Mikrohaus auf einem Hang.

Nicht nur für Individualisten: Mikrohäuser von mlab

Häuser, die mit uns wachsen und das mit minimalem CO2-Abdruck? Gibt es! Sie heißen #FL2 und sind modular kombinierbare Mikrohäuser in Massivholzbauweise aus nachhaltiger deutscher Forstwirtschaft. Maximilian Eule hatte diesen Traum, seine Firma realisiert ihn.

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  • Tiny Living
  • Barrierefreiheit
  • Microvillages

Text Gerd Giesler

Gerd Giesler

Gerd Giesler ist Kommunikationsprofi und Inhaber der Agentur Journal International The Home of Content. Mit Max Eule sprach er vor zwei Jahren, jetzt mit Christian Brecht.

Die Zukunft des Wohnens begann im Süden Portugals. An den wilden Stränden von Portimão. Praia da Rocha heißt der bei Surfern beliebteste Spot. Linksbrechende Welle. Bei Südostswell barrelt sie die Könner. Hier ist man Teil einer großen Familie, die drei Dinge eint: die Lust am Surfen, Chillen und dem Nachtleben. Vielleicht wurde die Idee sogar auf dem Surfbrett geboren. Zumindest hat sie viel zu tun mit dem, was heute für viele Luxus ist: Verve, Lebensgefühl, Unabhängigkeit.

Die Idee: Vom Tiny House aus Schiffscontainern zu Modulen

Damals, bei unserem Interviewtermin vor zwei Jahren, saß Maximilian Eule, der 32-jährige Gründer von mlab, im lässigen Hoodie, Dreitagebart, gebräuntem Surfer-Teint vor dem Laptop und erzählte von den Anfängen. Eine schicke Villa war nicht drin und so versuchte er, ohne Qualitätsverluste die Immobilienfrage herunterzubrechen auf etwas, das er sich leisten konnte. Als Schreiner experimentierte er zunächst mit Schiffscontainern an einer neuen modularen Wohnform in Portugal, bis er dann dem Rat von Kollegen folgte, den Modulen zwar treu blieb, aber auf Vollholzbauweise setzte.

42 Monate Entwicklung waren notwendig bis zur Serienreife von Future Living Nr. 2, kurz #FL2 genannt, dem Meisterstück. Und sein Satz: „Aus dieser tollen Idee sollte etwas wachsen. Ein anderes Leben, das war unser Ziel“, hallt heute noch nach. Doch das Leben meinte es anders mit Max. Der Traum vom Tiny Living in Portimão platzte jäh. Seine Vision lebt weiter.

Mikrohaus mit Baum.

Max war angetreten mit der Vision, den traditionellen Wohnungsbau zu revolutionieren. „Anfang des letzten Jahres kam die Nachricht, dass er an einer schweren Krankheit erkrankt ist “, erzählt Christian Brecht, Marketing-Vertriebsleiter bei mlab. „Max war zuversichtlich, dass er in zwei, drei Monaten zurückkehrt. Doch Ende letzten Jahres kam die Hiobsbotschaft von seinem Tod. In die allgemeine Lähmung mischte sich die schwierige Frage: Was geschieht mit der Firma? Wie soll es weitergehen?“

Intensive Gespräche waren notwendig, um einen Investor und mit Joschko Rehder einen erfahrenen Unternehmer als neuen CEO an Bord zu holen. Er sagt: „Wir wollen mit unserem durchdachten Konzept nun möglichst viele Menschen erreichen und ihnen den Traum von nachhaltigem Wohnen auf allen Ebenen ermöglichen. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.“

Mikrohaus: Gesundes Raumklima trifft auf barrierefreie Grundrisse

Egal ob stylishes Ferienhaus, Einpersonenhaushalt oder Mehrgenerationen-Projekt, mit dem #FL2 lassen sich Wohnlösungen von 15 bis über 100 Quadratmeter Grundfläche gestalten. Dabei sieht das #FL2 in freier Natur genauso elegant aus wie in einer Baulücke in der City. Das Mikrohaus kann flexibel erweitert werden. So soll es sich auch als Modul für den Garten eignen, als Ergänzung zu bestehenden Bauten, etwa als Homeoffice, Gästezimmer oder Spielzimmer.

Benötigt wird nach geltender Bauverordnung nur eine 150 Quadratmeter große Parzelle. Und da das Mikrohaus auf einem Schraubfundament steht, kann es auch nach Jahren wieder versetzt werden, ohne eine Verdichtung des Bodens zu hinterlassen. Es genügt also, ein Stück Land zu pachten, das über Strom- und Wasseranschlüsse verfügt und die baurechtlichen Voraussetzungen erfüllt.

Max Eule sitze auf der Ladefläche seines Autos.
Max Eule

Leben im Modulhaus – ökologisch sinnvoll und mit Stil

Aber ist die Idee wirklich so neu oder nicht vielmehr ein Zwitter aus dem ideologisch verklärten Tiny House auf Rädern, mit dem die Hippies in den wilden 60er-Jahren durch Big Sur tingelten, und einem alpenländischen Austragshaus für den Altbauern nach Übergabe seines Hofes an den ältesten Sohn?

Aus guten Gründen wie Werthaltigkeit und umsetzbarer Nachhaltigkeit sowie die Gewichtsgrenze verzichtet mlab bewusst darauf das #FL2 auf Räder zu stellen. Zum einen gewinnt man dadurch an Freiheit, was Gewicht und Maße des Gebäudekorpus betrifft. Denn das passt nicht ins Konzept des #FL2. Es ist darauf ausgelegt, seinen Bewohnern über mehrere Generationen hinweg als hochwertiger, gesunder und geliebter Wohnraum zu dienen.

„Wir bauen energieeffiziente, nachhaltig und regional produzierte Modulhäuser“, bringt Christian die Vision von Max auf den Punkt. „Individuell gestaltbar, flexibel einsetzbar, überall in Deutschland transportabel, möglichst sortenrein rückbaufähig.“

Das sind wertstabile massive Einfamilienhäuser mit einer Mindesthaltbarkeitsdauer von 80 Jahren. Ein langfristiges Immobilien-Investment also.

Ist ein Mikrohaus eine preisgünstige Alternative zur Eigentumswohnung?

Mit 120.000 Euro für ein 33-Quadratmeter-Modul ohne Grundstück ist das #FL2 auf den ersten Blick keine preisgünstige Alternative zur herkömmlichen Eigentumswohnung. Die Modulhäuser gewinnen aber unter dem gesellschaftlichen und politischen Druck sich verschärfender Nachhaltigkeitsvorschriften und im energetischen Langzeitvergleich. mlab wirbt mit einer positiven Klimabilanz, da im verbauten Holz jedes Moduls bereits 13 Tonnen CO2 aus der Atmosphäre gebunden sind. Hinzu kommen 80 Prozent Einsparung von CO2 beim Heizen gegenüber dem Durchschnitt, sowie die Tatsache, dass die 33 Quadratmeter Wohnfläche praktisch eher 10 Quadratmeter mehr ausmachen dank effizienter Schnitte. Dennoch: Ein durchdachtes Design mit langen Sichtachsen, bodentiefen Fenstern und optischer Höhe durch Galerien ist eminent wichtig.

Das #FL2-Basisprodukt beginnt bei 33 Quadratmetern und ist in der doppelstöckigen Variante 66 Quadratmeter groß. „Rein theoretisch ist der Größe kein Limit gesetzt, weil wir die Module beliebig nebeneinander und übereinander kombinieren können.“ Das FL2 Premium-Modul mit 66 qm für 299.000 Euro verfügt über eine vollausgestatte Küche mit einem Essbereich für 2 bis 4 Personen, ein Doppelbett (180 x 200 cm), ein Gästebett, Lounge-Sofabereich, ein geräumiges Bad, eine Badewanne, viel Stauraum und eine intelligente Heizung bzw. Kühlung.

„Dabei sorgt“, so die Homepage, „der 10 Zentimeter dicke Vollholz-Korpus für ein einzigartiges und gesundes Raumklima – ganz gleich zu welcher Jahreszeit.“

Aufgrund der ökologischen Richtwerte ist das #FL2 sogar förderwürdig.

  • Bild eines modernen Modulhauses.
  • Panoramafenster am Modulhaus.

Häuser für immer und alle!

Sowohl ältere Ehepaare oder Singles, denen das Eigenheim zu groß geworden ist und die sich auf hohem Niveau barrierefrei verkleinern möchten, als auch Leute zwischen 30 und 40, die sich in den Ballungszentren kein Familienhaus leisten können und auf Nachhaltigkeit schielen. Oder ehemalige digitale Nomaden, die sesshaft wurden und mit einer kleinen Scholle in den neuen Bundesländern liebäugeln … – Die avisierte Kundenschicht ist breit gestreut. Christian spricht mit Kommunen und Gemeinden, mit Banken und Projektentwicklern. „Wir suchen unter anderen nach geeigneten Nachverdichtungsflächen und Grundstücken, die nicht verkauft werden, aber eine temporäre Nutzung durchaus zulassen.“

Mittlerweile gehen die Gemeinden aktiv auf Eigentümer zu, bemüht um eine Win-win-Lösung. Der Grundstückseigentümer bekommt eine monatliche Pacht und bietet durch die Bereitstellung seines Grundstücks die Möglichkeit Wohnraum dort zu schaffen, wo er benötigt wird. Wenn nach 15 Jahren das Grundstück an das Kind oder Enkelkind weitergegeben werden soll, kommen die Module wieder weg und werden für ihren zweiten Lebenszyklus fit gemacht.

Hinter mlab https://mlab.design/steckt ein sechsköpfiges Team aus Kreativen, Handwerkern und Akademikern. Neben der Fertigungshalle im Nürnberger Raum mit einem Musterhaus werden gerade weitere Produktionsstandorte bei Partnern aufgebaut, die sich auf unterschiedliche Modulformate spezialisieren. Das Fichtenholz bezieht mlab von Andreas Reßle aus Peiting im Allgäu, der wie sein Vater und Großvater vor ihm mit großer Sorgfalt und kritischem Blick darauf achtet, dass von der Planke bis zu den Sägespänen 99,9 Prozent des Holzes verwertet werden. „Max hat als Gründer den Stein ins Rollen gebracht, aber es ist viel geschehen in der Zwischenzeit“, berichtet Christian. Der Traum vom Tiny Living für Freigeister ist als alltagstaugliches Produkt in der Wirklichkeit angekommen und das neugebackene Team skaliert sie flexibel für alle Lebenslagen.

Rursee Suiten
Rursee Suiten

Mikrohäuser als Zweitwohnsitz

In Landsberg am Lech plant mlab gerade Ferienhaus-Module in Toplage für einen Nutzungszeitraum von 12 Jahren. Mitten im Nationalpark Eifel, einem Dorado für Freizeitsportler, entstehen mit den Rursee-Suiten sechs exklusive Doppelmodule mit jeweils 4,5 Zimmern auf 66 Quadratmetern zu einem Preis ab 349.000 Euro inklusive Grundstück. Joschko Rehder: „Ich kenne kein vergleichbares Konzept in Deutschland, das mit ähnlich hohen Nachhaltigkeitsstandards wie den unseren aufwarten kann.“ Vom Dach mit Blumen für Bienenvölker oder einer Bio-Kläranlage bis hin zu PV-Anlagen an den Fassaden und zur Trockentrenntoilette im Bad.

„Noch erreichen wir mit unseren Modulen nicht die breite Bevölkerungsschicht“, gibt Christian Brecht zu, „aber der Trend spielt uns in die Hände: gemeinschaftliches, generationsübergreifendes Wohnen in Microvillages mit zentraler Infrastruktur wie Microfarming, Coworking, Carsharing, Fahrradwerkstatt, Kita und Social Room. Max hatte einen Wertekodex festgelegt. Er wollte erreichen, dass nachhaltiges und umweltfreundliches Bauen zum Standard wird, dass wir niemals aufhören, unser Design und seine nachhaltige Umsetzung zu optimieren, bis hin zum kleinsten Bauteil.“ Und weiter: „Wir haben uns zwar stärker professionalisiert“, meint Christian, „aber diese Werte leben weiter und den Kerngedanken trägt das mlab-Team in die Zukunft.“

Fotos: mlab-design

 

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