, was er sagen will, in eine Sprache übersetzen, die der andere versteht – sei es nun eine Körper-, Laut-, Fremd- oder anders geartete Sprache. Und schließlich muss er es sagen. Am besten freundlich, höflich und offenen Geistes.

Denn merke: Ob Erdmännchentalk, Hundeerziehung oder menschliches Miteinander – es ist der Ton, der die Musik macht. Da beißt die Maus keinen Faden ab.

Fotos: Unsplash / Getty Images, Sandra Seitamaa, Jonas Vincent

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