Große Geröllhalde

DIE BESUCHER (TEIL 3)

Dieser Teil der außergewöhnlichen Geschichte begleitet die Besucher der Erde in der Zukunft bei weiteren Ausgrabungen, ihren Gedanken zu unserem Leben sowie ihren Schlussfolgerungen.

Hier erfahren Sie mehr über

  • Fossile Materialien
  • Verlorene Möglichkeiten
  • Mögliche Umkehr

Text Beat Finkbeiner

Autor Beat Finkbeiner

Beat Finkbeiner ist Transportation-/Industrie-Designer, Kaufmann und Freigeist. Nach der Tätigkeit als Design-Manager in der Automobilindustrie mit mehrjährigem Ausland­saufenthalt, führt er heute sein eigenes Unternehmen für sinnvolles Design.

FORMEN UND FARBEN

Bei etlichen Ausgrabungen auf dem gesamten Planeten wurden immer wieder ähnlich aussehende Eisenkäfige geborgen und deren Sinn und Funktion untersucht. Die Studien ergaben, dass die Formen dieser Käfige sehr willkürlich waren und keinerlei größeren Sinn erschließen lassen.

Physiognomische Ähnlichkeiten mit entweder wohlgesponnenem oder kriegerischen Ausdruck deuten auf Status orientierter Begegnungen untereinander hin. Protokolliert wurden sie als „Vehikel zum Transport“.

ein zerstörtes Haus ohne Tür mit Sandberg im Wohnraum

Sie besaßen schwarze, runde Scheiben auf der Seite, meistens waren es vier. Manchmal aber hatten die Käfige auch Flügel und Schrauben, die wohl im damals noch im Übermaß vorhandenen Wasser eingesetzt wurden.
Auch Überreste von Antriebsapparaten wurden geborgen. Man war sich sicher, dass diese fossile Materialien der Erde benötigten, um ihren Zweck zu erfüllen. Äußerlich wurden Rückstände von Farbpigmenten ermittelt.

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Warum die Käfige farbig waren, blieb den Besuchern unbekannt. Sie entwickelten eine Hypothese hierfür: Sie dienten dazu, Emotionen mit einer Art kulturellem Balzverhalten zu versehen. Silber hatte hierbei eine eher neutrale Botschaft, während rot eine angriffslustige Eigenschaft vertrat. Blau war entspannend, grün eher naturverbunden, gelb latent gefährlich. Schwarz und weiß beschrieben das Böse/Verwegene und das Gute/Reine.

Man identifizierte auf allen dieser Käfige Symbole, darunter auch Formen von Großkatzenarten oder Huftieren. Warum hatte man dies gemacht?

Waren es Vorbilder, die man angebetet hatte? Waren es die Eisenkäfige selbst, die wie Götter verehrt wurden?

Auto ohne Fenster wird von Pflanzen überwuchert

EGOISMUS UND MACHT

Der Gedanke scheint einigen Forschern nicht abwegig und sie gelangten zu einem Gesamtbild mit folgender Theorie: Zu einem großen Teil orientierte sich diese Spezies an ihren Artgenossen und versuchte, ihr Wohlbefinden durch immer intensivere Anstrengungen zu vergrößern und sich hierbei gegenseitig zu übertreffen.

Gebirge vor einem großen Sternenhimmel

Dabei ging es nicht mehr um den reinen Selbsterhalt, sondern um Egoismus und Macht. Ein großer Teil dieser Wesen besaß mehr als genug. Ein sehr großer Teil jedoch hatte sehr wenig; sogar so wenig, dass viele sterben mussten. Das war dem anderen Teil durchaus bewusst. Gleichzeitig sah dieser Teil keinen Anlass, den eigenen Artgenossen hilfreich beizustehen. Es wurde zwar darüber gesprochen, doch im Großen und Ganzen fand eine aktive und wirkungsvolle Hilfe nicht statt. Selbst junge Vertreter dieser Spezies mit klarer Sichtweise wurden nicht gehört. Freiheit, Liebe und Autonomie wurden zu ausschließlich egoistischen, oberflächlichen Werten und verloren ihre kollektive Aufgabe.

Sonnenaufgang in der Wüste

ZUM SCHLUSS

Man könnte, liebe Leser, diese Geschichte endlos so weiterspinnen. Doch mittlerweile ahnen oder wissen Sie ja schon, dass es sich bei denen, auf deren Hinterlassenschaften die Besucher stoßen, um uns selbst handelt. Sie wissen auch, dass wir es in der Hand haben, es nicht so weit kommen zu lassen, damit die Geschichte NICHT mit folgenden Sätzen endet:

Nachdem die Besucher all dies untersucht hatten, schüttelten sie den Kopf und sagten nur: „Es ist schade, dass diese Spezies bei all ihren Möglichkeiten den eigenen Untergang stattfinden ließ.“

Und so machten sie sich auf den Heimweg, da es auf der Erde nichts mehr zu tun gab.

Fotos: Unsplash / John Fowler, Museums Victoria, Florian Olivo, Daniil Silantev, Jean Wimmerlin

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