Haus steht an einem Abgrund

DAS LEBEN IST ZU KURZ…

… um alle Fehler selbst zu machen, meint unser Autor. Obwohl immer wieder zu hören ist, dass man aus den Erfahrungen anderer nicht lernen kann.

Hier erfahren Sie mehr über

  • Sinnvolles Lernen
  • Folgen von Ignoranz
  • Schadensbegrenzung

Text Wolfgang Eckstein

Schwarz-weiß-Porträt von Wolfgang Eckstein

Wolfgang Eckstein ist 96 Jahre jung. Der Jurist war u.a. Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Bayerischen Bekleidungsindustrie, gründete den Verband deut­scher Mo­de­desig­ner, den Mo­de­kreis München und eine Stif­tung für die Modeindustrie. Für PURPOSE schreibt er exklusiv.

Wie oft wird man (nicht nur, wenn man Kinder hat) mit folgenden stereotypen Floskeln konfrontiert: „Das muss ich selbst ausprobieren“
oder „Ich muss meine eigenen Erfahrungen machen und lass mir nicht dreinreden“
oder „Ich weiß, was ich will“
oder „Ich kann das schon.“
Dieser verständlichen, doch ziemlich kurzsichtigen Denkweise hat bereits Otto von Bismarck drastische Worte entgegengehalten:
„Ihr seid alle Idioten zu glauben, aus Eurer Erfahrung etwas lernen zu können, ich ziehe es vor, aus den Fehlern anderer zu lernen, um eigene Fehler zu vermeiden.“

Ein zerbrochener Teller liegt am Boden

WIE MAN ENTSCHEIDUNGEN TRIFFT

Der Alltag der meisten Menschen ist ständig geprägt von Entscheidungen, die wichtig oder weniger wichtig sind und die, neben den positiven, auch verschiedenste negative Folgen auslösen können: Ärger, Verstimmungen, Enttäuschungen, Wut etc. – mal für kürzere, mal für längere Zeit.
Bei vielen gleichgelagerten, anstehenden Entscheidungen gibt es Erfahrungen, die andere schon gemacht haben, und es wäre völlig verkehrt, solche nicht in die eigenen Entscheidungsüberlegungen mit einzubeziehen.
Natürlich muss man genau prüfen, ob die fremden Erfahrungen einen positiven Erfolg zeitigten oder nicht, denn nur dann sind sie für einen wichtig und verwertbar.

Eine Frau mit trauriger Miene hält die Hand im Gesicht

WIE MAN ES VERMEIDET, AUS SCHADEN KLUG ZU WERDEN

Man muss bei der Lösung von Problemen, bei denen man keine eigene Erfahrung aufweisen kann, nicht unbedingt Zeit oder Geld aufwenden oder verschwenden, wenn andere diese bereits gemacht haben. Es ist keine besondere Kunst, sich die Erfahrungen anderer zu eigen zu machen, um Schaden von sich abzuwenden oder um zum erfolgreich zu sein.
Natürlich ist es absolut notwendig, den Mut zu haben, eigene Entscheidungen ohne fremde Erfahrungen zu treffen, denn ohne ein solches Vorgehen würde man sein initiatives, kreatives Denken und Handeln blockieren und sich kaum weiterentwickeln können, getreu dem Motto: „Aus Schaden wird man klug.“

Dennoch: Auf die Erfahrungen anderer zurückzugreifen, sie zu fragen, was man in welcher Situation tun sollte bzw. was sie in einer solchen Situation taten, hilft, nicht nur Zeit und Geld zu sparen, sondern auch in vielen Fällen Schaden von sich und anderen abzuwenden.
Man muss nicht unbedingt jede Erfahrung selber machen, im Gegenteil: Wenn man das Gegenüber als kenntnisreich genug einstuft, dann kann man sich schlechte Erfahrungen sparen, bei den guten gilt das natürlich nicht.

Ein Bleistift liegt in einem Kreis

EIGEN- UND FREMDERFAHRUNG ALS GRUNDLAGE FÜR ERFOLG

Niemand ist perfekt, jeder macht Fehler, und man sollte aus den Fehlern der Vergangenheit für die Taten der Gegenwart und die Entscheidungen der Zukunft lernen. Das Lernen aus eigenen Erfahrungen, also auch aus Fehlern und Misserfolgen, ist oft eine wesentliche Grundlage für den Erfolg einer gestellten Aufgabe. Aber:
Die Erfahrungen anderer zu ignorieren und sie nicht für seine Entscheidungen einzusetzen, zeugt von einer naiven, unverständlichen Beratungsresistenz.

Dann aber einen folgenreichen Fehler zu machen und trotzdem die fremden Erfahrungen nicht zu verwenden, sondern in trügerischer Hoffnung glauben, ein zweiter Versuch würde alles zum Besseren wenden, dafür fehlen einem allerdings die Worte; hier hilft nur Bedauern für so viel Blindheit vor der Realität.

Eine traurige Frau sitzt im Haus

FAZIT

Es gibt leider viele Menschen, die aus Fehlern nicht lernen können, oder wollen. Von mir selbst kann ich nur sagen, dass ich oft mit den guten Erfahrungen, die andere gemacht haben, immer gut, fast fehlerfrei „gefahren“ bin.
Aus Schaden wird man zwar manchmal klug, aber man kann sich diesen auch ersparen, wenn man auf die Erfahrungen Klügerer (die vielleicht schon durch Schaden klug geworden sind) zurückgreift. Und wie befreiend ist es dann, sagen zu können: Das Leben ist zu kurz, um alle Fehler selbst zu machen.

Fotos: iStock, Unsplash / Chuttersnap, Grace Madeline, Arif  Riyanto, Cindy Tang

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