Ein Puzzle Stück wird eingesetzt

ECKSTEINE DES LEBENS: PROBLEME ODER LÖSUNGEN?

Im alten Streit darüber, wie Probleme zu lösen sind, hat unser Autor in der Kiste seiner Lebenserfahrungen gekramt. Was er dabei gefunden hat, lesen Sie hier.

Hier erfahren Sie mehr über

  • Zu große Schiffe
  • Geistige Freiräume
  • Überraschende Lösungen

Text Wolfgang Eckstein

Schwarz-weiß-Porträt von Wolfgang Eckstein

Wolfgang Eckstein ist 95 Jahre jung. Der Jurist war u.a. Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Bayerischen Bekleidungsindustrie, gründete den Verband deut­scher Mo­de­desig­ner, den Mo­de­kreis München und eine Stif­tung für die Modeindustrie. Für PURPOSE schreibt er exklusiv.

Eigentlich sollte man das Wort „Problem“ aus seinem Wortschatz streichen und durch das Wort „Lösung“ ersetzen. Denn: „Wenn Du nicht Teil der Lösung bist, dann bist Du Teil des Problems“, wie eine französische Unternehmerin es einmal formulierte.

MILITÄRISCHE LÖSUNGEN

Ein klassisches Beispiel für Lösungsblindheit zeigt folgende Geschichte: Im II. Weltkrieg bauten die Amerikaner in Kalifornien zahlreiche große Transportschiffe, um damit die Verluste der vom Feind versenkten Schiffe auszugleichen.
Doch mit einem Mal musste man überrascht feststellen, dass diese neuen Schiffe für die Hebeschleusen im Panamakanal viel zu groß waren. Bei der Admiralität herrschte totale Verzweiflung. Man war völlig auf das Problem fixiert, diskutierte tagelang und fand keine Lösung.

DIE BESTEN LÖSUNGEN SIND SIMPEL

Da kam ein junger Leutnant, der sich der Sache annahm. Was tat er? Er schob das Problem beiseite und konzentrierte sich nur auf die Lösung.
Alsbald schlug er vor, die Schiffe in der Mitte bei den Schotten zu teilen, was technisch nicht schwierig war. Später, nach Überwindung der Schleusen, konnten sie wieder zusammengesetzt werden und ihre Fahrt fortsetzen.
Diese simple Idee war die Lösung und mitentscheidend für den Ausgang des II. Weltkrieges.

  • Zauberwürfel mit den Wörtern Figure it Out
  • Ein blaues Fragezeichen auf einem rosafarbenen Hintergrund

PROBLEME ODER LÖSUNGEN

Steht ein Problem an, ist es der größte Fehler, sich hinzusetzen und zu glauben, dass man durch ewiges Nachdenken und Grübeln automatisch zu einer Lösung käme.
Denn da die Gedanken immer wieder um die gleichen Fragen kreisen, verliert man irgendwann den Blick für eine Lösungsidee und bleibt am Problem haften.
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass es nicht möglich ist, gleichzeitig über ein Problem nachzudenken und nach einer Lösung zu suchen.
Denn unser Gehirn ist nicht in der Lage, beides zur selben Zeit zu verarbeiten.

MANCHMAL GEHT ES WIE VON SELBST

„Alle haben gesagt, das geht nicht, da kam einer, der machte es!“ In diesem Satz steckt die ganze Wahrheit des Themas. Handeln, aber überlegt natürlich, ist die Devise.
Wenn man Probleme aus einer anderen Perspektive angeht, tritt die Lösung oft ganz von selbst ein. Statt ergebnislos über der Fragestellung zu brüten, ist es besser, eine Pause einzulegen, einen Spaziergang zu machen, zu lesen, zu meditieren, um die Gedankenwelt freizumachen. Das gewünschte Ergebnis kommt dann meist überraschend von selbst, da unser Unterbewusstsein unablässig daran arbeitet. Es findet uns z.B. beim Aufwachen oder unter der Dusche (weil wir noch nicht von des Tages Last eingenommen wurden).
Lösungen kommen so plötzlich, dass wir von ihnen oft fast überrumpelt sind und uns fragen, weshalb wir nicht schon vorher darauf gekommen sind.

Ein Nashorn überquert den Zwischenraum zwsichen zwei Gebäuden über ein Brett

KEINE LÖSUNG OHNE KREATIVITÄT

Stress vermindert die Fähigkeit, kreativ zu handeln, um zu einem Lösungsergebnis zu
kommen. Deshalb tritt ein solches eben genau dann ein, wenn wir gar nicht mehr daran denken. „Den Geist frei machen“ heißt es daher nicht umsonst.
Dabei muss man oft bisherige Gewohnheiten, die wie ein Hemmschuh wirken, über Bord werfen, um zu neuen Ansätzen zu kommen. Diesen befreienden Vorgang erlebt man z.B. bei der Entrümpelung eines Hauses oder einer Wohnung. Plötzlich eröffnen sich ganz neue Dimensionen, die einem vorher verschlossen waren.
Die Vorstellung „Wir haben es immer so gemacht und deshalb wollen wir es so weiter machen“ entspricht einer Vollbremsung für jede Kreativität, welche die Voraussetzung für das Finden einer Lösung ist.

WAS IM SCHLAF GESCHIEHT

Wenn ich eine solche finden (nicht suchen!) muss, habe ich im Laufe meines Lebens eine bislang immer bewährte Methode gefunden: Ich gehe zu Bett und überlasse die Arbeit meinem Unterbewusstsein.
Während der Aufwachphase stellt sich dann oft die Antwort auf die Frage ein – und ich kann den Tag unbeschwert beginnen. Deshalb heißt es ja auch: „Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf …“

Fotos: iStock, Unsplash / Towfiqu Barbhuiya, edge2edge, Karla Hernandez

Sie möchten nichts mehr verpassen? Hier erhalten Sie spannende Nachrichten zu Finanzen und vielen weiteren Themen.