Strand auf den Seychellen

SEYCHELLEN: EIN BAUM MIT VIER JAHRESZEITEN UND EINE COCO DE MER

Im „Fours Seasons“ auf der Seychellen Hauptinsel Mahé und auf der Privatinsel Desroches findet der nicht unbegüterte Gast im Übermaß, was er sonst mühsam sucht: Barfooted Elegance mit einer Brise Noblesse und einem guten Gewissen. Denn nachhaltig ist hier Vieles.

Hier erfahren Sie mehr über

  • Die Luxushotellerie auf den Seychellen
  • Trinkwassergewinnung
  • Traumhafte Wirklichkeit & nachhaltiger Seychellen Urlaub

Text Hans Christian Meiser

Portrait in Schwarz-Weiß von Hans Christian Meiser

Dr. Hans Christian Meiser ist Philosoph und Publizist, zudem Herausgeber und Chefredakteur von PURPOSE, dem Magazin für Sinnhaftigkeit. Dieses Thema zieht sich durch sein gesamtes Werk.

Wenn wir uns um ESG (Environment, Social, Governance) bemühen, müssen wir auch verstehen lernen, wie die verschiedenen Branchen in unterschiedlichen Ländern mit diesen Orientierungsrichtlinien umgehen bzw. welche sie sich selbst geben. Einen interessanten Focus liefert dabei die Luxushotellerie, denn diese ist weltweit immer mehr im Kommen. Federführend ist hier die kanadische Kette „Four Seasons“, die weltweit 125 Ressorts, Residenzen und Private Retreats betreibt.

FOUR SEASONS – EIN TRAUM WIRD WIRKLICHKEIT

Alles begann 1961, als der junge Architekt Isadore Sharp zusammen mit seinem Vater und Auftraggeber in Toronto das erste Hotel unter diesem Namen schuf. 51 Jahre später gehören dem Microsoft-Gründer Bill Gates 71,5 Prozent der Anteile, dem saudi-arabischen Investor Prinz Alwaleed 18,5 Prozent und Isadore Sharp noch 10 Prozent. Nicht zu verwechseln sind die Häuser übrigens mit den verschiedenen deutschen „Vier Jahreszeiten“ Hotels, von denen kein einziges zur Gruppe gehört.

Die Umsetzung der ESG Kriterien ist der Hotelkette heute ein besonderes Anliegen, zumal sie oft in geographisch wie geologisch höchst sensiblem Umfeld wirkt und etwa 50.000 Menschen aus zahlreichen Nationen beschäftigt. Dass dabei nicht überall die gleichen starren Regeln gelten können, ist verständlich, dennoch versuchen die einzelnen Häuser, sie so gut wie möglich einheitlich umzusetzen.

ENTSPANNUNG TOTAL – AUF MAHÉ

Auf den Seychellen beispielsweise gibt es zwei Four Seasons Objekte mit dem Logo des Baumes der Vier Jahreszeiten. Fangen wir mit dem ersten, auf der Hauptinsel Mahé gelegenen Resort, an. Vor 13 Jahren errichtet, liegen heute 67 Villen und Suiten sowie 27 Residenzvillen mit bis zu sieben Schlafzimmern geschickt über zwei Berghänge verstreut, so dass meist höchste Privatsphäre garantiert ist und man von den Nachbarn fast nichts mitbekommt.

Von nahezu jedem Punkt bietet sich ein grandioser 180-Grad-Blick über den Indischen Ozean, am schönsten ist er jedoch beim Sunset auf dem Dach des Le Syel Spas, wo die Gäste aus aller Welt mit einem Gläschen Champagner anstoßen. Fünf Restaurants und zwei Bars bieten beste Küche (Kreolisch, Seafood, Japanisch, Asiatisches Izakaya, Beachside Island Grill) und Drinks, so dass es den Gästen hier an nichts fehlt. Der Strand aus Korallenstaub ist so, wie man sich ihn erhofft, das Wasser türkis, beim Schnorcheln kann man Baracudas, Wasserschildkröten, Oktopusse und viele andere Geschöpfe der See in ihrem natürlichen Habitat bestaunen.

MEERWASSERENTSALZUNG UND NACHHALTIGKEIT

Shereen aus Malaysia führt Interessierte auf die Spitze des ca. 300 Meter hohen Berges, von dem aus genau zu erkennen ist, wie die Anlage geplant und verwirklicht wurde. Auf dem Weg dorthin kommen wir an der Meerwasserentsalzungsanlage vorbei, in der in einem aufwändigen Verfahren dem kostbaren Nass das Salz entzogen wird, so dass es in den Zimmern, beim Zähneputzen und in den Restaurants konsumierbar wird – stets in Glasflaschen abgefüllt, versteht sich. „Be the change you wish to see in the world“, ermahnt ein Schild am Eingang der Anlage. Es zeigt deutlich, dass wir nicht nur immer den moralischen Zeigefinger erheben, sondern selbst etwas (oder besser: viel) dazu beitragen sollten, den gewünschten Wandel herbeizuführen bzw. – im Falle des Klimas – ihn zu verhindern versuchen.

Shereen klärt noch über die verschiedenen essbaren Pflanzen auf dem Weg zum Gipfel auf. Anschließend gibt es dort eine kleine Mediation, bevor es zum BBQ in die Bucht geht, die, wie alle Strände auf den Seychellen, öffentlich ist, auch wenn diesen hier die wenigsten Einwohner der Hauptstadt nutzen; auf ihrer Insel finden sie eine unendliche Auswahl an Bilderbuchgewässern vor.

Abendessen am Strand

UMSTELLUNG AUF ERNEUERBARE ENERGIEN GEPLANT

Bis auf zwei Villen an jeder Seite des Strandes gibt es im Four Seasons keinen Strandzugang, was daran liegt, dass die Häuser alle am Berghang liegen. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn man ruft einen Elektrobuggy und ist in zwei Minuten dort, wo man hinmöchte. Nachhaltigkeit wird in den Villen zusätzlich praktiziert, wenn es z.B. nur nachfüllbare Keramikfläschchen für Shampoo, Conditioner und Duschgel gibt sowie eine Zahnbürste mit Holzgriff. Aus diesem Material sind auch die Zimmerkarten, so dass Plastik so gut es eben geht, vermieden wird.

Breakfast-Pakete, die bei einer frühmorgendlichen Abreise zur Verfügung gestellt werden, sind aus Pappe, nicht wie üblich aus Styropor. Auch Mülltrennung ist selbstverständlich.

Obwohl der Hauptanteil an Strom auf den Seychellen noch aus Dieselgeneratoren erzeugt wird, ist man dabei, immer mehr auf Windkraft und Solaranlagen umzusteigen, es soll sogar Afrikas erste schwimmende Photovoltaikanlage entstehen.

Das Problem ist dasselbe wie überall: Die Umstellung gelingt nicht von heute auf morgen, sie ist kostenintensiv und es dauert, bis alle nötigen Objekte mit erneuerbaren Energien ausgestattet sind. Würde heute ein Hotel dieser Art errichtet werden, würde man gewiss gleich von Anfang an all das Nachhaltige miteinplanen. Im Nachhinein ist es zwar aufwändiger, aber auch machbar.

DIE ENTSPANNUNG WIRD VERLÄNGERT – AUF DESROCHES

Auf Desroches, der 241 Kilometer von Mahé gelegenen 402 Hektar kleinen Privatinsel, ist man da schon weiter, denn hier werden 85 Prozent des Bedarfs durch Tesla-Sonnengeneratoren (die zweitgrößte Anlage auf den Seychellen) hergestellt. Diese Insel ist ein Refugium für uralte Riesenschildkröten (die älteste ist über 150 Jahre alt) und natürlich für Touristen aus aller Welt, die in den Genuss kommen, in einer der 71 Villen oder Residenzen samt Outdoor-Duschen unter Palmen (ein besonders schönes Erlebnis!) zu wohnen.

14 Kilometer feinster Sandstrand, eines der schönsten Tauchreviere der Welt, Chillen im Privatpool vor der Villa oder ein Dinner im Claudine-Restaurant oder am Leuchtturm machen dieses Erlebnis zu einem der nachhaltigsten, welches man sich wünschen kann. Man fährt mit dem Fahrrad, krault die Schildkröten unter dem Hals (das haben sie besonders gern!), picknickt am Strand, zählt die Sterne beim Stargazing auf der Landebahn, oder lässt sich von Nick, dem jungen General Manager die Historie erzählen.

Seine Zwillinge wachsen hier auf, fern von Kriminalität, Umweltverschmutzung oder Stress. Dafür sorgen die NGOs „Island Develoment Company“ (IDC), mit deren vom Four Seasons gecharterten, 14-sitzigen Beech 1900 D man in 35 Minuten von der Hauptinsel hierher fliegt, sowie die ICS („Island Conservation Society“), die sich um den Erhalt der Flora und Fauna kümmert sowie um die Schildkröten, die man übrigens auch adoptieren kann. Adoptiveltern erhalten dann immer wieder per Mail Nachricht und Fotos von seinem Schützling. Das so erworbene Geld fließt wieder in Forschungs- und Konservierungsprogramme.

Die Erholung auf dieser Insel ist einmalig. Das liegt vermutlich auch an der Entspanntheit aller Mitarbeiter, die einem freundlich wie selten begegnen, am Eingebundensein in die großartige Natur, und an den hohen ESG-Standards, die hier gelten – womit wir wieder am Beginn dieser Geschichte sind: Environment, Social und Governance werden sehr ernst genommen, und was an diesem Ort daraus entstanden ist, kann durchaus Vorbildcharakter haben.

Sinnvoll ist übrigens eine Kombination aus beiden Orten, die es auch als Sonderangebot gibt: Eine kostenlose Nacht in Mahé, 7 Tage auf Desroches, und wieder eine kostenlose Nacht auf Mahé.

Blick über den Pool aufs Meer

EINE LIEBE WIRD WIRKLICHKEIT

An meinem Bett lieg eines Abends die kleine Erzählung „Siren and Saviour“ eines Kapitäns namens Edward Moseley. Sie schildert die lange Reise des Seefahrers zu dieser Insel und – auf einer anderen Ebene – zu sich selbst. Dabei wird Desroches immer mehr zu einer imaginierten Geliebten, die sich der Kapitän ersehnt und bei der er letztlich Erfüllung findet. Ich versuche, mehr über ihn herauszufinden, vergeblich.

Vielleicht, so denke ich, ist er nur eine Erfindung, zumal sich die Publikationsjahresangabe mit „A long time ago“ begnügt. Doch selbst, wenn dem so sein sollte, Desroches ist keine Fiktion, und man kann hier tatsächlich seine Erfüllung finden, wenn man sein Herz nur genügend öffnet …

COCO DE MER

NOCH EIN WORT ZUR COCO DE MER

Besonders originell ist der Einreisestempel der Seychellen, der die Coco de Mer-Nuss symbolisiert. Wie eine Laune der Natur erinnern die Früchte der weiblichen Seychellenpalme je nach Ausprägung an das weibliche Hinterteil, Becken oder Geschlecht. Sie wächst nur auf den drei Inseln Praslin, Curieuse und Silhouette, ihre Früchte werden aber durch das Meer manchmal auch bis nach Mauritius transportiert. Der männliche Blütenstempel hingegen ist phallischer Natur.

Mein Tipp: Kaufen Sie die Nuss lieber nicht, denn sie muss bei einem lizensierten Händler samt Seriennummer erworben werden. Nehmen Sie illegal eine Nuss mit und werden damit erwischt, droht eine hohe Geld- bzw. eine Gefängnisstrafe bis zu zwei Jahren. Aber selbst bei legal erworbenen Nüssen ist es nicht sicher, ob Sie diese in Ihr Heimatland einführen dürfen.

Auch auf den Seychellen gilt: Leave nothing but footprints, take nothing but memories.

Mehr zu dem hier Vorgestellten unter: https://www.fourseasons.com/seychellesresorts/

Fotos: Four Seasons Seychellen, Four Seasons Desroches, Hans Christian Meiser

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