DREIMAL SÜDTIROL – KONZEPTE FÜR DIE (R)AUSZEIT
Die Gegend zwischen Brenner und Gardasee weist die höchste Dichte an Luxushotels in Europa auf und hat auch sonst mehr als die grandiose Landschaft zu bieten. Drei Beispiele an drei Standorten.
Hier erfahren Sie mehr über
- Den Cyprianerhof
- Das Sensoria Dolomites
- Das Ama Stay
Text Hans Christian Meiser
Dr. Hans Christian Meiser ist Philosoph und Publizist, zudem Herausgeber und Chefredakteur von PURPOSE, dem Magazin für Sinnhaftigkeit. Dieses Thema zieht sich durch sein gesamtes Werk.
CYPRIANERHOF – DAS WELLNESS-FAMILIY-KONZEPT
Selten habe ich eine Ankunft so schön erlebt. Nach der Abfahrt Bozen Nord geht es eine spektakuläre Straße hinaus nach Tiers und von dort noch einmal zum Hochplateau St. Zyprian (S. Cipriano), auf dem der Cyprianerhof steht. Sofort kommt jemand, hilft beim Entladen des Wagens, parkt ihn und schon sitzt man auf der Terrasse und genießt in der Alpensüdseitensonne den Willkommensprosecco und eine kleine Auswahl an Südtiroler Spezialitäten.
Man fühlt sich wie zuhause und doch ist alles anders: Die Luft, die Sonne und vor allem der Blick: Dieser fällt auf die dramatische Dolomiten-Silhouette von König Laurins Rosengarten, welcher der Sage nach deshalb in der Dämmerung rötlich glüht, weil der König ihn mit einem Fluch belegt hatte, dass niemand den Garten bei Tag und Nacht sehen dürfe.
Aber er vergaß die Dämmerung, und weil die Sonne gegenüber im Westen untergeht und dabei das Felsmassiv anstrahlt, leuchten die Felsen tatsächlich in einem fast überirdisch schönen Rosé.
IN DER CABRIOGONDEL
Darunter liegt das Ski- und Wandergebiet „Carezza“, das neben Mountainbike-Trails und Wanderwegen auch über 40 Pistenkilometer verfügt, von denen die Hälfte blau markiert ist, was bedeutet: besonders familienfreundlich!
Auch die Gondelbahn von St. Zyprian zur Frommer Alm (von dort aus geht es weiter zur König Laurin I und II Bahn an den Fuß des Rosengartens), verfügt über etwas ganz Besonderes: eine Aussichtsplattform, auf der man die Fahrt nach oben oder unten im Freien genießen und sensationelle Fotos für Instagram machen kann – von einer Cabriogondel aus sozusagen.
IM ROSENGARTEN-WHIRLPOOL
Das Schönste: Die Talstation befindet sich nur zwei Gehminuten vom Cyprianerhof entfernt, so dass man nach einem perfekten Ski- oder Wandertag sofort den Wellnessbereich aufsuchen kann, der mit seinen verschiedenen Saunen (besonders zu empfehlen ist die Glassauna mit Blick auf den Rosengarten), dem Naturteich und dem beheizten In- und Outdoorpool zur perfekten Entspannung beiträgt.
Einen sehr ästhetischen Salzraum gibt es auch noch, in welchem man seinen Atemwegen etwas Gutes tun kann; aber am wohligsten fühle ich mich im Whirlpool, den man neben der Saunahütte findet, und in dem zwischen sich und dem Massiv des rotglühenden Rosengartens nur noch Wiesennatur und einige Bäume sind. Dort wird man tatsächlich eins mit dem Sein, sofern man sich darauf einlässt.
Sonderbar hingegen muten die Saunaaufgüsse an, bei denen die Erwachsenen eng zusammengepfercht bei Popmusik einer Art Saunaballettmeister zusehen, wie dieser mit einem Tuch – einem Fahnenschwenker ähnlich – versucht, die Hitze im Raum zu verteilen. Würden sie sich, wie er, zu der Musik bewegen, hätte das noch Sinn, aber stocksteif nackt dazusitzen und das Ende des Theaters zu erwarten, wirkt – zumindest auf mich – etwas grotesk.
IN CORPORE SANO
Anschließend geht es dann zum Essen, das als hervorragendes Menü mit perfekter Weinbegleitung alle Sinne bedient. Hier sind auch die Kinder willkommen und – oh Wunder – stören überhaupt nicht. Im Gegenteil: Es ist schön zu sehen, wie sich die kommenden Erwachsenen hier schon elegant bewegen und sich nahtlos in das Geschehen einfügen, auch beim ebenso ausgezeichneten Frühstücksbuffet.
ANLEITUNG ZUM GLÜCKLICHSEIN
Von den Zimmern sind wiederum die Suiten im vierten Stock die schönsten. Modern, mit perfektem Blick und allen Annehmlichkeiten der Moderne ausgestattet. Die „Anleitung zum Glücklichsein“, welche der Hotelprospekt verspricht und die vor allem darin besteht, das Leben bewusst zu genießen, kann hier problemlos umgesetzt werden.
Michael Damian, dessen Eltern Margreth und Martin den Cyprianerhof in den letzten knapp 40 Jahren aufgebaut haben, gestaltet das Hotel jetzt gemeinsam mit seiner Schwester Monika charmant für die Zukunft, er als Geschäftsführer, sie als Küchenchefin. Die beiden wissen aber auch, dass all das oben Beschriebene nicht langt, um sich von anderen Häusern zu unterscheiden. Denn auf die Trias „Activity, Wellness and Fine Dining“ setzen mittlerweile nahezu alle Hotels in Südtirol, weshalb er den maximal bis 200 Gästen auch Kultur anbieten möchte. Somit gibt es dort demnächst Konzerte mit klassischer Musik und Ausstellungen Südtiroler Künstler.
DIE HAUSEIGENE QUELLE
Dass Nachhaltigkeit gepflegt wird, ist den jungen Hoteliers Selbstverständlichkeit und Verpflichtung gleichermaßen. Wie gut, dass sie das Wasser von der hauseigenen Quelle Tschamin beziehen können. Bergsteigen, Wandern, Klettern, Golfen, Skifahren, Skitouren – alles, was dazu geeignet ist, gesund und ausgeglichen zu leben, findet sich hier in allernächster Nähe, so dass die Dimension der Zeit in Form der Entschleunigung die Erholung perfekt macht.
Fazit: Äußerst gelungen. Ideal für Paare und Familien mit Kindern ab ca. 8 Jahren.
SENSORIA DOLOMITES – DAS ADULTS-ONLY-ALL-INCLUSIVE-KONZEPT
Nur ca. 25 Minuten Autofahrt von Cyprianerhof entfernt zeigt sich in Seis eine gänzlich andere (Hotel)Welt, die aber nicht minder schön ist. Unterhalb der berühmten Seiser Alm, Europas größtem Hochplateau, gelegen, finden sich höchst exklusive 47 Zimmer, die allesamt von einer ganz besonderen Ästhetik geprägt sind, welche sich im gesamten Haus wiederfindet: eine Mischung aus asiatischer Feng Shui Harmonie und nordischem Minimalismus. Beides drückt sich in hellen Farben und sehr viel Holzelementen aus, die innen und außen das Haus dominieren, ohne dominant zu sein, im Gegenteil.
Die kluge Architektur erzeugt ein Gefühl der Geborgenheit, was schon deshalb wichtig ist, da das Hotel zwar an der Straße von Seis auf die gleichnamige Alm liegt, man aber den Autoverkehr nur selten wahrnimmt, zumal die Straße ab der Bahnstation von 9 bis 17 Uhr für den Individualverkehr gesperrt ist.
Und da das Sensoria Dolomites in allen Belangen eine so schöne Wohlfühlatmosphäre vermittelt, ist man ohnedies geneigt, sich auf genau diese zu fokussieren. Oder eben auf die Seiser Alm.
EINE ANDERE WELT
Die Seiser Alm hat alles zu bieten, was des Skifahrers oder Wanderers Herz begehrt. 181 Pistenkilometer, 60 Kilometer Wanderwege, 80 Kilometer Loipen, 11 Rodelbahnen, 79 Ausstiegsanlagen, 50 Hütten zur Einkehr. Zudem kommt noch der Einstieg in das Skigebiet Gröden und das Dolomite Superski, das größte Skikarussell der Welt.
Die umliegende Bergwelt ist so beeindruckend, dass man sich nicht in Europa, sondern eher in Amerika oder Asien fühlt, 360 Grad Blick inklusive.
ALL-DAY-INKLUSIVE-ARRANGEMENT
Ein normaler Tagesablauf im Sensoria: Nach dem Aufstehen begibt man sich zum Frühstück, dort werden vor allem Produkte der Region angeboten. Danach geht es auf den Berg oder ins Spa, um durch das Schwimmen im beheizten Outdoorpool oder dem Schwitzen in den verschiedenen Saunen dem Körper etwas Gutes zu tun.
Ab 14 Uhr stärkt man sich am Buffet mit salzigen und süßen Leckereien; dann geht es womöglich wieder ins Spa oder zu einem Spaziergang in den Ort, um sich schließlich beim abendlichen Menü der Südtiroler Küche mit all ihren Feinheiten hinzugeben.
Das Besondere: Erlebnisfrühstück, vitale Nachmittagsjause, abendlich Genusserlebnisse, frisches Quellwasser, lokale Softdrinks, Südtiroler Weine und Spirituosen sowie die Getränke und Snacks aus der Minibar sind im All-Day-Inklusiv-Arrangement enthalten.
Lea Oberhofer ist für das Gestalterische des Hauses zuständig, ihr Mann Simon für die Finanzen und das Personal. Er sagt:
„Als Inhaber eines solchen Kleinods wollen wir darauf achten, dass jedes Detail stimmt. Zudem ist es uns wichtig, dass die Gäste beim Check-out nicht mit unnötigen Rechnungen belastet werden, um ihren Aufenthalt bei uns in bester Erinnerung zu behalten. Ich selber bin ein großer Fan dieses Konzepts, weil es doch schön ist, wenn man nicht überlegen muss, ob man nun ein Glas mehr oder weniger, oder einen Gang mehr oder weniger nehmen möchte, damit die Rechnung nicht allzu hoch ausfällt. All das gibt es bei uns nicht.
Unser Konzept hat sich so sehr bewährt, dass die Gäste gerade auch deshalb immer wiederkommen. Man kann sich ganz der Entspannung und den Aktivitätsangeboten hingeben.“
LUXURY FOR THE SOUL
„Luxury for the soul” steht auf einem Bleistift, den ich irgendwo im Hotel finde, und genau das ist es wohl, was das Ehepaar Oberhofer aus der ehemaligen Gaststätte Ritterhof der Schwiegereltern gemacht haben. Aber die Natur hat auch einiges dazu beigetragen, vor allem den 2563 Meter hohen Schlern, der sich mit seinen senkrechten Felswänden genau dem Hotel gegenüber auftürmt.
Vom Sensoria Dolomites lässt sich dieses Naturwunder gut beobachten und man versteht, weshalb das Hotel so heißt: Es spricht tatsächlich alle Sinne an – und zwar nachhaltig.
Fazit: Ein idealer Ort für Paare oder Singles, die Erholung und Aktivität miteinander kombinieren wollen und Wert auf eine großartige Kochkunst legen.
AMA STAY – DAS GEN-Z-WORKATION-KONZEPT
Gänzlich anders geht es im AMA STAY in San Vigilio zu. Von Seis aus gelangt man am besten zu dieser Besonderheit im Eggental über das Grödner Joch – eine höchst spektakuläre Fahrt, bei der man auch die berühmte Alta Badia Gegend durchquert.
Angekommen erleben die Gäste ein Haus, das man in diesem gemütlichen Ort nicht erwartet hätte. Direkt neben dem Verwaltungsgebäude der Seilbahnen gelegen und von dieser Gesellschaft auch erbaut, findet sich hier ein hochmoderner, fast schwarzer Bau, der aber trotz aller Moderne gerade deshalb in die Landschaft passt – etwas, das ja in Tirol und Südtirol immer wieder auffällt.
Der Name des Hauses leitet sich vom lateinischen „amare“, also „lieben“ ab und stellt den Imperativ „ama“, „Liebe“ dar. Und „stay“ ist natürlich klar. Wie auch immer man diese Kombination interpretieren will, ich finde sie gelungen.
DIGITALE NOMADEN UND REMOTE WORKERS
Das Konzept ist interessant. Markus Promberger, der Inhaber, dessen Eltern hier noch immer arbeiten, hat es vor allem für digitale Nomaden und remote Workers konzipiert, die an diesem Ort arbeiten und gleichzeitig Urlaub machen. Das geht von einigen Tagen bis hin zu einigen Wochen.
Auch für Incentives und Workshops ist das Haus ausgelegt, ein sehr mutiges Konzept in einer Gegend, die eigentlich vom klassischen Wander- und Skitourismus lebt. Aber sowohl die Gäste als auch die Einheimischen scheinen diese neue Kombination spannend zu finden, weshalb Markus Promberger immer wieder die lokale Bevölkerung einlädt, das, was er hier tut, besser kennen- und verstehen zu lernen.
Die Zimmer sind der Klientel entsprechend nicht luxuriös, sondern eher spartanisch, es gibt zudem Apartments für Selbstversorger. Am schönsten aber ist der Rooftop-Pool und das Spa, höchst modern und ansprechend gestaltet – ganz wie das Restaurant mit seiner offenen Küche im Erdgeschoß. Selten habe ich einen so guten Kabeljau gegessen wie hier.
Und das ist das Überraschende: Einerseits ein grandioses Restaurant im Erdgeschoß und ein sehr einladendes Spa im vierten Stock, aber in den Etagen dazwischen hat man das Gefühl, in einer gehobenen Jugendherberge gelandet zu sein oder in einem Internat. Das ist natürlich Absicht und diese erscheint mir gelungen – auch wenn ich anfangs Schwierigkeiten hatte, das Konzept zu verstehen.
Aber nach einem langen Gespräch mit Markus Promberger wurde mir klar, dass er seine Wertvorstellungen hier perfekt verwirklicht hatte. Diese sind: Demut, Stolz, Gastfreundschaft, Selbstbestimmung und Ehrlichkeit und spiegeln sich in den 40 Doppelzimmern und 40 Apartments wider.
NATUR UND KUNST im AMA STAY
Das AMA Stay eignet sich auch für Firmen, Teams und Selbstständigen, die hier, beim Blick auf die Natur, die Symbiose von Aktivität und Entspannung, von Arbeit und Selbstbesinnung suchen und finden. Diese gibt es übrigens auch im Artroom zu bewundern, in dem Ausstellungen von lokalen Künstlern zu sehen sind.
FAZIT: Der perfekte Ort für Workshops u.ä. sowie für Menschen, die sich der Workation hingeben wollen.
UND WAS GIBT ES SONST NOCH?
Wer sich nach weiteren Highlights sehnt, der findet sie ca. 30 Minuten entfernt auf dem berühmten Kronplatz (Plan de Corones), einem Skigebiet mit 121 Pistenkilometern, der Friedenglocke Concordia 2000, diversen Restaurants und zwei weiteren Sehenswürdigkeiten, dem Lumen Museum, das sich der Bergfotografie widmet sowie dem sechsten Messner Mountain Museum, das den traditionellen Alpinismus und die Alpingeschichte zeigen möchte.
Entworfen wurde es von der weltberühmten Architektin Zaha Hadid, eingerichtet vom weltberühmten Bergsteiger. Wer es besuchen will, ohne dort oben skizufahren oder zu wandern, sollte beachten, dass man zunächst die Seilbahn verwenden muss, um überhaupt dorthin zu gelangen (es sei denn, man geht zu Fuß). Das Seilbahnticket kostet 34 Euro (pro Person). Der Eintritt ins Museum beträgt 14 Euro (pro Person).
Was bekommt man dort zu sehen? Im Netz finden sich viele positive wie negative Bewertungen. Die positiven loben die Konstruktion des Gebäudes und die ausgestellten Gegenstände, die negativen meinen, Reinhold Messner hätte seinen Keller ausgemistet und alles, was er nicht mehr brauchte, hierhergebracht.
Interessant liest sich ein Zitat von Reinhold Messner am Eingang: „Erschlossene Berge sind wie kaputt gegangenes Spielzeug“.
LUMEN MUSEUM
Spannend ist auch das zweite Museum hier oben, welches sich der Fotografie der Berge widmet. Der Name „Lumen“ bedeutet „Licht“ und sich von diesem bescheinen zu lassen, lohnt sich. Denn das nicht überaus große LUMEN stellt eine grandiose Erlebniswelt dar und man stößt an jeder Ecke auf Überraschendes, Einmaliges, Nochniegesehenes. Allein, um sich im Spiegelsaal den großen Illusionen hinzugeben, lohnt sich der Besuch. Ein Erlebnis, das man nicht versäumen sollte!
Beim Ausgang aus dem Messner Mountain Museum finde ich noch ein Zitat an der Wand, das mich bewegt. Es stammt vom libanesischen Dichter Khalil Gibran:
„Und wenn du den höchsten Berggipfel unserer Welt erreichen solltest, so hast du nur noch einen Wunsch: abzusteigen und mit denen zu sein, die im Tal leben.“
Wie wahr! Und so fahre ich denn mit der Gondel wieder hinab und bin froh, die Menschen im Cyprianerhof, im Sensoria und im Ama Stay getroffen zu haben, bei und mit denen ich großartige Tage verbringen durfte.
Fotos: AMA Stay, Cyprianerhof Dolomit Resort, Sensoria Dolomites, BRANDNAMIC, Michael Huber, Hannes Niederkofler, Luca Putzer, Helmuth Rier, Andreas Tauber