Asien in Südtirol – eine überraschende Fusion!

Hier erfahren Sie mehr über

• Das Messner Mountain Museum Ripa im Schloss Bruneck
• Das SILENA Hotel in Vals
• Einheit mit der Natur

Text Hans Christian Meiser

Sieht man das Schloss Bruneck zum ersten Mal von außen, ist man erstaunt über den einstigen Sommersitz der Fürstbischöfe aus dem 13. Jahrhundert. Mit seiner Größe und seiner Lage deutet alles an dem Bauwerk darauf hin, dass hier wichtige Entscheidungen zum Wohlstand der Bewohner (und hoffentlich auch ihrer Untergebenen) gefällt wurden.

Heute beherbergt die Burg eines der sechs Südtiroler Museen von Reinhold Messner, der mit seinen bergsteigerischen Leistungen längst eine weltbekannte Legende ist. Umso schöner, dass er sein Wissen über die Berge und deren Kulturen in seinen Museen weitergibt, und zwar auf eine ziemlich unnachahmliche Weise, die Privates mit Öffentlichem mischt. So erfährt man etwa in der Dauerausstellung „Das Erbe der Berge“ im Schloss Bruneck Überraschendes von Bergvölkern Asiens, Afrikas, Südamerikas und Europas, kann ihre Kultur anhand interessanter Artefakte studieren sowie ihren Alltag nachvollziehen.

Aber man sieht auch Expeditionskleider und -Geschirr von Messner selbst, Zelte und allerhand Privates. Das Thema „Asien“ ist dabei natürlich das interessanteste, auch, weil man die Geschichte des Südtirolers Reinhold Messner für immer mit der Besteigung aller 14 Achttausender als erster Mensch verbinden wird. Diese liegen eben allesamt in Asien.

TRADITION + MODERNE IN SÜDTIROL

Sieht man das Hotel Silena zum ersten Mal von außen, ist man ebenfalls erstaunt, aber nicht unbedingt positiv. Im kleinen Ort Vals, das in einem Seitental etwa 30 Kilometer von Bruneck entfernt liegt, dort, wo Seilbahnen die Gäste zum Wandern, Biken oder Skifahren auf über 2500 Meter (Gitschbergbahn) oder 2008 Meter (Jochtalbahn) Meter befördern, erhebt sich mit einem Mal ein hochmodernes Hotel mit gestanzter schwarzer Außenfassade, die an Gräser im asiatischen Endlosdesign erinnert.

Eigentlich hätte man hier gemütliche Häuser erwartet, wie sie überall in Südtirol zu finden sind und die meist in den 1980 und -90 Jahren zu Pensionen oder Hotels umgebaut wurden. Nicht so das SILENA. Es stellt eher schon heute eine Design-Ikone da, deren Name sich aus den Vornamen des Besitzergeschwisterpaares SI(mon) und Magda(LENA) Mair ergibt. Ursprünglich ein Bauernhof, dann eine Pension, und nun ein 4-Sterne-Superior-Design- und Boutiquehotel – die Geschwister wagten den Sprung in die Moderne und nicht nur dies: Sie gaben der Hardware gleich noch eine besondere Software mit, so dass an dieser Stelle etwas ziemlich Einmaliges entstand, eine Fusion aus Südtirol und Asien – ganz ähnlich wie bei Reinhold Messner.

WOHLFÜHLOASE

In der jetzigen Gestalt existiert das Haus seit 2022 als Adult 14+ Hotel: Meist sind es wohlsituierte Paare um die 40 oder 50, die hier einige Tage entspannen und genießen wollen. Freilich, das kann man anderswo auch. Weshalb also gerade hier?

Weil man schon nach Betreten der Lobby spürt, dass hier eine ganz besondere Wohlfühlatmosphäre geschaffen wurde, die einen sofort umfängt. Da ist der kleine Brunnen an der Rezeption, an dem man sich symbolisch den Staub der Reise abwaschen kann, damit man merkt, dass jetzt die Erholung beginnt; da sind die Suiten (die meisten mit eigener Sauna), bei denen man von der harmonischen Farbgebung des Interieurs überrascht ist; da ist der gesamte Spa-Bereich mit In- und Outdoorpool, Saunen und Dampfbad, die ebenfalls eine ganz besondere Atmosphäre ausstahlen; und da ist das absolute Highlight: der japanische Rooftop Onsen-Pool mit seinem 40 Grad warmen Wasser, in dem man unbekleidet die absolute Einheit mit der Natur erfahren kann, sei es bei Tag oder (noch schöner) bei Nacht.

Nicht nur dies hat asiatische Bezüge: Es gibt eine Gebetsmühlenwand, Yoga- und Qi Gong Sessions, eine Klangschalenreise, geführte Meditationen, Teezeremonien, eine kuratierte Bibliothek mit Werken über und aus Asien, eine Kreativecke für Origami und Mandalas-Malen, und und und …

Was allerdings nicht asiatisch ist, ist das (Halbpensions)essen, das allerdings so genial als Menü auf kleine Portionen ausgerichtet ist, dass man sich im Anschluss nicht voll, sondern wohlig gesättigt fühlt. Die italienisch-südtirolerische Küche fügt sich hier so unkompliziert in das Gesamtkonzept ein, dass man asiatisches Essen gar nicht vermisst.

SOULFULNESS

Die Inspiration zu dieser Fusion, die als Herzstück über die 350 Jahre alte Stube des ursprünglichen Hofes verfügt, hatte Magdalena Mair, die nach ihrem Studium des Hotel- und Tourismusmanagement in Meran die Welt bereiste und vor allem vom Lächeln Asiens angetan war. Dieses wollte sie nach Südtirol bringen und einen unverwechselbaren Ort schaffen, der vor allem der Seele guttut.
Und so kam das Thema „Soulfulness“ nach Vals, und es entstand „SILENA, your soulful hotel“.
Simon Mair steuerte sein Wissen als Käse- und Weinsommelier sowie japanischen Sake bei, und – als ehemaliger Profifußballer – seine Kenntnisse über die Bewegungsabläufe. Aus beider Know How entstand so ein unverwechselbares Konzept, das bis ins Detail ausgreift ist und jeden Gast liebevoll umfängt.

Dass hier jeder jeden duzt, mag anfangs noch etwas ungewohnt sein, doch spätestens nach zwei Tagen hat man sich daran gewöhnt und fragt sich unwillkürlich, weshalb man das nicht auch sonst im Alltagsleben macht – ähnlich wie die Schweden. Abends liegt im persönlichen Soulbook ein kleines Geschenk oder ein Briefchen mit einem Aktivitätsvorschlag für den kommenden Tag, oder Nachrichten wie „Teile Dein Glück“ und man versteht, weshalb Stress, Ärger etc. von Minute zu Minute weniger werden und das Ich immer mehr zu seiner inneren Balance zurückfindet.

Man muss sich auch nicht in äußere Aktivitäten stürzen (übrigens: NICHT zu empfehlen ist die Wanderung zur nur sechs Kilometer entfernten Farne Alm, welche angeblich die schönste Südtirols sein soll; man sieht dort einige Kühe, alte Hütten und drei Restaurants und wird das Gefühl nicht los, in einer nachgebauten Disney-Touristenattraktion gelandet zu sein).

ALPACAS UND FENG SHUI

Die Alpakas am Beginn des Weges hingegen sind einen Besuch wert, weil vor allem eines der Tiere einem riesigen, weißen Königspudel gleicht, da sein Besitzer ihn wie einen solchen geschoren hat. Bekanntlich strahlen ja Alpacas enorme Ruhe aus und sind für den Menschen zum Abbau von Stress sehr hilfreich. Kein Wunder, dass sie hier zu finden sind, denn das SILENA macht ja nichts anderes: Es hilft uns, wieder zu uns selbst zu finden.

Ob es an der Feng Shui Architektur liegt, möchte ich von Magdalena Mair wissen. „Natürlich“, antwortet sie, „das Designstudio noa* aus Bozen und Berlin, deren Gründer auch bei Matteo Thun in Mailand wirkten, hat diese Elemente in die Gestaltung miteinbezogen.“
Nun klärt sich auch der Sinn der Außenfassade auf … Dass hier fast alles nachhaltig erzeugt wird, vom Strom bis zur Heizung, versteht sich eigentlich schon von selbst. Und so ist es kaum verwunderlich, dass man sich schon bald nach der Ankunft in den heimatlichen Gefilden wünscht, die Ruhe, die Entspannung, und die sinnliche Harmonie des SILENA bald wieder erleben zu können.

Wem dies zu langweilig ist, bucht am besten die Krimi- oder Thriller-Suite, in denen sich jeweils 200 Werke der dazugehörenden Literatur befinden. Wer dann vor Aufregung nicht schlafen kann, kann sich einen beruhigenden Tee aufgießen, um erneut in die natürliche Harmonie des Gesamtkunstwerks von Simon und Magdalena Mair einzutauchen. Dort wird er zwar nicht den Mörder finden, aber immerhin sich selbst, und das ist ja auch schon was …

Fotos: Silena Hotel, Hans Christian Meiser