DAS GLÜCK EINER BEGEGNUNG

Hier erfahren Sie mehr über

• Wichtige Augenblicke
• Tiefe Verbindungen
• Entgegenkommen

Text Wolfgang Eckstein

Der französischer Schriftsteller Guy de Maupassant vertrat die Meinung, „es sind die Begegnungen mit anderen Menschen, die das Leben lebenswert machen.“ Begegnungen, sei es durch Zufall oder mit ehrlichem Herzen gewollt, geben dem Leben einen Inhalt, der unverzichtbar ist.

Begegnung ist ein umfassender Begriff und er ist es wert, sich über ihn einige Gedanken und Vorstellungen zu machen, um sie im Leben zu verwirklichen.

Man kann das unterschiedliche Geschehen an einem wolkenlosen Nachthimmel als Vergleich für Dauer und Art von Begegnungen hernehmen.

An ihm schießen z.B. Sternschnuppen entlang, die nur kurze Zeit für Überlegungen und Gedanken zulassen. Ebenso schnell und unerwartet kann es zu einer Begegnung kommen und diese auch schon wieder vorüber sein.

Kometen dagegen zeichnen ihren Weg mit einem langen Schweif und lassen mehr Zeit, einer Begegnung Inhalt zu geben. Doch vor allem sind es die Sterne, die mit ihrer Schönheit strahlen und Zeugnis ablegen von ihrer Unvergänglichkeit. Sie sind beispielhaft für Begegnungen, die ein Leben lang andauern können und in ihrer Einmaligkeit von allen Veränderungen im Lebensablauf unangetastet bleiben.

KURZE GLÜCKSMOMENTE – STERNSTUNDEN

Man trifft Menschen, die unser Leben nur kurz berühren, aber uns trotzdem einige Glücksmomente schenken. Andere Begegnungen können Stunden, Wochen, Monate an Gemeinsamkeiten auslösen. Es kommt zu harmonischem Zusammensein, zu Erfahrungsaustausch bei gleichen Interessen. Aber auch solche Begegnungen können aus den verschiedensten Gründen enden.

Und es gibt Sternstunden, in denen sich Begegnungen anbahnen, die über Jahrzehnte das Leben begleiten, sich wie ein endloses Band durch die Zeit bewegen und parallel zum Lebensweg verlaufen. Sie vertiefen sich, bauen Vertrauen auf, nehmen Anteil an unseren Höhen und Tiefen, geben einem das Gefühl starker Verbundenheit. Nach der allgemeinen Erfahrung sind sie die Ausnahmen im Leben und sollen es auch sein. Bei einer Vielfalt würden sie vielleicht an Wert verlieren.

JEDE BEGEGNUNG IST WICHTIG

Begegnungen können rein zufällig sein und ganz spontan geschehen. Manchmal sind es Blicke, Worte, Gesten oder auch Äußerlichkeiten, die bestimmte Sympathien auslösen. Es gibt viele Hundeliebhaber, die beim „Gassigehen“ zusammentreffen und anteilnehmende Gespräche führen.

Sportlich gleiche Interessen sind ebenfalls spannende Möglichkeiten, einander zu begegnen, um unbeschwerte Stunden gemeinsam zu verbringen. Auch absichtliche, gewollte Begegnungen, sollten hier nicht vergessen werden. Wenn sie aufrichtig und ohne Vorteile verschaffende Gründe beabsichtigt sind, werden sie für alle Beteiligten ein Geschenk sein.

Man könnte die Reihe der Anlässe für Begegnungen endlos fortsetzen, wichtig aber ist, zu erkennen, dass jede ersehnenswerte, harmonische Begegnung einem bunten Stein im vielfarbigen Mosaik unseres Lebens gleicht.

WERTVOLLE BEGEGNUNGEN

Man kann Menschen, denen man begegnet, nicht festhalten, aber man kann mit ihnen so umgehen, dass sie die Begegnung nicht missen möchten und verinnerlichen. Es sollen an dieser Stelle nur Begegnungen angesprochen werden, die Sonne in die Herzen bringen und alle Schatten verdrängen und nicht im Bereich von Oberflächlichkeit zu finden sind, denn diese sind wenig glückbringend.

Wertvolle Begegnungen hingegen sind unabhängig von Zeit und Raum. Sie überstehen Jahre, sogar Jahrzehnte des Schweigens, ohne dass sich etwas in unserem Inneren verändern muss und können dadurch wieder aufleben wie am ersten Tag.

SEELENGLEICHKLANG

An dieser Stelle möchte ich zwei Beispiele aus meinem Leben anführen.

Cliff Robertson, Oscar Gewinner und Darsteller in 60 Filmen, unter anderem als John F. Kennedy. Mit ihm und Maria Schell wurde in München ein Film gedreht. Bei einem Abendessen mit dem Produzenten kam ich mit Cliff ins Gespräch und es gab, vom ersten Moment an, einen Gleichklang zwischen uns. Sechs Wochen lang verbrachten wir jede freie Stunde, die er hatte, miteinander.

Diese Begegnung währte ein Leben lang, obwohl wir uns viele Jahre nicht sahen. Wir konnten unsere Gedanken nur mit Briefen austauschen. Kurz bevor Cliff völlig unerwartet starb, schrieb er mir in seinem letzten Brief folgende Worte: „YOU AND I PULL A LONG BOW – GO WAY; WAY WAY BACK.“

Eine Begegnung, die nur das Schicksal beenden konnte, aber in mir weiterlebt und Spuren in meinem Herzen hinterlassen hat.

Von einer amerikanischen Freundin, mit der es einmal in München eine sehr harmonische Begegnung mit vielen interessanten Treffen gab, hatte ich 37 Jahre lang nichts gehört. Vor einigen Wochen kam sie nach München, nur um mich zu besuchen. Wir beide hatten das Gefühl, die jahrzehntelange Trennung wäre nur ein Jahr gewesen. Unsere allererste Begegnung war wirklich eine von den oben angeführten Sternstunden gewesen.  Aber wie hatte sie mich jetzt überhaupt gefunden? Über das PURPOSE Magazin! Man sieht, wie wichtig die digitale Welt sein kann und was sie an Positivem zustande bringen zu vermag …

ÜBER DIE BRÜCKE GEHEN

Man darf aber nicht nur auf große, tiefgreifende, lange bestehende Begegnungen warten und hoffen.

Die Brücke für eine Begegnung ist das Entgegenkommen. Wer mit offenen Augen und Ohren durch die Welt geht und seine Neugier an Menschen erkennen lässt, findet im Alltag viele Möglichkeiten an herzerfreuenden Begegnungen, die das Leben bereichern. Deshalb ist es wichtig, den ersten Schritt zu machen, der den Anderen zu einem Entgegenkommen motiviert.

DIE SONNE AUF UNSEREM WEG

Einige anerkennende, lobende, anteilnehmende, Mut machende Worte oder eine humorvolle Bemerkung die die angesprochene Person zum Lachen bringt – davon lässt sich Jeder gerne anstecken. Es mag vielleicht nur eine kurze Begegnung sein, aber sie macht beide Seiten froh, lenkt vom Alltag ab, schafft eine lange Erinnerung und es wird nicht vergessen, wie schön das Leben ist.

Ohne Begegnung mit anderen Menschen, ist es im Leben wie ein Wandern in einem öden Tal, das die Sonne nur mit wenigen Strahlen erreicht.

Man darf nicht warten, bis sie hinter den Bergen versinkt, denn dann verliert man seinen Weg aus den Augen und endet in der Finsternis der Einsamkeit. Diese Erkenntnis war es wohl auch, die den großen Philosophen Martin Buber zu seinem berühmten Satz inspirierte: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung. Wenn wir aufhören, uns zu begegnen, ist es, als hörten wir auf zu atmen.“

Fotos: iStock, Unsplash / Bewakoof.com Official, Aaron Blanco, Großjuri Gianfrancesco, Cristina Gottardi, Korney Violin