Halb aufgeklappter Laptop vor schwarzem Hintergrund

Potenziale der „IT“, Teil 2

Beruflich und privat prägt Informationstechnologie alle Lebensbereiche. Teil 2 dieser Untersuchung beschäftigt sich mit Risiken und Nebenwirkungen – und zukünftigen Chancen.

Hier erfahren Sie mehr über

  • Den Status Quo der IT
  • Zur Sicherheit nötige Rahmenbedingungen
  • Denkbare Möglichkeiten dank IT

Text Heinrich Schmelter

Dr. Heinrich Schmelter

Dr. Heinrich Schmelter ist Wirtschaftsingenieur. Seine Promotion schrieb er über „Organisatorische Auswirkungen des EDV-Einsatzes“. Bei Audi AG/Ingolstadt und VW AG/Sao Paulo arbeitete er in leitenden Funktionen von IT, Controlling und Interner Revision.

Bei vielen IT-gestützten Prozessen ist die kompetente Mitwirkung des Menschen unumgänglich; ohne entsprechende Schulung und Erfahrung kann die IT nicht sinnvoll verwendet werden. In Unternehmen sind große IT-Abteilungen mit Spezialisten notwendig, die Anwendungen programmieren und in den Rechenzentren sicher betreiben. Dort entstanden neue Berufe wie Programmierer oder Systemadministrator. Aber auch in vielen anderen Bereichen wird Arbeit IT-gestützt ausgeführt. Wer das nicht beherrscht, ist beruflich chancenlos. Außerdem entfallen durch IT-Einsatz und neue Prozesse einfache Berufe; durch Internet-basierte Medien werden beispielsweise Tätigkeiten wie Setzer weitgehend obsolet.

Weltweit sind die erfolgreichsten großen Firmen – z.B. Apple – fast alle mit IT-Bezug tätig, wo-bei einige davon wie Google, Facebook oder Amazon Geschäftsmodelle verfolgen, die überhaupt erst mit IT-Einsatz entstanden sind.
Unternehmen hingegen, die ihre Prozesse den IT-Potenzialen nicht rechtzeitig anpassen, gehen unter.

VERÄNDERUNG VON VERHALTEN UND KULTUR

Die IT hat in den letzten 30 Jahren auch im privaten Bereich Verhalten und Kultur gravierend verändert. Die mit der modernen Telekommunikation gewonnene globale persönliche Mobilität und die unendliche Medienverfügbarkeit verbessern Erreichbarkeit und Informationsbeschaffung. Hausgeräte funktionieren vielfach elektronisch und erleichtern die Hausarbeit teilweise erheblich; IT-Einsatz ermöglicht preisgünstigere Elektronik-Produkte.

Doch egal ob für die effektive Bedienung eines Smartphones oder die sinnvolle Nutzung von PCs oder Laptops – immer sind IT-Kenntnisse gefragt. Vor allem mit dem Internet haben elektronische Kommunikation und Medienkonsum massiv zugenommen und täglich auf viele Stunden ausgedehnt. Computerspiele prägen das Freizeitverhalten vieler Jugendliche. Nicht nur Nerds verlieren sich in virtuelle Welten, worunter Realitätsbezug und körperliche Fitness leiden. Emails und WhatsApp-Nachrichten drohen, das persönliche Gespräch zu ersetzen. Eine zunehmende Informationsflut auf unterschiedlichsten Kanälen macht es immer schwerer, „alternative“ Wahrheiten zu erkennen.

  • Junger Erwachsener mit einer Blaulichtfilter Brille
  • Junger Erwachsener mit einer VR Brille

DATENWEITERGABE UND SICHERHEITSRISIKEN

Überdies wird bei Geschäftsmodellen von Firmen wie Facebook oder Google die vermeintlich kostenlose Nutzung mit der sehr gewinnbringenden Weitergabe persönlichen Daten erkauft und Privatsphäre auf Social-Media-Kanälen preisgegeben. Sowohl für Unternehmen als auch privat gibt es kaum beherrschbare Sicherheitsrisiken, die nur sehr kostenaufwändig reduzierbar sind und insbesondere unerfahrene Anwender leicht überfordern. Die Gefahren gehen dabei von Betrug über Datendiebstahl und -Missbrauch bis zu gefährlichen Hacker-Angriffen.

WICHTIGE RAHMENBEDINGUNGEN

Um besorgniserregende Entwicklungen einzudämmen, sind Rahmenbedingungen wichtig:

  • Durch überstaatliche Vorgaben sollten eine Gefährdung der Privatsphäre, der Missbrauch von Daten und Telekommunikations-Überwachungsmöglichkeiten vermieden werden.
  • Ebenfalls durch klare gesetzliche Vorgaben und technische Normen muss die Sicherheit des IT-Einsatzes in Staat, Unternehmen und Privatbereich geregelt sein.
  • Notwendige Änderungen im Bildungswesen sollten ermöglichen, dass alle Menschen IT- Grundkenntnisse erhalten und damit entsprechende Produkte und -Anwendungen sicher und effizient nutzen können.
  • Für Menschen mit geringerer Bildung und ohne IT-Kenntnisse sollte es weiterhin einfache Arbeitsmöglichkeiten z.B. im Dienstleistungsbereich geben.
  • Die IT-Entwicklung sollte weniger von der technischen Machbarkeit als von tatsächlichen menschlichen Bedürfnissen und dem gleichzeitigen Schutz natürlicher Ressourcen geleitet werden. Immer billigere IT-Produkte dürfen nicht nur zu (Wegwerf-)Konsum verführen. Vielmehr sollten innovative Produktangebote unser Leben bereichern.
Innenansicht eines modernen Auto Cockipts im Tunnel

VORSTELLBARE IT-ENTWICKLUNGEN

Auf der Basis aktueller Trends sind weitere IT-Entwicklungen vorstellbar:

  • In vielen, insbesondere kleineren Unternehmen könnten IT-Potenziale mit konsequenten IT-orientierten Prozessen viel stärker sinnvoll genutzt werden.
  • Im privaten Bereich lassen noch mehr bisher händische Arbeiten durch preisgünstige Elektronik wie Roboter erledigen und IT-Dienstleistungen nutzen, darunter das Eintauchen in digitale, dreidimensionale Erlebniswelten mit Benutzerschnittstellen wie VR-Brillen (sog. METAVERSE).
  • Durch Digitalisierung kann wie schon in Estland auch auf staatlicher Ebene eine effizientere, papierlose Verwaltung für Bürger und Unternehmen realisiert werden.
  • Massendaten-Analysen insbesondere mit neuen KI-Anwendungen erlauben Echtzeit-Anzeigen und Prognosen aktueller und zukünftiger Entwicklungen, die durch Wetter- und Klima-Vorhersagen oder Verkehrs-Lenkung Katastrophen verhindern oder reduzieren können.
  • Via Internet kann Wissen schnell, kostengünstig und weltweit an jedermann verbreitet werden. Dank verbesserter Bildung können so mehr Menschen zur Fortschrittsentwicklung beitragen.
  • Mit IT kann der Verbrauch begrenzter Rohstoff-Ressourcen reduziert werden, indem preisgünstige Elektronik und Software materialintensive Mechanik und Hardware ersetzen.
  • IT könnte insbesondere mit der durch Telekommunikation ermöglichten globalen Transparenz zu einer friedlicheren, multinationalen Gemeinschaft führen.

Die IT-Entwicklung bleibt spannend! Sicher wird es auch in den nächsten Jahrzehnten revolutionäre Durchbrüche wie das Internet Mitte der 1990er Jahre geben. Der Autor würde zu gern einen Blick auf die Welt seiner noch nicht geborenen Urenkel im Jahr 2100 werfen können!

Fotos: Unsplash / Samuele Errico-Piccarini, Fabio-Lucas, Jezael Melgoza, Ales Nesetril

 

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