Frau in Denkerpose vor blauem Hintergrund

DIE KRAFT DER GEDANKEN

Beeinflusst die Welt unsere Gedanken oder ist es umgekehrt? Wie stehen Welt und Mensch in Beziehung? Wer prägt wen nachhaltiger?

Hier erfahren Sie mehr über

  • Einsicht & positives Denken
  • Optimismus
  • Gesundheit

Text Wolfgang Eckstein

Schwarz-weiß-Porträt von Wolfgang Eckstein

Wolfgang Eckstein ist 97 Jahre jung. Der Jurist war u.a. Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Bayerischen Bekleidungsindustrie, gründete den Verband deut­scher Mo­de­desig­ner, den Mo­de­kreis München und eine Stif­tung für die Modeindustrie. Für PURPOSE schreibt er exklusiv.

Der Schriftsteller Jean Paul (1763 – 1825) sagte einst:
„Der Mensch ist nie allein – das Selbstbewusstsein macht, dass immer zwei Ichs in einer Stube sind.“

Das mag zunächst etwas eigenartig klingen, zumal wir gar nicht in der Lage sind zu erkennen, welche mentalen Vorgänge sich in uns abspielen, die unsere Gebärden, unsere Körperhaltung und auch unsere Handlungen beeinflussen. Aber bei genauerem Hinsehen erkennt man, was der Dichter meint. Davon sei jetzt die Rede.

DIE WELT DER IDEEN

Gedanken sind der Ursprung von allem, was wir tun. Sie dienen als Bauplan für unsere Entscheidungen und Handlungen. Die Kraft der Gedanken wiederum ist ein faszinierendes und zugleich kontrovers diskutiertes Thema. Es geht dabei um die Vorstellung, dass unsere Gedanken eine tiefgreifende Wirkung auf unser Leben und unsere Realität haben können. Diese Idee ist nicht neu und findet sich in verschiedenen spirituellen und philosophischen Traditionen wieder. Doch auch die moderne Wissenschaft beschäftigt sich zunehmend mit der Frage, ob und wie Gedanken unsere Welt beeinflussen können.

Gedanken und ihre Bedeutung

DAS GESETZ DER ANZIEHUNG

Ein zentraler Aspekt in der Betrachtung des Themas ist die Überzeugung, dass positive und konstruktive Gedanken zu positiven Ergebnissen führen können. Nach dem Gesetz der Anziehung ist deutlich erkennbar, dass alle Gedanken sich mit gleicher Energie gegenseitig anziehen. Das gilt einerseits für Ereignisse, andererseits aber auch für uns selbst, denn es liegt in unserer Hand, die unsichtbare, aber kraftvolle Welt der Gedanken zu formen und zu lenken. Durch eine bewusste Denkweise können wir Einfluss auf unser Leben nehmen. Generell handelt es sich dabei um einen fortlaufenden Vorgang, der sich zwar nicht aufhalten, aber immerhin beeinflussen lässt.

GEDANKEN BEEINFLUSSEN DAS HANDLEN

Nicht jeder glaubt, dass man mit seinen Gedanken tatsächlich etwas beeinflussen könnte.  Auch die wissenschaftliche Forschung hat bisher keine eindeutigen Beweise für die Existenz einer solchen Kraft gefunden. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass unsere Gedanken zumindest indirekt Einfluss auf unser Verhalten und unsere Emotionen haben können. Wenn wir uns beispielweise immer wieder sagen, dass wir etwas nicht zu schaffen in der Lage sind, werden wir wahrscheinlich auch nicht die nötige Motivation und Entschlossenheit aufbringen, um unser Ziel tatsächlich zu erreichen.

Der amerikanische Schriftsteller und Philosoph Henry David Thoreau (1817 – 1862) hatte bezüglich der Kraft der Gedanken eine eindeutige Meinung und einen dazu passenden Rat: „Erinnere dich jeden Augenblick an die Macht der Gedanken. Was du beständig und beharrlich denkst, das verwirklichst du.“

HÖHERE EINSICHT

In einem chinesischen Sprichwort wird diese Ansicht bestätigt. Es heißt dort: „Eine Sache entwickelt sich von selbst, wenn man dauernd an sie denkt.“
Es ist indes wichtig anzumerken, dass die Kraft der Gedanken zwar irgendwie und irgendwo existiert, aber kein Allheilmittel ist, das alle Probleme, die sich einem im Leben in den Weg stellen, überwindet. D.h.: Es langt nicht, einfach nur positiv zu denken – und schon tritt automatisch das ein, was wir uns wünschen. Positives Denken kann Wohlbefinden schaffen und für eine gute Lebensqualität sorgen, dabei müssen wir aber unsere Gedanken bewusst lenken und uns auf das fokussieren, was wir wirklich wollen.
Wir verfügen zwar nicht über den Instinkt eines Tieres, aber über die Fähigkeit zur „höheren Einsicht.“ Dabei gelingt es uns, alles, was nicht gut für unser Dasein ist und Spuren von Schädlichkeit in sich trägt, bestmöglich zu vermeiden.

Blick auf den Horizont in den Bergen

OPTIMISMUS/PESSIMISMUS

Im Folgenden sollen nun die unterschiedlichen Auswirkungen der Gedankenkraft im positiven, wie auch im negativen Bereich beleuchtet werden.

Positive Gedanken können dazu beitragen, eine optimistische Lebenseinstellung zu entwickeln und Herausforderungen mit mehr Zuversicht als gewöhnlich anzugehen. Optimistische Menschen sind widerstandsfähiger gegenüber Stress und haben eine bessere psychische Gesundheit.

Wenn man die innere Überzeugung hat, dass man Herausforderungen bewältigen kann, ist dies oft der erste Schritt zum tatsächlichen Erfolg.

Positive Gedanken können also nicht nur das emotionale Wohlbefinden fördern, sondern auch einen unmittelbaren Einfluss auf die Gesundheit haben. Oft erhöhen sie die Immunfunktion und bringen bei Krankheit eine schnellere Genesung.

TOD ODER LEBEN

Die Bedeutung positiver Gedanken ist enorm, wenn man bedenkt, dass alle Menschen davon betroffen sind, sobald sie die falsche Denkweise haben und z.B. einem Diktator hinterherlaufen, für den sie in den Tod gehen.

Ein anderes Beispiel bezieht sich auf das Essen. Tägliches Essen ist zweifellos lebensnotwendig, aber kaum einer denkt darüber nach, wie wichtig es ist, in welcher gedanklichen Verfassung wir dabei sind und mit welchen Menschen wir dies teilen. Das gesündeste Essen, in Bitterkeit aufgenommen, ist Gift für unsere Gesundheit, da negative Gedanken bei Tisch nicht nur den Wert des Essens herabsetzen, sondern auch negative gesundheitliche Auswirkungen haben können. Wer einmal mit einer italienischen Familie gegessen und festgestellt hat, mit welcher Vorfreude man sich dort schon zu Tisch begibt, um dann in unbeschwerter Gelassenheit und mit Ruhe die Speisen zu genießen, der wird merken, dass sein eigenes Verhalten dem konträr entgegengesetzt ist.

THE BRIGHT SIDE OF LIFE

Die spirituelle Kraft positiver Gedanken können wir verwenden, um schön, gesund, stark und für andere liebenswert zu erscheinen. Damit schafft man die Voraussetzung, um zwischenmenschlich gute Beziehungen zu knüpfen und Menschen kennen zu lernen, mit denen man vielseitige Interessen austauscht und auf die man sich verlassen kann. So schafft man Freunde, bei denen Denken, Handeln oder Fühlen gegenseitig aufeinander bezogen ist.

Positive Gedanken erhöhen die Freude am Leben, steigern Zufriedenheit, Unbeschwertheit sowie Ausgeglichenheit und festigen das Selbstbewusstsein, das ein Schlüssel sein kann für eine Selbstverwirklichung.

Um auf der „bright side of life“ leben zu können, bedarf es eines ständigen inneren, gedanklichen Dialogs, mit dem Ziel, alles, was einen negativen Einfluss auf unser Dasein hat, „wegzudenken.“

Schriftzug "A change may be just around the vorner"

DIE FALLE

Gedanken entfalten nicht nur auf individueller Ebene Kraft, sondern auch auf sozialer und kollektiver. Gemeinsame positive Denkmuster können eine inspirierende Kraft sein, um positive Veränderungen in Gemeinschaften und Gesellschaften zu bewirken.

So viel wie die Kraft positiver Gedanken zum Glücklichsein beitragen kann, so schädlich sind negative Gedanken für die Lebensfreude. Sie lösen Selbstzweifel und Unzufriedenheit aus. Negative Gedanken haben keine erhellende Ausstrahlung, sondern drehen sich im Kreis und bilden trotzdem starre Muster.

Der Gedanke an vergangene Ereignisse oder aber an die Zukunft, wird dann nicht objektiv, sondern pessimistisch und negativ gesehen.

Negative Gedanken zeigen sich bei Menschen auch äußerlich in vielfaltiger Weise. Sie gestalten und prägen das Gesicht mit einer Mimik, die deutlich ausdrückt, was der Betroffene gerade empfindet, welche Schmerzen ihn plagen oder welche anderen Sorgen ihn belasten. Bei manchen mag dies echte Gründe haben und man kann Verständnis dafür finden. Aber in vielen Fällen ist es die Beschaffenheit negativer Gedanken, welche diese ausdruckslosen, mürrischen, unfreundlichen Gesichter schafft und das Lächeln anderer verlöschen lässt.

Dennoch genügen natürlich positive Gedanken alleine nicht, um ein Problem aus der Welt zu schaffen, eine Krankheit zu heilen oder einen Unglücklichen glücklich zu machen.

Und dennoch sollten wir Menschen, die sich ständig als Opfer sehen, über andere schlecht reden oder ihren emotionalen Ballast loswerden möchten, als Positiv-Denker kategorisch meiden, denn solche Zeitgenossen sind in der Lage einem jeglichen Optimismus zu nehmen und die Zuversicht einzuschränken. Die Kraft ihrer negativen Gedanken können auf Dauer zur Falle für das positive Denkmuster werden.

DENKEN ODER HANDELN

Deshalb sollte man Zweierlei beherzigen:

  • Wenn man negativ denkt, kann man nichts Positives erwarten
  • Wenn man positiv denkt, kann dies das Negative in Schranken halten.

Allerdings sollte man nicht vergessen, dass reines positives Denken (also unrealistisches) zu einer „rosa Brille“ führen kann, die u.U. durchaus auch Negatives hervorrufen kann. Und rein negatives Denken ist – bei richtiger Anwendung – ebenfalls in der Lage, etwas Positives entstehen zu lassen.

Das taoistische Yin-Yang-Symbol zeigt diese Verzahnung perfekt auf. Offenbar ist es so, dass das eine ohne das andere nicht existieren kann, wie auch der eingangs zitierte Jean Paul erkannt hatte. Die Frage ist nur, wie wir mit den beiden Ichs umgehen … Zumal das eine Ich sagt: „Erst handeln, dann denken“, wohingegen das andere das Gegenteil empfiehlt: „Erst denken, dann handeln.“

Welchem Ich, liebe Leserin, lieber Leser, geben Sie den Vorzug?

Fotos: iStock, Unsplash / Andrei Shiptenko, Silviu Zidaru

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