Blick aus der Vogelperspektive auf die Terme di Saturnia.

TERME DI SATURNIA – DIE LEGENDE LEBT

Zwischen der Toskana und dem Latium findet sich eine Quelle, der man seit 3000 Jahren eine heilende Wirkung nachsagt. Unser Autor hat sie besucht und meint: Stimmt, was für ein Kraftort!

Hier erfahren Sie mehr über

  • Einen Jungbrunnen in der Toskana
  • Ein Refugium der Extraklasse
  • Einen Spitzengolfplatz

 

Text Hans Christian Meiser

Schwarz-weiss Porträt von Hans Christian Meiser

Dr. Hans Christian Meiser ist Philosoph und Publizist, zudem Herausgeber und Chefredakteur von PURPOSE, dem Magazin für Sinnhaftigkeit. Dieses Thema zieht sich durch sein gesamtes Werk.

Kamen die römischen Soldaten von ihren Einsätzen z.B. in Germanien zurück, machten sie, bevor sie Rom erreichten, etwa eine Tagesreise von der Hauptstadt des Imperiums entfernt Halt, denn hier fanden sie einen von einer Quelle gespeisten See.

Der schenkte ihnen nicht nur Entspannung, sondern war aufgrund seines hohen Schwefel- und Mineraliengehalts auch in der Lage, Wunden zu heilen.

War? „Ist“ müsste es eigentlich heißen, denn das konstant 37,5 Grad warme Wasser, dass vom 30 Kilometer entfernten Monte Amiata stammt und unterirdisch eben erst bei Saturnia mit 800 Litern pro Sekunde wieder hervortritt, gilt seit jener Zeit, als die Legionäre dort Linderung suchten und fanden, als ein Jung- und Gesundheitsbrunnen. Heute suchen ihn nicht nur Römer auf, sondern auch Gäste aus der ganzen Welt.

Die große Cascade del Mulino der Terme di Saturnia.

Freilich ist der See heute mit Mauern eingefasst, so dass er aussieht wie ein riesiger Swimmingpool, aber das warme Wasser tritt immer noch am Boden hervor und erzeugt fünf Mal am Tag kleine Bläschen, die an die Oberfläche steigen. Zudem wächst am Grund Bioplankton, der auch die Grundlage der Kosmetik ist, die in der „Terme di Saturnia“ ihre Anwendung findet, sei es bei den Massagen oder bei den Gesichtsbehandlungen.
Und das ist eigentlich das Besondere: Auch wenn man meinen könnte, man sei in einem Sanatorium gelandet (vor allem, wenn man schon beim Frühstück viele Gäste im weißen Bademantel sieht) – die Terme ist viel mehr als das: Sie ist ein Luxushotel, ein Gesundheitsrefugium, ein Hort des guten Essens, eine Wellnessoase, ein Refugium der Entspannung und des unkomplizierten Miteinanders und ganz sicherlich ein Kraftort.

Die Terme di Saturnia in der Abendstimmung
Die Terme di Saturnia – Wolkenhimmel und der dampfende Pool
Die Bar& Drink Food Library der Terme Di Saturnia

SCHWEFEL UND KASKADEN

Ich hatte schon viel über die Terme di Saturnia gehört, aber die Erzählung, dass es dort den ganzen Tag nach Schwefel riechen würde, hielt mich dann doch von einem Besuch ab. Leider, muss ich sagen. Denn als ich nun tatsächlich das erste Mal dort war, fand ich alle Vorurteile widerlegt. Den Schwefel riecht man – je nachdem, woher der Wind kommt – tatsächlich, aber man hat sich bald daran gewöhnt.

Und dann machte ich noch eine Beobachtung: Man ist hier vollkommen entspannt und sämtliche Parteien kommen gut miteinander aus. Was heißt das? Es gibt z.B. keine Konflikte zwischen Alt und Jung; Kinder sind willkommen, aber man merkt sie nicht; viele Gäste haben ihren Hund dabei (für Italien sehr ungewöhnlich!), aber sie bellen nicht und scheinen ebenfalls tiefenentspannt zu sein.
Es gibt Hotelgäste und solche, die nur das Day Spa (für ca. 30 Euro) aufsuchen. Und es gibt noch die öffentlichen Kaskaden („Cascate del Mulino), wo man ohne Eintritt zu bezahlen im warmen Wasser sitzen und sich von den Strapazen des Daseins erholen kann.

Gedeckter Tisch mit Rotweingläsern und kleinen Köstlichkeiten – Gnocchi and Pappardelle

SCHIRMPINIEN UND ZYPRESSEN

Hinzukommt die Kulturlandschaft der Maremma, die ja das Latium und die Toskana vereint, was schon an der schönen Mischung aus Schirmpinien und Zypressen zu sehen ist. Diese einmalige Gegend ist nicht ganz so schwer wie die Toskana, und nicht ganz so mediterran-heiter wie das Latium. Aber genau diese Mischung macht es, dass sich Körper, Geist und Seele schon nach kurzer Zeit wieder im Einklang befinden und der Alltagsstress bewältigt ist.

Das ging übrigens nicht nur mir so, jeder, den ich in der Terme ansprach, machte ähnliche Erfahrungen. Das ist offenbar das Wesens eines Kraftortes, der sich aus der Energie der Natur speist: Alle empfinden dasselbe, egal wie alt sie sind oder woher sie kommen.

Die Terme (sprich: die Natur) vereint alle Gegensätze, vor ihr (oder: in ihr) sind wir alle gleich. Das sieht man auch im See-Pool, in dem man aufgrund des hohen Mineraliengehalts nur schwer schwimmen kann, weshalb für alle Schwimmnudeln bereit liegen, die einen über Wasser halten und einem das Gefühl des Schwebens, des „Floatings“ geben. Man gleitet dahin, spricht kaum oder nur wenig und gibt sich ganz der Magie der Natur hin.

Schon nach einigen Minuten merkt man, wie sich die eigenen Gesichtszüge und die der anderen Gäste entspannen, manche halten ihr Antlitz in die Sonne, andere nehmen das Bio-Plankton und formen daraus eine Gesichtsmaske. Alles ist möglich. Die Haut wird weich und zart, der Blutdruck sinkt.

Und kehrt man später auf sein edles Zimmer zurück (insgesamt gibt es 124), hat man nicht nur das Gefühl der Verjüngung und Entspannung, sondern weiß auch, wie man die Schrecken der Welt hinter sich lassen kann. Den römischen Legionären ging es vermutlich nicht anders …

Blick auf einen Golfplatz in der Morgenstimmung

GOLFEN IM GESAMTKUNSTWERK

Noch vor den Römern entdeckten die Etrusker die Quelle und nutzten sie für sich. Sie gründeten dort „Aurinia“, jene Stadt auf einem Travertinfelsen, welche die Römer später eroberten und in „Saturnia“ umbenannten. Zwei Jahrtausende später, 1919, eröffnete hier die Familie Ciacci eine kleine Pension (das Restaurant „1919“ erinnert daran), aus der das heutige 5* SPA & Golf Resort Terme di Saturnia auf einer Fläche von 120 Hektar hervorging. 70 Hektar davon werden von einem der schönsten Goldplätze Italiens eingenommen und man tut gut daran, den von Ronald Fream designten Platz zu spielen. Die Aussichten auf die und von den Hügeln der Maremma sind einzigartig und man wird bei den Abschlägen oder beim Putten das Gefühl nicht los, sich mit der Natur zu einem Gesamtkunstwerk verbunden zu haben.

HEISS UND KALT

Die Ergebnisse kann man später in der klassischen Trattoria „La Stellata“ besprechen und die verlorenen Kalorien durch ein köstliches Tiramisu, das am Tisch zubereitet wird, zurückgewinnen. Anschließend noch eine Behandlung im Spa.
Auch zu empfehlen ist eine Kryotherapie, bei der man in einer Kabine steht, in welcher die Luft auf minus 68 Grad heruntergekühlt wird. Zwei Minuten kann man das durchaus aushalten, sollte sich dabei aber bewegen. Wenn man das erste Mal hinter sich hat, wird man süchtig und möchte die Minutenanzahl immer mehr steigern. Danach in das 37,5 Grad warme Thermalwasser zu steigen, ist ein Genuss der Extraklasse.

Blick aus der Ferne auf das Städtchen Pitigliano

GEORGE CLOONEY IN PITIGLIANO

Wer sich nach anderen Aktivitäten umblickt, kann einen Ausflug nach Saturnia machen (E-Bikes gibt es kostenlos) oder mit dem Wagen in die mittelalterliche Stadt Pitigliano fahren. Schon der Anblick, wenn die Kulisse des Ortes hinter einer Kurve mit einem Mal erscheint, ist spektakulär.
Als hier kürzlich Dreharbeiten zum Netflixfilm „Jay Kelly“ stattfanden, stand der ganze Ort Kopf, vor allem, weil George Clooney dort die Hauptrolle spielt.  Da er auch noch in der „Hosteria il Ceccottino“ dinierte, möchte nun jeder wissen, was denn sein Lieblingsgericht war. Die Wirtin verrät allerdings nur, dass er von den „Dolce“, den Süßspeisen, besonders angetan war.

DIE POESIE DES LEBENS

Dabei war das Leben auf dem Tuffsteinfelsen vor 400 Jahren weniger schön, weshalb der Ort auch „Kleines Jerusalem“ genannt wird. Der Grund: Die Medici hatten 1622 hier ein jüdisches Ghetto errichtet. Die Synagoge und die mehr als 500 unterirdischen Wohn- und Arbeitsräume sind heute als Museum zu besichtigen.

Dort erfährt man zudem, dass im Zweiten Weltkrieg die verbliebenen jüdischen Bewohner der Stadt von der katholischen Bevölkerung versteckt und vor den Nazis gerettet wurden.

Ich finde, dass wir uns immer solcher Geschehnisse bewusst sein sollen, besonders dann, wenn es uns gut geht. Denn es gibt auch die Prosa des Lebens. Die Poesie desselben hingegen findet z.B. in der Terme di Saturnia statt und man versteht nun, weshalb 70 Prozent der Gäste sogenannte „Repeaters“ sind. Ich werde ab sofort auch dazugehören …

Fotos: Hans Christian Meiser, Giuglio Pugliese

Donner & Reuschel

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