Mit Kreise malt ein Junge eine große Rakete an eine graue Wand.

Ideale Kombi: Purpose und Passion

Wie kann unser Handeln sinnerfüllt werden? Wann und wie macht es glücklich? Dann, wenn sich Sinn mit Leidenschaft paart. Wie das geht und warum das so ist, beschreibt unser Autor.

Text Thomas Pyzcak

Schwarz-Weiß-Bild von Thomas Pyczak.

Thomas Pyczak ist Consultant, Purpose Coach und Trainer für strategisches Storytelling und Autor, z.B. von „Tell me! Wie Sie mit Storytelling überzeugen“ und „That’s me! Wie Sie Purpose als Kompass zum Erfolg nutzen.“

In seiner legendären Stanford-Rede im Juni 2005 sagt Apple-Gründer und CEO Steve Jobs den Absolventen: „Finde, was du liebst!“ Die gesamte Ansprache ist eine Hymne an die persönliche Passion, die niemand ignorieren sollte. Im Gegenteil: „Wenn du es noch nicht gefunden hast, hör nicht auf, danach zu suchen. Gib dich nicht mit weniger zufrieden.“

Drei Jahre später, es ist wieder Juni, steht Amerikas erfolgreichste Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey vor der Abschlussklasse in Stanford und ruft: „Ich sage euch, vergesst die Überholspur. Wenn ihr wirklich fliegen wollt, verbindet eure Energie mit eurer Passion … Vertraut eurem Herzen und ihr werdet erfolgreich sein.“

Ich liebe diese Ansprachen. Sie inspirieren mich. Insbesondere die Rede von Steve Jobs war häufig Thema in meinen Storytelling Workshops, bis ich eine neue Erkenntnis entdeckte: Purpose wirkt stärker als Passion. Das überraschte mich zunächst, ich konnte es kaum glauben.

HERAUSRAGENDE LEISTUNGEN

Also las ich das Buch „Great at Work“ von Morten T. Hansen, der das Thema „Herausragende Leistungen“ im Rahmen seiner Studien erforscht. Seiner Erkenntnis nach sollten wir unsere Leidenschaft einem höheren Sinn unterordnen. Oder, besser noch, beide, Leidenschaft und Purpose, miteinander verknüpfen, um Bestleistungen zu erbringen. Und in der Folge ein erfülltes Leben zu leben.

Wie lässt sich das praktisch umsetzen? Ganz einfach: Wir zeichnen zwei Kreise, die sich überschneiden: den Purpose-Kreis und den Passion-Kreis. In einem Kreis halten wir fest, was wir zu tun lieben und im anderen Kreis halten wir fest, womit wir einen Beitrag leisten könnten. Dann fokussieren wir auf die Schnittmenge, denn da liegt die richtige Mischung, die uns zu herausragenden Leistungen befähigt.

  • Blick von oben auf zwei Paar Beine, auf dem Boden steht "Passion led us here".
  • Zwei junge Männer in einem modernen Büro unterhalten sich lachend.

DIE SECHS ASPEKTE DER LEIDENSCHAFT

Eine wunderbare Übung! Doch bevor wir beginnen, sollten wir uns die verschiedenen Horizonte von Purpose sowie die unterschiedlichen Aspekte von Passion vergegenwärtigen. Passion umfasst sechs Bereiche. Wir sind leidenschaftlich in unserem Beruf, weil wir:

  • Freude daran haben
  • Leistung erbringen
  • kreativ sind
  • mit Menschen umgehen
  • lernen
  • unsere Kompetenzen nutzen.

Im besten Fall erfüllen sich alle Aspekte. Doch auch wenn nur einer der Punkte sich erfüllt, folgen wir einer Leidenschaft und sind auf den richtigen Pfad. Soweit die Seite der Leidenschaften.

DIE DREI ASPEKTE DER SINNHAFTIGKEIT

Auf der Purpose-Seite lassen sich zumindest drei Horizonte zeichnen. Mit jedem verschiebt sich das Gefühl für unser Warum und Wozu, es wird stärker:

  • wir schaffen Wert, ohne anderen zu schaden
  • wir entwickeln persönliche Sinnhaftigkeit
  • wir finden eine soziale Mission.

Zwei Beispiele: Eine Freundin ist leidenschaftlich in ihrem Beruf, weil sie ständig dazulernen kann. Ich fragte sie, ob sie ihre Leistungen als Bestleistungen einstufen würde? Nein, soweit würde sie nicht gehen. Ob sie glücklich sei? So lala. Was ihr denn fehlen würde? Ein tieferer sozialer Sinn ihrer Tätigkeit, danach sehne sie sich. Ihre Tätigkeit sehe sie als oberflächlich.

Ein brennende Wunderkerze sprüht Funken.

PURPOSE UND PASSION VERBINDEN

Mir selbst ist es vor sechs Jahren gelungen, Purpose und Passion zu verbinden, doch es war ein langer Weg. Ich war Geschäftsführer in einem Medienunternehmen und bewegte mich außerhalb meiner Ideen von Purpose und Passion. So stieg ich aus.Meine Leidenschaft war und ist das Schreiben und mein Purpose ist es, Menschen zu inspirieren, den roten Faden in ihrem Leben zu finden. Bücher zu verfassen ist der Weg meiner Wahl. Auch ich würde nicht sagen, dass ich Höchstleistungen erbringe, doch ich lebe ein erfülltes Leben und helfe anderen dabei, ihr Leben zu leben.

Wäre es nicht einfacher, nur einer starken Passion zu folgen? Allenfalls auf den ersten Blick. Erfolg ist, anders als bei Steve Jobs, bei den meisten von uns auf dieser Schiene nicht vorprogrammiert. Nicht jeder Koch, der seinem Herzen folgt, wird ein Tim Mälzer, nicht jeder Philosoph ein Richard David Precht, nicht jede Sängerin eine Helene Fischer.

Und nur dem Purpose folgen? Sicherlich der bessere Weg. Es besteht allerdings die Gefahr, dass unsere Antwort auf die Frage nach dem Warum und Wozu zu kühl ausfällt, zu rational und wir so zu Purpose-Beamten werden. Lady Diana hat der Welt nicht nur mit ihrem Purpose geholfen, sondern auch und gerade mit ihrem Herzen.

Bestleistungen sowie ein gelingendes Leben brauchen beides: Purpose und Passion.

Fotos: Sabine Felber, iStock, Unsplash / Cristian Escobar, Ian Schneider, Ahmed Zayan

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