RHODOS: DIE MISCHUNG MACHT’S
Die Hauptinsel des Dodekanes ist für ihren Abwechslungsreichtum bekannt. Unser Autor hat sie besucht und nicht nur dort Inspiration gefunden.
Hier erfahren Sie mehr über
- Die Insel Chalki
- Tilos, Kastellorizo, Lindos
- Das Elissa Lifestyle Resort
Text Hans Christian Meiser
Dr. Hans Christian Meiser ist Philosoph und Publizist, zudem Herausgeber und Chefredakteur von PURPOSE, dem Magazin für Sinnhaftigkeit. Dieses Thema zieht sich durch sein gesamtes Werk.
In der Antike war es der „Koloss von Rhodos“, jenes Weltwunder, das den Namen der Stadt, in deren Hafeneinfahrt er stand, bis in die Gegenwart transportierte – ein 32 Meter hohes Standbild, das den Sonnengott Helios darstellte. Dann kamen die Römer, die Byzantiner, die Johanniter, die Türken und die Italiener, bis die nur 18 Kilometer vom türkischen Festland entfernt gelegene Insel ab 1947 wieder griechisch wurde.
Wechselreich ist also die Geschichte dieses faszinierenden Eilandes, das heute in fester Hand der Touristen aus aller Welt ist. Besonders Australier, Schweden, Briten und Deutsche haben sich in die Insel verliebt – und, wenn man einmal dort war, kann man das auch gut nachvollziehen.
Mir hat es vor allem zunächst die Altstadt angetan, denn in ihren mittelalterlichen Stadtmauern fühlt man sich nicht nur geborgen, sondern findet auch Relikte all der eben erwähnten Kulturen. Dieses Sammelsurium wird durch unzählige Restaurants, Geschäfte, Bars und Clubs jeder Couleur belebt, so dass sich man gar nicht anders kann, als sich immer wieder von Neuem durch die engen Gassen, die verwinkelten Straßen und die sich plötzlich offenbarenden Plätze treiben zu lassen.
Kunst und Kitsch verbinden sich zu einer fast unwirklichen Einheit, Griechisches und Fremdes, Übertriebenes und Minimalistisches.
Die Altstadt von Rhodos: Der perfekte Ausgangspunkt für Entdeckungen
Die Grenze zur Neustadt bildet der Palast des Großmeisters (der Johanniter) aus dem 15. Jahrhundert. Doch diese neue Stadt muss man nicht wirklich besuchen, denn durch ihren Lärm und ihre Hektik unterscheidet sie sich nicht von Athen oder Thessaloniki. Wer es also etwas touristischer, dafür aber umso imposanter haben möchte, der braucht die Altstadt nicht zu verlassen. Ich bin sicher:
Auch wenn Sie drei Wochen nur hier verbringen, finden Sie in der Altstadt jeden Tag etwas Neues, das Sie inspiriert.
Per Zufall habe ich eine kleine Pension entdeckt, von der Sie alles erleben können: Das von der liebvollen Eleni betreute romantische „D’Argento Boutique Roomsl“ mit seinen nur vier Zimmern ist so günstig gelegen, dass man all seine Unternehmungen bequem erledigen kann, z.B. wenn man die umliegenden Inseln aufsuchen möchte. Denn in nur zwei Minuten gelangen Sie durch die Stadtmauer hindurch zum Hafen. Dort fahren die Katamarane von „Dodekanes Seaways“ zu all den erstaunlichen Inseln des Archipels.
Da ich viele schon kannte, suchte ich mir dieses Mal drei aus, die ich seit langem besuchen wollte. Und ich sollte nicht enttäuscht werden …
Chalki – Die Insel des Friedens und der Freundschaft für die Jugend der Welt
Diese Bezeichnung hat Chalki, das man nach nur einer Stunde Bootsfahrt erreicht, 1982 von der UNESCO verliehen bekommen. Hier finden sich jährlich im September Hunderte Jugendliche aus aller Welt zusammen, um über Frieden und Freundschaft in Vorträgen und Seminaren zu diskutieren.
Nur 400 Menschen wohnen hier, in den Sommermonaten kommen noch die Touristen hinzu. Es existiert ein einziges Taxi – daran kann man schon erkennen, dass hier das griechische Prinzip des „Siga, siga“ („Langsam, langsam“) ernst genommen wird. Wie eine Theaterkulisse schieben sich am Hafen die Häuser übereinander, versuchen, in ihrer beige/weiß/roten Farbgebung ein perfektes Ensemble zu bilden, gruppieren sich vor dem Rathaus um einen Uhrenturm und strahlen „Sophrosyne“ aus, die heitere Gelassenheit der Seele.
Geht man ca. 10 Minuten durch den Ort, gelangt man zum wunderschönen Pontamos-Strand, der idyllischer nicht sein kann. Eine kleine Bucht, kristall-türkises Wasser, Sand, ein hervorragendes Restaurant – es gibt nichts, was man nun noch vermissen würde …
Tilos -Die Insel der Ruhe und der Besinnung
Ganz ähnlich ergeht es einem auf der zwei Stunden von Rhodos entfernt gelegenen Insel Tilos, die in ihrer Architektur zunächst kykladisch erscheint, bis man neben den weißen Häusern auch jene bunten entdeckt, welche die Inselwelt des Dodekanes-Archipels auszeichnen.
Auf Tilos gibt es grandiose Strände, aber es langt schon der, den man vom Hafen aus in nur fünf Minuten erreichen kann. Auch hier eine perfekte Bucht, Kieselstrand, Tavernen, Apartments für den Sommerurlaub. Hier ist zu spüren, dass man nichts braucht, um glücklich zu sein, außer den Elementen: Wasser, Erde, Sonne, Luft. Das einfache griechische Leben führt einen zurück zu sich selbst.
Kastellorizo -Die Insel der Blauen Grotte
Ebenfalls zwei Stunden mit dem Katamaran entfernt und nur drei Kilometer vor der türkischen Küste gelegen wartet an der Steilküste von Kastellorizo ein Highlight der Extraklasse auf alle Liebenden: die Blaue Grotte. Nur durch einen schmalen Felsspalt zu erreichen, übertrifft sie die von Capri schon allein deshalb, weil sich hier nicht die Touristen drängen, um einmal im geheiligten Wasser zu baden. Nach einer kurzen und aufregenden Fahrt ist man nach ca. 10 Minuten mit dem Speedboot an jener magischen Stelle. Dann schnell ins Wasser gesprungen, und hinein ins hellblaue Mysterium. Es heißt, wenn man hier seine(n) Liebste(n) küsst, bleibt man für immer zusammen …
Ich habe bei meinen Griechenlandfahrten selten einen so schönen Ort wie Kastellorizo gesehen. Auch wenn man hier auf den inner- und außergriechischen Tourismus eingestellt ist, so ist dieser Ort immer noch ein Geheimtipp. Am besten bleibt man drei Tage hier, um das Feeeling, das an Portofino in den 1950er Jahren erinnert, zu erleben, z.B. wenn man mit dem Boot vom Schwimmen zurückkehrt und mit einem einzigen Schritt direkt in einem Restaurant ist, in dem die herrlichsten Meeresfrüchte kredenzt werden.
Einzige Störung des Idylls ist ein Kriegsschiff, das hier manchmal im Hafen liegt. Denn immer wieder flammt der alte Konflikt zwischen der Türkei und Griechenland auf, bei dem es um die Bodenschätze in der Östlichen Ägäis geht.
Dies erinnert uns daran, dass alles, was schön ist, auch stets bedroht ist und verteidigt werden muss …
Lindos – Die weiße Schönheit im Osten
Neben der Altstadt von Rhodos gibt es noch eine weitere Attraktion auf der Insel, die Stadt Lindos, die, von einer Akropolis aus dem 2. Jahrtausend v.Chr. überwölbt, mit ihrem Gewirr an weißen Häusern und ihren vielen internationalen Besuchern irgendwie an Mykonos erinnert. Allerdings gibt es hier mehr Tourist-Shops mit dazugehörendem Publikum und weniger Designer und sonstige Freunde des Ewig-Schönen.
Dafür hat fast jedes Restaurant einen Dachgarten. Dort zu dinieren, wenn der Vollmond die Akropolis in mystisch-silbernes Licht taucht, gehört zu den ganz großen Augenblicken bei einem Besuch dieser Insel, bei der es die Mischung ist, welche die Finesse ausmacht.
Drei tolle Strände gibt es in unmittelbarer Umgebung, ich empfehle den Agios Pavlos-Beach, schon allein deshalb, weil hier der Überlieferung nach der Apostel Paulus an Land gegangen sein soll, um seinem Missionswerk nachzugehen …
Elissa Lifestyle Resort
Dieses Resort trägt nicht umsonst seinen Namen. Denn hier, nicht weit von Flughafen (ca 20 Min.) oder Rhodos Altstadt (ca 15 Min.) findet man die Einheit der Gegensätze, die die Insel Rhodos seit jeher ausmacht, das Alte und das Neue, Tradition und Moderne, Gegenwart und Zukunft.
Das liegt vor allem am Publikum aus aller Welt, das sich hier zum munteren Stelldichein trifft. Babyboomer mischen sich mit Ü50-Pärchen, die Gen Z diskutiert mit Millennials, am Hauptpool sieht man viele Tattoos, und wer das nicht sehen möchte, dem stehen immerhin noch 14 weitere Pools zur Verfügung.
Das liegt am Konzept des neuen Fünf-Sterne-Hotels (Achtung, Landeskategorie!), bei dem das Interieur Design und vor allem die Kulinarik zu überzeugen wissen. Die Lage ist zwar gut, doch da man sich in der Nähe von weiteren Hotels befindet, deren Aktivitäten manches Mal zu hören sind, kann man sich hier nicht nur auf Stille einrichten. Dafür aber geht es lockerer zu als in manch teurem Hotelpalast, was eben an dem eher jüngeren (oder junggebliebenen) Publikum liegt; oder an der Gesamtkonzeption des Hauses; oder an der Kulinarik der fünf Restaurants, für die der griechische, Michelin-Stern gekrönte Koch Alexandros Tsiotinis, der in Athen das berühmte CTC Restaurant betreibt, verantwortlich zeichnet.
Vor allem das auf Fisch spezialisierte „Kavos“ hat es mir angetan, denn mediterraner geht es kaum, sowohl was die Speisen als auch die Atmosphäre betrifft. Wenn man dann noch eine Ocean Villa bucht, bei der sich maximal 36 Menschen einen Pool teilen (was aber nie vorkommt, meistens sind es fünf, oft ist man auch ganz allein), dann ist dies schon ein feines Erlebnis.
Dayspa im Helea Lifestyle Beach Resort
Olivenöl- oder Weinverkostungen sind ebenso gefragt wie die Spa-Behandlungen; letzte finden allerdings im gleich nebenan gelegenen „Helea Lifestyle Beach Resort“ statt, was bedeutet, dass man aus seiner „Adults only“- Relaxtheit in die Energie eines Familienhotels mit vielen Kleinkindern kommt. Warum man hier allerdings einen € 30 teuren Dayspa Pass benötigt, erschließt sich mir nicht. Normalerweise sind Sauna, Dampfbad & Co im Zimmerpreis inkludiert …
Das Elissa Resort bleibt jedoch ein besonderer Ort, um den Alltag zu vergessen und sich dem Müßiggang hinzugeben. Man kann hier die großartige griechische Küche samt passenden Weinen entdecken und sich der Erholung hingeben. Auch kleine Ausflüge zu den oben beschriebenen Inseln, nach Lindos oder zum Anthony Quinn Beach (heißt so, weil hier Szenen des Films „Die Kanonen von Navarone“ gedreht wurden (nicht „Alexis Zorbas“!) und zum Kallithera Strand (nicht weit vom Hotel entfernt), an dem sich vor 100 Jahren eine berühmte Thermalquelle befand.
Die Quelle ist seit einiger Zeit wieder in Betrieb. Schön ist es hier immer noch, vor allem, wenn man mit dem Segelboot hierherkommt (sehr zu empfehlen die „3 Hours Romantic Tour“ ). Man kann sich auch zu den oben erwähnten Inseln schippern lassen, obwohl diese mit dem Speedboot schneller zu erreichen sind. Aber das Segelerlebnis in der Ägäis ist schon ein ganz besonderes.
Bestes Essen
Am nächsten Morgen sollte man nicht ins Farnes Restaurant zum Frühstücken, da zu belebt, sondern könnte mit den „Breakfast Stories“ in den Tag starten, bei denen man sich alles, was sich das Herz und der Magen am Morgen wünschen, in exklusiver Atmosphäre frisch zubereiten lassen kann, während ein junger Musiker aus seinem elektrischen Violoncello sanfte Musik dazu liefert.
Es gibt zudem die Möglichkeit der Halbpenison, die p.P. € 75.- (samt Wein und Wasser) kostet. Preis und Leistung erscheinen mir hier äquivalent, nicht nur, was das Essen betrifft, auch die Zimmerpreise.
Ayhan Oktay Aslan, der aus der Türkei stammende General Manager, der lange Jahre in deutschen Hotels gearbeitet hat und deshalb perfekt diverse deutsche Dialekte spricht, hält dieses Angebot für unschlagbar. Stimmt, kommt aber natürlich darauf an, wie (und ob überhaupt) man sich sonst abends ernährt.
Fazit
Obwohl Rhodos vor allem im Juli/August überfüllt ist – die Insel hat einen besonderen Reiz, der eben an der besagten Mischung liegt, die für jeden das bietet, was er gerade sucht. Und das ist nicht auf allen griechischen Inseln so …
DIE ADRESSEN
D’Argento Boutique Rooms
Dimokritou 7
Rhodos 851 00
T: +30 693 497 4680
Ella Resorts
www.ellaresorts.com/our-resorts/elissa-resort/
Esstipp für die Altstadt von Rhodos:
Besonders gut und typisch griechisch isst man im Ta Petaladika (nur 5 Gehminuten vom D’Argento entfernt) oder im Paneri, das gegenüber dem Hotels liegt und mit kreativer mediterraner Küche aufwartet.
Auf Kastellorizo fährt einen Captain Kostas mit seinem Speedboot für € 10 pro Person zur Blauen Grotte. Seine Nummer ist: +30 69 46 17 80 18. Anschließend kann man die Erlebnisse im Lokal To Paragadi bei köstlichem Oktopus oder frischem Fisch Revue passieren lassen.
Fotos: Elissa Lifestyle Resort, D’Argento Boutique Hotel, Shutterstock