KANN LUXUS NACHHALTIGKEIT?
„Nachhaltige Harmonie“ verspricht die Hauspostille des Musterguts „Castelfalfi“ in der Toskana. Ob das auch stimmt? Kann Luxus Nachhaltigkeit? Eine Suche.
Hier erfahren Sie mehr über
- Das Toskana Resort Castelfalfi
- Nachhaltigkeit im Luxushotel
- Wunderbares und störendes Licht
Text Hans Christian Meiser
Dr. Hans Christian Meiser ist Philosoph und Publizist, zudem Herausgeber und Chefredakteur von PURPOSE, dem Magazin für Sinnhaftigkeit. Dieses Thema zieht sich durch sein gesamtes Werk.
Es ist kein Luxusresort, kein Hotel, kein Agriturismo, kein Wein- und Olivengut, kein Rückzugsort für (zu) begüterte Individualisten oder Golfspieler. Und doch sind die 1.100 nicht eingezäunten Hektar zwischen Florenz und Pisa all das zusammen und noch viel mehr – so viel, dass der Platz hier nicht ausreicht, um zu schildern, was man im Toskana Resort Castelfalfi alles entdecken kann, sich selbst natürlich an erster Stelle, dafür ist die Toskana ja berühmt.
FRÜHER TUI, HEUTE HUI
Das Wichtigste vielleicht aber ist, dass nach dem ursprünglichen Besitzer, die TUI AG, welche mit den Gegebenheiten nie so recht etwas anzufangen wusste, nun jemand auftritt, der hier seine Visionen einer besseren Welt verwirklichen möchte: der indonesische Unternehmer Sri Prakash Lohia.
Er, der sein Vermögen u.a. mit Petrochemie (PET Flaschen) und Textilien verdiente, laut Forbes-Liste auf Platz 395 der reichsten Menschen dieser Welt geführt wird und lieber im Stillen wirkt, hat nun begonnen, in der Toskana eben das schaffen, was später durchaus als Vorbild für andere Gegenden dienen kann: nachhaltige Harmonie eben.
NACHHALTIGKEIT AT IT’S BEST
Und wie wird diese nun in Castelfalfi realisiert? Hier ein kleiner Auszug aus den Aktivitäten:
● 100-prozentige Selbstversorgung mit Wasserressourcen (Quellen) in ganz Castelfalfi: das Landgut produziert mit Hilfe von Wasseraufbereitungsanlagen selbst Trinkwasser, das dann an die verschiedenen Gebäude verteilt wird. Außerdem stammt das Wasser für die Bewässerung der landwirtschaftlichen Flächen und des Golfplatzes aus Dämmen, die zum Auffangen von Regenwasser angelegt wurden.
● Biobau-Prinzipien bei allen Bau- und Renovierungsarbeiten.
● Biomassekraftwerk aus Holz in allen Einrichtungen. Das innovative Heiz- und Kühlsystem wird mit Holzhackschnitzeln betrieben, die im Umkreis von 50 Kilometern um das Anwesen gesammelt werden.
● Die genutzten Rohstoffe in den Restaurants kommen aus einem 15 Kilometer entfernten Radius, was die CO2-Emissionen durch den Transport von Waren reduziert.
● Vollständig biologischer Anbau gemäß den Richtlinien des Ministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Forstwirtschaft.
● Beseitigung aller Pestizide, auch auf dem Golfplatz.
• Wein- und Olivenanbaugebiete (115 Hektar) werden organisch bewirtschaftet.
• Die Rücksichtnahme auf das wertvolle Ökosystem von Castelfalfi ist einer der Grundpfeiler der Planung des neuen Anwesens, aber schon jetzt entsteht hier ein Beispiel für eine perfekt ökologisch effiziente Bewirtschaftung in ganz Italien. Jede Veränderung oder Ergänzung wird an die vorhandene Vegetation angepasst, niemals umgekehrt.
• Die Beleuchtung ist so natürlich wie möglich, um die Dunkelheit und die Nacht nicht zu beeinträchtigen, da diese für das Wohlbefinden und die Gesundheit von Gästen, Tieren und Pflanzen entscheidend sind.
• Die Schlüsselkarten sind nicht aus Plastik, sondern aus Holz.
• In den Bädern wird bei den Kosmetika für die Gäste so gut es geht auf Plastik verzichtet.
ZURÜCK ZU DEN WURZELN
Das, was vor 2.000 Jahren ursprüngliches Wissen war, welches von den verschiedenen Bewohnern (Etrusker, Römer, Westgoten etc.) angewendet wurde, um ein harmonisches Leben zu führen, das aber nach der Renaissance mehr und mehr in Vergessenheit geriet, soll heute wieder zu neuer Blüte gebracht werden.
Auf diese Weise entsteht gerade ein Weltklasse-Anwesen, das durch seinen Vorbildcharakter nicht nur bei internationalen Müßiggängern für Entspannung sorgt, sondern das – auch unter Einbeziehung der lokalen Bevölkerung – Maßstäbe für ein harmonisches Verhältnis von Mensch und Natur zu setzen in der Lage sein wird.
PHILOSOPHIE, KUNST UND GENUSS
Isidoro di Franco, der schon zu TUI-Zeiten hier General Manager war, ist in hohem Maße an Philosophie und Kunst interessiert, was sich auch an den großartigen Ausstellungen und Kunstwerken auf dem ganzen Hotelareal festmachen lässt.
Und er weiß genau, dass nun eine Zeit angebrochen ist, in der die Botschaft von Castelfalfi in die Welt getragen werden muss; schon alleine deswegen, weil es kaum eine Gegend in der Toskana gibt, die vom Tourismus so verschont geblieben ist, wie jene magische Landschaft, in der man nicht nur Golf zu spielen (27 Loch) vermag, sondern die auch jene vier Getreidesorten hervorbringt, welche man als besondere Mischung in Pizza -Gestalt in der Trattoria „Il Rosmarino“ zu sich nehmen kann, was man nicht bereuen wird, ebenso wenig wie den Genuss der lokalen (Bio) Weine.
ERKENNTNISSE IN DEN HÜGELN DES LICHTS
Fine Dining gibt es natürlich ebenso, im Restaurant „La Rocca“, spektakulärer Blick bis hin zum Horizont, wo sich das Meer befindet, phantastischer Sonnenuntergang inkludiert. Gibt es also nichts zu meckern?
Doch, zweierlei fiel mir in diesem Gesamtkunstwerk doch noch auf. Es gibt einige Outdoor-Aktivitäten, die ich für überflüssig und zu teuer halte, wie z.B. das Fischen im eigenen See (300 Euro). Und noch etwas zur oben gepriesenen Illumination: In den eben renovierten Zimmern störte mich, dass es unter beiden Nachkästchen ein Licht gibt, das sich nicht ausschalten lässt und so hell ist, dass man schier verrückt wird.
Ich weiß, das Nachtlicht ist ein italienisches Hotelgesetz, aber es wäre von Vorteil, wenn es zumindest dimmbar wäre. Irgendwann gelang es mir, diese Lichter mit den oben erwähnten Hotelpostillen abzudecken und ich fand doch noch zu friedlichem Schlaf …
FAZIT
Die Erholung in den Hügeln des Lichts ist intensiv und effektiv, und man merkt erst nach der Rückkehr, wie wenig man braucht, um glücklich zu sein. Eigentlich schade, dass man erst verreisen muss, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen.
Mein Fazit: Luxus und Nachhaltigkeit widersprechen sich nicht, im Gegenteil, hier helfen die finanziellen Mittel, um wieder zu jenem Leben zurückzufinden, für das wir ursprünglich gedacht waren.
Und wenn es uns gelingt, dieses Leben nicht nur im Urlaub zu führen, dann kann man wirklich von harmonischer Nachhaltigkeit sprechen.
Wie das gehen kann, können Sie in Castelfalfi lernen.
P.S.
30 Minuten von Castelfalfi entfernt, in dem Örtchen Lajatico, wurde der weltberühmte Tenor Andrea Bocelli geboren. Jedes Jahr gibt er hier unter dem Motto „Teatro del Silenzio“ (Theater der Stille) ein spektakuläres Konzert in dieser einmaligen Landschaft.
2022 soll es am 28. July um 20:30 Uhr stattfinden. Mehr dazu unter teatrodelsilenzio.it
Fotos: Toscana Resort Castelfalfi, Mattia Aquila