Blühende Lupinen.

LUVE, LOVE, LIEBE – Lupinen auf dem Vormarsch

Der Milchmarkt bekommt Konkurrenz: Immer mehr Menschen kehren der Kuhmilch den Rücken zu und entdecken ein Mauerblümchen, das sich anschickt, die Geschmacksnerven zu erobern: Lupinen!

Text Gerd Giesler

Schwarz-Weiß-Bild von Roland Brandstätt.

Roland Brandstätt ist Marketing Direktor von Prolupin und hat schon einige Produkteinführungen begleitet. Prolupin ist ein Spin-off des Fraunhofer Instituts für die Verarbeitung heimischer pflanzlicher Proteine in der Food-Industrie.

Sie ist eine unbekannte Schöne. Und sie hat viele Vorzüge. Im Garten ist sie hübsch anzuschauen. In weiß, gelb oder blau. Aber was in ihr steckt, beweist sie dort nicht. Schon die alten Römer und Inka bauten die ernährungstechnisch interessante Süßlupine an und Friedrich der Große versuchte die relativ anspruchslose krautige Hülsenfrucht als Nahrungsmittel in Preußen bekannt zu machen.
Wie Erbsen, Linsen oder Bohnen sind die Lupinen-Samen extrem eiweißreich.

Außerdem eignen sie sich ideal für die Fruchtfolge. Denn sie hinterlassen den Boden in besserem Zustand, als sie ihn angetroffen haben. Ihre Wurzeln treiben tief, lockern das Erdreich auf und reichern es mit nützlichem Stickstoff an. Nur, die Sache hat leider einen Haken: Die unbekannte Schöne hat einen unangenehmen bitteren Nachgeschmack.

Und deshalb geriet sie wieder in Vergessenheit.

ZUKUNFTSPREIS FÜR LUPINEN-EIS

Der Clou kam erst vor acht Jahren. Einem Forscherteam um Peter Eisner vom Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV und dem Startup Prolupin war es nach jahrelangen Bemühungen gelungen, aus der schmallippigen blauen Süßlupine (lupinus angustifolius) in einem höchst komplizierten, mittlerweile durch mehrere Patente abgesicherten Spezialverfahren, hochwertiges, geschmacksneutrales Lupinenprotein-Isolat (LPI) in großen Mengen herzustellen.

  • Frau benutzt ein Produkt von Luve.

LUPINEN CONTRA SOJA, MANDEL, KOKOS, REIS

Mit dieser lokalen, gluten- und laktosefreien Wunderwaffe wider tierisches Eiweiß wollte man genverändertem Soja den Kampf auf dem Markt der Milch-Alternativen ansagen. Das Lupinen-Team trat an, die Welternährung zu verändern und heimste dafür 2014 den Deutschen Zukunftspreis ein. Der denkwürdige Abend klang mit Lupinen-Eis aus, was geschmacklich bei allen hervorragend ankam.

Als Spin-off des IVV sollte Prolupin fortan die wissenschaftlichen Erkenntnisse nutzen, um den Bauern einen Bodenverbesserer und den deutschen Konsumenten weniger Treibhausgase und mehr Tierwohl zu bescheren.

LPI – ROHSTOFF FÜR DIE WELTERNÄHRUNG

„Die Idee war den B-to-B Markt mit heimischem LPI zu beliefern und sich als Rohstoff-Lieferant für vegane Milchprodukte, Mayonaise, Eiscreme, Nudeln bis hin zu Fleisch und Wurst einen Namen zu machen“, erzählt Prolupin Marketing Direktor Roland Brandstätt.

Aber die Sache hatte einen zweiten Haken.

„Dummerweise konnte die Industrie damals noch nichts mit LPI anfangen. Also mussten wir eine eigene Marke mit breiter Produktpalette schaffen, um zu zeigen, dass es funktioniert. Das war die Geburt der Marke „Made with Luve“. Unter diesem Label, das weniger eine Reminiszenz an Flower-Power, als vielmehr ein Wortspiel aus den Anfangsbuchstaben von „Lupine“ und „vegan“ darstellt, produzierte die Firma vegane „Lughurts“ verschiedenster Geschmacksrichtungen.

Aber auch alternative Produkte in den Sparten Eis, Frischkäse, Pudding und Milch für Cappuccino-Liebhaber sind mit von der Partie.“

BLAUE LUPNENFELDER FÜR MECKPOM

Und während in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt die Lupinenfelder in Blau erstrahlten und das hochwertige Lupineneiweiß-Isolat aus 100 Prozent heimischem Anbau im Grimmener Betrieb extrahiert wurde, ging Roland Brandstätt auf Road-Show, um „Made with Luve“ unters Volk zu bringen.

Ein zähes Unterfangen, wie sich herausstellen sollte. „Klar heben wir den heimischen Anbau ohne Gentechnik in unseren Verpackungen und im Markenauftritt auf allen Kanälen hervor“, meint Brandstätt. „Schließlich sind wir die ideale Alternative zu Soja, Mandel, Kokos und Reis, die alle nicht in Meckpom gedeihen und teilweise um die halbe Welt verschifft werden, bevor sie bei uns im Supermarktregal landen.“

DER HEISSE KAMPF AM KÜHLREGAL

Doch leider wissen die wenigsten Menschen, was eine Lupine ist und verstehen die Message nicht. Die muss aber in Sekundenbruchteilen klar werden. Und dann bewahrheite sich leider auch eine alte Weisheit, so Brandstätt: „Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht“. So greifen die meisten Konsumenten im Zweifelsfalle lieber zum preislich günstigeren Soja-Joghurt oder den vertrauten Hafer-Barista-Drinks. Immerhin: rund fünf Prozent Marktanteil im Bereich der Joghurt-Alternativen kann die Lupine bereits für sich verbuchen.

VOM VEGANER ZUM REDUZIERER

Roland Brandstätt hat eine Mission. Er will die Menschen an Lupinenprodukte heranführen. Mit Veganern alleine lässt sich nicht genügend Umsatz erzielen. Prolupin setzt daher auf die Gruppe der Flexitarier und Reduzierer. Jene Mitmenschen also, die ganz bewusst den Verzehr von tierischen Produkten herunterschrauben. Egal ob aus ethischen, gesundheitlichen, nachhaltigen oder einer Mischung aller dieser Gründe. Rund 30 Prozent der Gesamtbevölkerung sind im Fokus der Milch-Alternativen, Tendenz steigend.

„Die Kunst diese Zielgruppe zu erobern liegt quasi auf der Zunge. Sie besteht darin, mit einem positiven Geschmackserlebnis aufzuwarten, um möglichst nahe an das tierische Vorbild heranzukommen.“

Lokaler Anbau und die bessere Umweltbilanz sind dann zusätzliche Faktoren, die der Lupine positiv in die Karten spielen. Mittlerweile hat Prolupin den Relaunch seiner Marke angekündigt. Man will die Lupine in den Mittelpunkt stellen. Das etwas sperrige „Made with“ soll künftig wegfallen zugunsten der reinen Wortschöpfung LUVE. Das klingt ein bisschen nach Love. Liebe. Und die geht bekanntlich durch den Magen. Ein Markenversprechen!

Fotos: Prolupin / LUVE , Foto-Studio Penz, Adobe Stock, iStock

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