Unscharfe, bunte Lichtkreise auf dunklem Hintergrund symbolisieren digitale Ablenkung und Reizüberflutung durch Bildschirme.

SMARTPHONE AUS, LEBEN AN!

Was geschieht mit uns, wenn wir ständig erreichbar sind? Und was gewinnen wir, wenn wir seltener zum Handy greifen? Ein Bericht über Tief- und Wendepunkte, mehr Bewusstsein für den Umgang mit digitalen Medien sowie Wege aus der digitalen Überforderung.

Hier erfahren Sie mehr über

  • Digitale Selbstverantwortung
  • Digitalen Burnout
  • Die Sehnsucht nach echter Verbindung

Text Jacob Weizman

Schwarz-weiss-Porträt von Jacob Weizmann.

Jacob Weizman ist Digital Balance Coach nach langjähriger Führungs­erfahrung im Bereich Sales und HR, Meditation und Achtsamkeit. Er gründete und leitete eine Nachhaltigkeits­organisation, die den Publikumspreis beim Smart Hero Award 2022 gewann und für den Deutschen Engagement Preis 2023 nominiert war.

Wir alle haben ein Smartphone. Im Durchschnitt nutzen wir es vier Stunden am Tag. Alle elf Minuten greifen wir danach. Doch was bedeuten diese Zahlen wirklich für unser Leben? Was macht das mit unserer Aufmerksamkeit, mit unseren zwischenmenschlichen Beziehungen?

Was löst es in uns aus, wenn wir von morgens bis abends stets erreichbar sind und durch die „Sozialen Medien“ anderen mehr beim Leben zuschauen, anstatt unser eigenes zu führen?

Und warum wissen wir eigentlich alle, das wir zu viel an unseren Bildschirmen sitzen und ändern nichts an dieser Tatsache?

Frau hält ihr Smartphone mit der Aufschrift ‚Closed‘ hoch, um digitale Achtsamkeit und bewusste Offline-Zeiten zu signalisieren.

Vom Burn-out zu digitaler Achtsamkeit

Ich habe diese Fragen lange Zeit ignoriert, bis mein Körper eines Tages nicht mehr konnte. Mein Burnout war das Resultat von digitaler Überforderung. Dieser Zusammenbruch war ein Tiefpunkt und wurde zum Wendepunkt in meinem Leben. Heute weiß ich, dass das Problem nicht das Gerät selbst ist, sondern unser Umgang damit. Niemand hat uns beigebracht, mit all den Möglichkeiten, die es mit sich bringt, gesund umzugehen.

Daraus entwickelte ich das Motto:

„Smartphone aus – Leben an“: Ein Aufruf zu digitaler Selbstverantwortung

Ich untersuchte das Thema auf vielfältige Weise und verfasste ein Buch dazu.

Um es umfassend darzustellen, fügte ich zusammen:

  • Erfahrungen von Jugendlichen sowie von Erwachsenen, die im Alltag natürlicherweise ihre Schwierigkeiten mit dem Handy haben
  • Methoden und Werkzeuge, die dabei helfen, das Smartphone wieder als das Hilfsmittel zu nutzen, das es ist
  • meine persönliche Geschichte, vom digitalen Burnout hin zu einem selbstbestimmten Leben

Mir wurde klar: Wir können lernen, die Lücke zwischen Impuls und Handlung wahrzunehmen und selbst zu entscheiden, wann wir das Handy nutzen und wann nicht. Denn es macht einen enormen Unterschied, ob wir das Smartphone (wie heute) 88-mal am Tag aktivieren oder nur 44-mal: nicht nur für unsere Zeit, sondern auch für unsere Lebensqualität.

Freunde sitzen lachend in einem Café und unterhalten sich – Symbol für soziale Nähe ohne digitale Ablenkung.

Tipps und Tricks für weniger Bildschirmzeit im Alltag

1. Sich mit der eigenen Handybildschirmzeit auseinandersetzen. Wir können uns bewusst machen, was wir da jeden Tag machen; deshalb sollten wir uns ein klares Ziel setzen, welche Zeit und welche Aktivierungen wir nicht überschreiten möchten.

2. „Aus den Augen aus dem Sinn“: Sobald das Handy außerhalb der Reichweite ist, fällt es uns viel leichter, es nicht zu nutzen.

3. Die Lücke zwischen Impuls und Handlung finden. Sobald wir merken, dass wir ans Handy greifen wollen, können wir kurz innehalten und uns fragen, ob wir das aus einem Automatismus heraus machen und es dann ggf. sein lassen.

4. Ein Vorbild für Kinder und Jugendliche sein. Wenn wir als Erwachsene unseren Kindern vorleben, dass wir von morgens bis abends ständig an diesem Gerät sind, dann wollen sie das auch. Wenn wir ihnen stattdessen ein anderes Leben vorleben, dann werden sie mehr von diesem haben wollen.

Wir sollten das übergeordnete Ziel, wieder mehr an unserem echten Leben teilzunehmen, immer im Blick behalten. Wir haben uns den ständigen Griff ans Handy mit der Zeit angewöhnt. Das Schöne aber ist, dass wir alles, was wir uns angewöhnt haben, auch wieder abgewöhnen können.

Dieses Thema betrifft uns alle, jung wie alt. Wir alle sollten lernen, das Smartphone immer mal wieder beiseitezulegen und wieder mehr am echten Leben teilzunehmen.

Straßenmarkierung zeigt durchgestrichenes Smartphone-Symbol auf Gehweg – Hinweis auf Smartphone-freie Zone.

Der wahre Hintergrund unseres übersteuerten Nutzungsverhaltens

Vielleicht geht es bei all dem aber auch nicht nur um das Thema der digitalen Balance. Vielleicht ist das Smartphone nur das Symbol einer tiefliegenden Sehnsucht; einer Sehnsucht nach echter Verbindung, nach Bedeutung und Stille. Wir wünschen es uns, gesehen zu werden, doch das Gegenteil tritt ein.

Wir suchen Anerkennung in Likes und durch möglichst viele „Freunde“, versuchen die beste Version unserer Selbst zu werden und büßen dabei das ein, was uns wirklich ausmacht. Unsere Authentizität, die individuelle Einmaligkeit, die jeder Mensch auf ganz natürliche Art und Weise mit auf diese Welt bringt.

In der heutigen Schnelllebigkeit verlieren wir schnell unsere eigene Sinnhaftigkeit aus den Augen, das, wofür es sich zu leben lohnt. Wenn wir weniger am Handy sind, haben wir die Möglichkeit, wieder mehr zu unserem inneren Kern zu finden. Es entsteht Raum für Kreativität, für Empathie mit uns selbst und auch anderen gegenüber.

Wir finden zurück zu mehr Einheit, Echtheit und tiefen zwischenmenschlichen Beziehungen. Ist es nicht das, wonach wir uns alle auf tiefster Ebene sehnen?

„Smartphone aus – Leben an“ ist kein Appell gegen die Technologie. Diese ist ein Werkzeug, das uns informieren und inspirieren kann. Doch wir spüren immer mehr, dass wir lernen müssen, bewusst mit ihr umzugehen. Vielleicht liegt genau darin sogar eine neue Form von Kulturaufgabe.

Wir dürfen den Umgang mit den digitalen Medien nicht dem Zufall überlassen, sondern ihn als Chance sehen, diesen zu gestalten.

Die Herausforderung des Einzelnen wird zur Lösung für uns alle

Das Handy weniger zu nutzen, ist auf den ersten Blick ein individuelles Thema. Wenn wir aber genauer hinschauen, ist es eine Möglichkeit gemeinsam einander wieder näher zu rücken und zusammen mehr Möglichkeiten des Lebens wieder zu entdecken. Wir dürfen uns liebevoll gegenseitig daran erinnern, was es überhaupt bedeutet, am Leben zu sein, wer wir eigentlich sind und was wir einander bedeuten.

Wir sitzen bei diesem Thema alle im selben Boot und können gemeinsam die Entscheidung treffen, miteinander trocken an Land zu gehen, damit wir uns und unsere Liebsten wieder wahrnehmen, anstatt ständig wie Roboter vor unseren Bildschirmen zu sitzen.

Auf den ersten Blick scheint ein Dopaminstoß spannender zu sein, als uns einfach mal wieder in die Augen zu schauen. Aber, das echte Leben findet immer da statt, wo es stattfindet – und das ist nicht hinter einem schwarzen Screen …

Weniger Bildschirmzeit bedeutet mehr Lebenszeit, mehr Aufmerksamkeit, mehr hier und jetzt.

„Smartphone aus – Leben an“ ist keine Absage an den Fortschritt. Es ist eine Einladung, uns an das zu erinnern, was uns wirklich lebendig macht.

Fotos: iStock, Unsplash / Marjan Blan, Rodion Kutsaiev, Andriyko Podilnyk

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