Frau schnorchelt an einem Korallenriff.

Fragile Paradise: Die Korallenriffe der Malediven

Wo Natur und Naturerlebnis verschmelzen sollen, stehen Schutz und Erhalt des empfindlichen Ökosystems im Vordergrund. Wiederaufforstung soll Korallenriffe stressresistenter machen. Und die Gäste helfen begeistert mit.

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  • Urlaub auf den Malediven
  • Korallengärten
  • Maritime Biodiversität

Text Gerd Giesler

Schwarzweiss Porträt von Gerd Giesler

Gerd Giesler ist Kommunikationsprofi und Inhaber der Agentur Journal International The Home of Content sowie leidenschaftlicher Reporter und Autor, z.B. monatlich für PURPOSE.

Rob zieht den Vogel runter. Einige Damen in der vollbesetzten Twin-Otter Maschine starren abwechselnd auf die sich nähernden, grünen Atolle im türkisenen Meer und auf den Piloten: Drei-Tage-Bart, Ray-Ban-Brille, Shorts, barfuß.
„Willkommen im Paradies“ grinst Rob neckisch, nachdem das Wasserflugzeug 45 Minuten nach dem Start vom internationalen Flughafen der Malediven hüpfend vor Niyama im Dhaalu Atoll aufgesetzt hat und der ohrenbetäubende Propeller-Lärm am Landungssteg verebbt.

Türkisgrünes Meer mit Klettergerüst für Korallen in Niyama
Klettergerüst für Korallen in Niyama

LEBEN WIE IM PARADIES

„Niyama“, das ist Sanskrit und steht für einen positiven Lebenswandel. Der lässt sich auf diesen beiden miteinander verbundenen Privatinseln „Play“ für Familien und „Chill“ für Ruhesuchende, zumindest auf Zeit, garantiert zelebrieren. Das Paradies ist ebenso fein wie klein: keine 15 Minuten braucht man, um das Insel-Duo mit den pastellfarbenen Hollandrädern zu umrunden.

Ein Empfangskomitee aus einem Dutzend Mitarbeitern, jeder für sich unter einem knallroten Sonnenschirm, heißt die neuen Gäste in Niyama, willkommen. Rote Farbkleckse vor dem Sattgrün der Insel und dem blendenden Weiß der Strände, das ist eine wahre Farborgie.

Das Luxusresort Niyama-Private-Islands-Maldives-Exterior
Swimmingpool mit schwimmendem Element, auf dem Essen steht.
Abendstimmung am Strand mit gedecktem Tisch und Fackeln.
Restaurant mit Meerblick
Blick aus der Vogelperspektive auf den Strand des Luxusresorts Niyama-Private-Islands auf den Malediven.

NIYAMA – HOTSPOT FÜR SURFER

Nach der Begrüßung, einer kleinen Verbeugung mit der rechten Hand auf dem Herzen, werden die „Thakurus“, die Gästebetreuer, die Neuankömmlinge in kleinen Elektrobuggys über Sandwege zu ihren gebuchten Unterkünften kutschieren. Ein perfekt inszeniertes Schauspiel vor grandioser Natur, das mit dem üblichen Check-In im Hotel nichts zu tun hat.

Die 134 Strand- und Überwasser-Villen sieht man auf den ersten Blick nicht. Sie verstecken sich in gebührendem Abstand voneinander im Grüngürtel vor dem Strand. In der Lagune ordnen sie sich dagegen wie Perlen an einer Halskette in der vom Hausriff geschützten Bucht auf der Rückseite der Inseln.

Selbst in der absoluten Hochsaison wirkt der Strand menschenleer und gehört vor allem den scheuen Einsiedlerkrebsen.
Dank dem Zusammenspiel von Nord-und Ostwind bauen sich mit Vodi und Kasabu zwei Weltklasse-Wellen auf, die Niyama zu einem Hotspot der internationalen Surfer-Szene machen, der regelmäßig auch jüngeres Klientel anlockt.

TOP-REISEZIEL FÜR MODERNES ROBINSON CRUSOE-GEFÜHL

Trotz Klimawandel sind die Malediven – auf der Liste empfindlicher Ökosysteme ganz oben – ein absolutes Top-Reiseziel. Für die nächsten Jahre sind rund 20 neue Hotelanlagen geplant, zusätzlich zu den etwa 100 bereits bestehenden. Die Hotels verteilen sich auf vom Staat verpachtete Privatinseln, mit jeweils nur einer Anlage pro Insel.
Massentourismus und Betonburgen wie in Spanien gibt es nicht. Im Gegenteil, die niedrige Camouflage-artige Bebauung mit viel Naturmaterial, der extrem hohe Standard in Sachen Komfort und Sicherheit, verbunden mit der guten, internationalen Erreichbarkeit sowie die sprichwörtliche Freundlichkeit des Personals, vermitteln ein modernes Robinson Crusoe-Gefühl. Und ein Endorphin-Feuerwerk, dem man sich kaum entziehen kann.

Wo es möglich ist, setzt Niyama auf Nachhaltigkeit. Bei der Reduktion von Plastik, im Einsatz verbrauchsarmer Klimatechnologie und der Wiederverwendung von gefiltertem Grauwasser.

Keiner der 100-jährigen Banyan-Feigenbäume musste weichen, als es um den Bau eines neuen Restaurants ging. „Nest“ wurde als erstes und bisher einziges Baumhaus-Lokal konzipiert. In luftiger Höhe werden auf zwei, mittels Bambusbrücke verbundenen Terrassen japanische Menüs und eine Auswahl erlesener Sake-Weine kredenzt. Die Gäste lieben diesen magischen Platz und das Niyama erhielt die angesehene Platinum Green Growth 2050 Zertifizierung für seine umweltschonenden Maßnahmen, die auch unter Wasser nicht enden.

Bild aus dem Video der Marinebiologin Nur
Marinebiologin Nur

PATIENT HAUSRIFF

Auf den Malediven findet man einige der vielfältigsten Korallengärten der gesamten Unterwasserwelt. Als Teil eines ausgedehnten Netzwerks erstrecken sich diese von Ostafrika bis Indonesien. Dieses einzigartige Riff-Ökosystem ist die Heimat von über 2.000 Fisch – und 250 Korallenarten sowie einer Vielzahl selten gewordener Meeresbewohner wie Walhaie, Mantas, Haie, Delfine und Schildkröten.

Mit dieser Spielwiese der Natur, mit einzigartigen Erlebnissen und kontrolliertem Abenteuer wirbt Niyama zu Recht. Denn einige der schönsten Tauchplätze liegen direkt vor der Haustür und man kann vom Float Tauchcenter direkt zum Riff schnorcheln oder tauchen oder zu einer Delfinbeobachtung per Segelboot aufbrechen.

„Das Verständnis unserer Gäste hat sich total gewandelt“, erzählt Nur, die Marinebiologin des Resorts, beim Info-Brunch im Unterwasser-Restaurant „Subsix“, während ein kleiner Weißspitz-Riffhai am Panorama-Fenster vorbei schwimmt.
„Sie wollen nicht nur die Schönheit der Malediven konsumieren. Sie haben höchste Achtung vor den Naturwundern und möchten etwas zurückgeben, sich aktiv engagieren für den Erhalt. Gerade Eltern mit Kindern denken so.“

EIN KINDERGARTEN FÜR KORALLEN

Korallen leben in einer Symbiose mit Algen, die dem Riffgürtel um Niyama ihre schillernden Farben verleihen. Erhöht sich die Wassertemperatur, bleichen die Korallen aus. Die Algen werden toxisch und die Korallen stoßen sie ab. Dann kommt das darunter liegende bleiche Skelett zum Vorschein. Aber nicht nur der weltweite Temperaturanstieg der Meere, auch Hurrikane, Dynamitfischerei, ja, sogar die Sonnencremes der Touristen schaden den Korallen.

Seit dem 1. November 2024 zahlen alle Besucher, ganz gleich ob sie sich auf Kreuzschiffen, Privatinseln oder Hotels aufhalten, eine Ökosteuer von sechs US-Dollars am Tag, sofern sie sich länger als zwölf Stunden im Inselstaat aufhalten. Diese grüne Steuer verwendet die Regierung zum Erhalt der Umwelt über und unter Wasser.

Aber auch viele Resorts auf den Malediven haben damit begonnen, in Nachhaltigkeit zu investieren und beispielsweise ihre maladen Hausriffe wieder aufzuforsten und damit ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken.

Vor dem Schild „Coral Nursery“ am Strand haben sich einige Familien mit kleinen und großen Kindern samt Schnorchel-Ausrüstung versammelt. Der Anlass: die Anti-Korallenbleiche Aktiv-Wochen. Meeresbiologin Nur, im türkisenen Neoprenshorty, hat einige, etwa 50 Zentimeter hohe Metall-Gestelle und einen Container mit lebenden Bruchkorallen mitgebracht.

Korallen können sich nämlich auf zwei Arten vermehren: Geschlechtlich, in dem sie Eier und Spermien ins Wasser abgeben. Oder ungeschlechtlich aus abgebrochenen Stücken, die an geeigneter Stelle wieder zu Stöcken heranwachsen.

„Es ist wie Gartenarbeit“, erklärt Nur den Gästen. „Ihr seid alle Gärtner und die lebenden Korallenstücke sind unsere Setzlinge, die wir an den Klettergerüsten befestigen. Nur dass die Beete unseres Aufzuchtgartens unter Wasser liegen.“

Blick aus der Vogelperspektive auf die Anlage und den Strand des Luxusresorts Niyama-Private-Islands auf den Malediven.

Luxusresort Anantara Kihavah im Baa-Atoll

Villa auf Stelzen des Luxusresorts Niyama-Private-Islands.
Korallenriff mit Fischen
Raum unter Unterwasser mit Blick ins Meer
Swimmingpool mit Pavillon uns Liegestühlen
Blick aus der Vogelperspektive auf ein Haus im Meer

ANANTARA KIHAVAH – PRIVATINSEL IM BIOSPHÄRENRESERVAT

Wenn es noch eine Steigerung zu Niyama in puncto fragile Ökoparadiese und gelungenen Naturschutz geben sollte, so wird man im zentralen Baa-Atoll, rund 35 Flugminuten von Malé, fündig. Hier auf der Route arabischer Seefahrer liegt die von einer türkisenen Lagune umringte Insel Kihavah mitten in einem UNESCO Biosphärenreservat.
Das darauf geschaffene Luxusresort Anantara Kihavah lässt wohl keine Wünsche offen und bezeichnet sich selbst als die „grünste“ Insel der Malediven. Schon allein aufgrund seiner Lage ist sich das Resort seiner ökologischen Verantwortung in einer Region, in der gefährdete Arten wie die Karettschildkröte, Napoleon-Lippfische und der Ammenhai eine Zufluchtsstätte gefunden haben, durchaus bewusst.

Auch auf Kihavah musste für die 87 Strand-und Überwasser-Villen kein einziger Baum weichen: die Bungalows beziehen die Natur einfach mit ein. Und das äußert sich vor allem im Umgang mit Platz. Nicht nur, dass die Villen und Restaurants hier noch eine Spur großzügiger, ja, fast mondän angelegt sind, auch die Natur wird dem Insulaner auf Zeit quasi auf dem Präsentierteller serviert.

5-STERNE-KÜCHE IM UNTERWASSERRESTAURANT

Mit dem Sky Observatorium greift Anantara buchstäblich nach den Sternen, in einer Region, in der die Seefahrer einst nach den Gestirnen navigierten, ist das durchaus ein kosmisch-spirituelles Erlebnis. Gäste können unter fachlicher Anleitung die Ringe des Saturn durch das leistungsstarke Insel-Teleskop bestaunen. Und im Sea, einem in sechs Meter Tiefe verankerten Unterwasser-Restaurant, wird man das Gefühl nicht los, selbst in einem Aquarium zu sitzen.

Hier finden feuchtfröhliche Weinproben statt, während Schwärme von bunten Korallenfischen stumm vorbeiziehen. Das kulinarische Konzept auf Kihavah liegt übrigens in den Händen des deutschen Küchenchefs Joachim Textor, der sich bereits durch 93 Länder und unzählige 5-Sterne-Restaurants gekocht hat und in dessen Vokabular das Wort „unmöglich“ nicht existiert.

DIE GOLDENE WAND VON KIHAVAH

Das Highlight der Insel aber ist eine weitestgehend intakte Unterwasserwelt. ‚Schuld‘ daran ist die Goldene Wand, das Hausriff, das große Teile der Insel umgibt und mit seinen weichen, wiegenden Korallen geheimnisvoll golden schimmert. In einer zweijährigen Riff-Studie – auch das ist einzigartig auf den Malediven – hat das Hotel als Auftraggeber die maritime Biodiversität um die Insel exakt kartografieren und dabei 300 verschiedene Spezies von Fischen und über 130 Korallenarten erfassen lassen und in dem Bildband „Wonders of Kihavah“ veröffentlicht.

Frau und Kind sitzen am Strand und schauen ein Bild an
Marinebiologie-Kurs im Anantara Kihavah

DAS BELIEBTE KORALLENADOPTIONSPROGRAMM

Im Resort wird zwar auf Einwegplastik komplett verzichtet, dafür spült das Meer reichlich Plastikmüll an. Alle 14 Tage beteiligen sich Gäste an Riffsäuberungsaktivitäten.

Auch das Korallenadoptionsprogramm erfreut sich großer Beliebtheit. Gäste arbeiten mit daran, ein Riff zu reparieren. Man kann sogar sein eigenes Gerüst sponsern (ein Fragment von der Größe eines Daumens, dass man zuvor selbst implantiert hat), dann kann man es adoptieren und, wieder Zuhause, via Internet der „eigenen Koralle“ beim Wachsen zusehen. In neun Monaten wird aus dem Implantat eine Koralle, die so groß ist wie eine Hand. Die Paten des Programms können sich bei ihrem nächsten Besuch vor Ort selbst davon überzeugen.

Unterwasserbild eines Mantarochens
Tauchen in der Hanifaru Bay

GROSSES FRESSEN IN HANIFARU BAY

Von Mai bis November dauert das große Fressen, das unzählige Mantas und Walhaie in die Hanifaru Bucht lockt, einem als Meeresschutzgebiet ausgewiesenen natürlichen Trichter von 1.300 Metern Länge, rund 40 Bootsminuten von Kihavah entfernt.

Während dieser Zeit treiben Wind, Strömung und Gehzeiten unentwegt Myriaden von Plankton in die Bucht und konzentrieren es. Begleitet von erfahrenen Meeresbiologen erlebt man dann mit etwas Glück ein Spektakel der besonderen Art.

Nur mit Taucherbrille, Schnorchel und Flossen taucht man ein in das fast gallertartige Meer. Plötzlich kitzelt es am Bauch und aus der Tiefe zieht eine Karawane flügelschlagender Rochen majestätisch nach oben. Es sind mehr als ein Dutzend. Manche der Tiere haben eine Spannweite von bis zu 3,5 Metern. Mit weit geöffneten Mäulern schwimmen sie hintereinander nach oben, tauchen ab und wiederholen diese Fress-Kreise. Dann gesellt sich noch ein Walhai, groß wie ein LKW, hinzu.

Wer so ein Phänomen erlebt hat versteht, warum manche Schnorchler später an Bord fast zittern vor Ergriffenheit, fassungslos über das, was ihnen hier zuteil wurde. Weltweit gibt es keinen vergleichbaren Ort.

Die Resorts:

Anantara Kihavah:
www.anantara.com

Niyama Private Islands:
www.niyama.com

Beste Reisezeit: November bis April, Manta-Saison Hanifaru Bay: Mai bis September

Emirates zählt zu den schnellsten und komfortabelsten Linienfluggesellschaften und fliegt von zahlreichen deutschen Flughäfen auf die Malediven, mit Stopover in Dubai.

Fotos: Anantara Kihavah Maldives Villas, Niyama Private Islands

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