Martin J. Krug

GREENLAND: BEGEGNUNGSSTÄTTE IN DER NATUR

Was macht man mit einer riesigen, aufgelösten Gärtnerei vor München? Filmproduzent Martin Krug will daraus eine Begegnungsstätte für Mensch und Hund schaffen. Gegen die zunehmende Vereinsamung in der Großstadt.

Hier erfahren Sie mehr über

  • Urbane Kultur
  • Single-Hauptstadt München
  • HuTa, die Hundetagesstätte

Text Gerd Giesler

Vita Martin J. Krug

Als Produzent der Filme „Kein Himmel über Afrika“, „Einfach die Wahrheit“ und dem TV-Zweiteiler „Das Geheimnis der Wale“ hat Martin J. Krug ein Millionenpublikum erreicht. Er hat ein großes Herz für Kinder und setzt sich gegen soziale Ungerechtigkeit und Kindesmissbrauch ein.

„Greenland heißt Grönland“, sagt Martin, „aber auch grünes Land.“ Er streichelt die Maltipoo Hundedame Coco. „Es kam so, dass mein Nachbar aus Schwabing, der damals eine Gärtnerei hatte und den ich nach 20 Jahren wieder traf, nach einem Nachfolger suchte. Ich fuhr raus, schaute mir dieses Stück Land an, das er nicht mehr haben wollte, hatte tausend Ideen, was man damit machen kann und taufte es Greenland Munich.“

Rund 11.000 Quadratmeter grüne Wiese in Johanneskirchen, keine 20 Autominuten von der Münchner Innenstadt entfernt. Zwei große Gewächshäuser aus den 60er Jahren, eine kleine Blockhütte und eine Unmenge an Land drum herum. Martin zeigt auf grünes Dickicht: „Schau mal, wie ein Abenteuerspielplatz aus meiner Kindheit.“

DIE STADT BRAUCHT GRÜNE INSELN FÜR DIE SEELE

Und die Ideen, die hier gedeihen sollen, sind in der Tat vielfältig.
„Wir allein haben schon sieben Hunde in der Familie, darum wollen wir hier mit Partnern eine Hundeschule mit HuTa, ähnlich der KiTa, errichten, etwas für traumatisierte Kinder tun und ein Stück urbane Kultur mit einem skurrilen Gewächshaus als Begegnungsstätte schaffen.“ 
Der Münchner Filmproduzent und Marketingexperte hat ein großes Herz für Kinder und setzt sich immer wieder gegen soziale Ungerechtigkeit und Kindesmissbrauch ein. Er hat u.a. 2008 auch einen Kinder-Campus in den Townships vor Kapstadt ins Leben gerufen. „Ich sah nachts dort so viele Kinder am Straßenrand liegen, das konnte ich nicht ertragen“.

„Mich fasziniert die Idee, Dinge zu verbinden und zurückzufinden zur Einfachheit und Wohlbefinden in der Natur, die uns umgibt. Gerade in der heutigen Zeit, in der Menschen getrieben und gejagt sind vom Job und von Problemen und Ängsten verfolgt werden. Hierher kann jeder auch mit seinem Hund kommen, ganz ohne Etikette, der Mensch zählt und nicht die Verkleidung oder gesellschaftliche Normen.“

Hund küsst eine Frau auf den Mund

SOCIAL MEDIA FÖRDERT VEREINSAMUNG

Corona hat die Vereinsamung der Menschen beschleunigt. Die beschleunigte Digitalisierung und die Sucht nach Likes und Followern tun ihr übriges. „Man hat scheinbar viele Freunde im Netz und hockt abends doch allein zu Hause. Und wenn du krank bist bringt dir kein Follower die Hühnersuppe ans Bett. Ich sehe das glücklicherweise an meiner Tochter, die mit 21 bereits realisiert, dass die Kommunikation in der digitalen Gruppe nicht das reale Miteinander ersetzt. Man muss die Menschen schon noch in echt treffen. Ich würde mir wünschen, dass mehr junge Leute das so sehen.“

Bayerns Metropole gilt als Single-Hauptstadt Deutschlands. In über der Hälfte aller Privathaushalte lebt nur eine Person. Und die Zahl der psychischen Erkrankungen steigt stetig. „Burnout und Depression fangen oft schleichend an mit einer inneren Unzufriedenheit, dem Verlust der Authentizität, vor allem wenn man in die Rollenspiele auf Social Media abdriftet, auf toll macht, aber sich nicht so fühlst.“ Coco bellt. Nicht um Martins Worten Nachdruck zu verleihen, sondern weil zwei Handwerker das Areal betreten haben. Sie sollen das Grundwasser im Brunnen überprüfen und ihn wieder instand setzen. Seit 60 Jahre wurde hier nicht viel gemacht.

Leider liegt das Areal mitten in einem Gebiet, in dem die Stadt in den nächsten 5 bis 10 Jahren eine Trabantensiedlung für 20.000 Menschen errichten will. Aber das hält Martin nicht von seinem Vorhaben ab, hier eine grüne Oase für Mensch und Hund zu schaffen.

Gewächshaus

HUNDETAGESSTÄTTE IM GEWÄCHSHAUS

Martin strahlt. „Ja es sieht so aus, dass wir bereits unseren ersten Partner mit der Hundeschule gefunden haben.“ Er zeigt auf einen Bereich mit frischem Gras, in dem ein mobiler Trailer steht. „Unglaublich, wie schnell hier das Gras wächst“, meint Martin. „Er hat doch gerade erst ausgesät.“ Manuel Krupa, so heißt der Hundetrainer, will hier mit seiner „A Hund is a scho“-Hundeschule einziehen. „Das ist ein wunderbarer jungen Mann, der einmal unter Sprachproblemen litt, durch eine Therapie mit seinem Hund geheilt wurde und dann auch beruflich mit Hunden arbeiten wollte.“

Die Hundetagesstätte wird in den Wintermonaten teilweise im angrenzenden Gewächshaus untergebracht. „In München haben wir 45.000 Hunde. Allein in den Corona-Jahren ist das dramatisch angestiegen. Viele dieser während der Pandemie angeschafften Hunde werden jetzt ins Tierheim abgeschoben. Wir kümmern uns auf Greenland tagsüber um die Vierbeiner. So können Hundebesitzer ihrer Arbeit nachgehen und abends haben sie ihren Liebling wieder zurück.“ Die Idee dazu hatte Martins Lebensgefährtin Martina Nicia, die auch die Leitung der HuTa für kleine und mittelgroße Hunde übernimmt.

Eine Hundetagesstätte in einem Gewächshaus mit über 1.000 Quadratmeter Platz – das ist in Bayern wohl einzigartig.

  • Martin J. Krug mit Hund
  • Hund kommt aus einem Bau

Martin gerät ins Schwärmen: „Einerseits wollen wir hier Rudelhaltung, aber wir wollen den Hunden auch viel Freiheit geben. Die sollen Spaß haben mit ihrer Spielhalle, gerade im Winter, wenn draußen nur Kälte und Matsch auf sie wartet. Aber wir bieten auch viel Auslauf in einem naturbelassenen Umfeld, denn Hunden wird schnell langweilig. Die brauchen Abenteuer und da kommen auf Greenland eine alte Fuchsbauhöhle und wildes Dickicht, wo sie nach Herzenslust schnüffeln können, gerade recht.“

Das 2. Gewächshaus ist gesäumt von hohen Büschen und Bäumen. „Das wird magisch, wenn wir die Bäume im Sommer abends anstrahlen“, freut sich Martin über die Greenland Begegnungsstätte. „Man trifft sich hier draußen im Sommer, lauscht den Gitarrenklängen eines Singer-Songwriters an der Feuerschale und tauscht sich aus, ob mit oder ohne Hund. Es sind ja nur 20 Minuten bis zur Innenstadt. Du kommst hier an, atmest Natur, wirst nicht von Hochhäusern erdrückt. Du findest ein Stück besondere Erde vor. Das gibt sehr viel Inspiration und du führst hier andere Gespräche.“

„Momentan finanziere ich Greenland aus eigenen Mitteln“, erzählt Martin im Blockhaus, das er als Kreativ-Schmiede für sich selbst, fürs Schreiben von Drehbüchern und als Treff für Freunde ausbauen möchte. Durch seinen Beruf hat er ein großes Netzwerk zu Firmen und Prominenten geknüpft, aber er weiß auch, „dass man für gute Ideen Mitstreiter braucht“. Damit Greenland Munich gedeiht und wächst.

„Letztlich wollen wir einfach nur ein besonderer Ort für eine bunte Mischung an Menschen und Tieren aus der Stadt sein, den man gerne aufsucht.“

Fotos: Gerd Giesler, Martin Krug

 

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