Tisch und Stühle von Mater Design.

COOLES DESIGN MIT NATÜRLICHER DNA

Die dänische Design-Firma Mater entwirft coole Möbel und Leuchten mit unkonventionellen Werkstoffen wie Meeres-Plastik, Autoteilen oder Bierkisten. Jetzt stellt sie auch Recycling-Materialien her.

Text Antoinette Schmelter-Kaiser

Schwarz-Weiß-Bild von Henrik Marstrand.

Henrik Marstrand gründete Mater 2006 als Seiteneinsteiger, dem umso deutlicher klar wurde was im Designbereich fehlte: nachhaltige, natürliche Leuchten und Möbel.

Ausgediente Insulin-Stifte in Kombination mit den Schalen von Kaffeebohnen: Aus dieser Mischung sind sowohl Lehne als auch Sitzfläche des „Earth Stool Backrest /Coffee Edition“ von Mater; bei der „Mask Edition“ des Stuhls mischt die dänische Design-Firma postindustrielle Plastikabfälle mit Braugerste-Resten aus der Bierproduktion.

Mit diesen unkonventionellen Materialien, die in Kooperation mit dem Danish Technological Institute dank intensiver Forschung und vielen Versuchen entwickelt wurden, kann Mater zwei Abfall-Arten gleichzeitig wiederverwenden. Und den Verbundstoff aus beiden jetzt in einer firmeneigenen Anlage herstellen.

KREISLAUFDENKEN IN DER UNTERNEHMENS-DNA

„Das ist der nächste Schritt auf unserer Reise“, erklärt Christian Erichsen, Chief Sales Officer von Mater. „Kreislaufdenken prägt seit 2006 die DNA unserer Firma. Dazu gehört, immer neugierig zu sein und zu schauen, welche Möglichkeiten sich sowohl bei Materialien als auch Fertigung und Zulieferern bieten.“ Oberste Maxime sei von Anfang an der Wille zu größtmöglicher Nachhaltigkeit und ethisch korrekten Geschäftspraktiken gewesen.

Nicht umsonst laute der Firmenname Mater, das lateinische Wort für Mutter. „Die kümmert sich um ihre Kinder, wir uns vom Design bis zur Herstellung unserer Produkte um das Wohl unseres Planeten“, sagt Christian Erichsen.

ZWEITES LEBEN ALS STYLISCHES TISCHCHEN

Deshalb sind „Bowl Tables“ aus indischen Mango-Bäumen gefertigt. Tragen diese nach sieben bis 15 Jahren keine Früchte mehr, werden sie normalerweise gefällt und als Brennmaterial verwendet; in Gestalt skandinavisch-schlichter Tischchen bekommen sie ein zweites Leben.

Ansonsten verarbeitet Mater FSC-zertifiziertes Holz aus Wäldern, die nach besonderen ökologischen und sozialen Kriterien bewirtschaftet werden. Aluminium, aus dem Kleiderständer namens „Trumpet“ bestehen, entstammt Auto-Teilen, Rohren oder Fahrrädern.

Für die Outdoor-Kollektion „Ocean“ werden Entwürfe, die die Designer Jørgen und Nanna Ditzel bereits 1955 machten, mit Meeres-Plastik bzw. für die Serie „Ocean OC2“ mit recycelten Bierkisten von Carlsberg neuinterpretiert.

KREISLAUF-KONZEPT ZU ENDE GEDACHT

In „Ocean“ und „Ocean OC2“ steckt aber noch mehr. Nämlich die Möglichkeit, nach Gebrauch in Einzelteile zerlegt und getrennt erneut recycelt werden zu können. „Idealerweise ist das irgendwann bei allen Produkten von Mater der Fall“, hofft Christian Erichsen. „Damit wäre unser Kreislauf-Konzept konsequent zu Ende gedacht.“

Derzeit muss zumindest jedes Mater-Möbelstück oder -Objekt einem von acht Zielen für nachhaltige Entwicklung entsprechen, die die Vereinten Nationen anstreben. Welche das von „Verantwortungsvolle Produktion und Verbrauch“ bis „Leben im Wasser“ genau sind, lässt sich bei den meisten Produktbeschreibungen im Katalog nachlesen.

STOLZ AUF DIE BESONDERE GESCHICHTE

Wenn Christian Erichsen seinen Kunden von diesen Anliegen und Hintergründen erzählen kann, ist er stolz auf die besondere Geschichte von Mater; seine Aufgabe empfindet er als ebenso sinnvoll wie erfüllend.

„Den Fokus auf Nachhaltigkeit bei Mater fand ich von Anfang an superinteressant“, erinnert er sich. „Mit Henrik Marstrand, dem Firmengründer, hatte ich schon an anderer Stelle zusammengearbeitet. Deshalb habe ich die Entwicklung seiner Firma verfolgt und später selbst dort angefangen.“ Seit 2013 ist er nun Teil eines Kernteams von 14 Personen, das in der Kopenhagener Zentrale von Mater arbeitet; international vertreten zehn Agenten die kleine Company.

STATEMENT IN SACHEN CO2-ERSPARNIS

Mit der Gestaltung seiner Produkte beauftragt Mater externe Experten, darunter das renommierte Design Studio Space Kopenhagen und Newcomer wie die Finnin Maija Puoskari, die sich für ihre Leuchten Inspirationen aus der Natur holt. Nachhaltige Aspekte vom Material bis zur Konstruktion spielen für sie eine entscheidende Rolle. Gleichzeitig muss „das Design stimmig und schön sein“, so Christian Erichsen. „Sonst wird ein Produkt nicht gekauft.“

Bei Kunden sei die Kombination „gutes Design“ und „richtiges Material“ besonders beliebt, oft wirke sie wie ein „Augenöffner“, so Erichsen weiter. „Wenn ein Hotel wie Villa Kopenhagen ihren Konferenz-Raum mit 800 unserer ‚Nova Sea‘-Stühle ausstattet, kann es 2,2 Tonnen Meeresplastik upcyceln und verglichen mit einer Neuproduktion 3,7 Tonnen CO2 einsparen. Das ist ein echtes Statement.“

Mit dieser bewussten Wahl lassen sich Ästhetik und ein nachhaltiges Anliegen stimmig verbinden.

Fotos: Mater

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