EIN LÄCHELN FÜR EIN LÄCHELN
Es gibt viele Ausdrucksformen der zwischenmenschlichen Kommunikation. Aber keine ist so besonders wie das Lächeln. Ein Beitrag über den Wert einer kleinen Geste.
Hier erfahren Sie mehr über
- Stille Zeichen
- Mitgefühle
- Lächeln und die Vermehrung von Freude
Text Wolfgang Eckstein
Wolfgang Eckstein ist 96 Jahre jung. Der Jurist war u.a. Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Bayerischen Bekleidungsindustrie, gründete den Verband deutscher Modedesigner, den Modekreis München und eine Stiftung für die Modeindustrie. Für PURPOSE schreibt er exklusiv.
Bei den folgenden Überlegungen geht es nicht um schallendes Gelächter, die z.B. durch gut wiedergegebene Witze in heiterer Runde ausgelöst werden. Im Gegenteil. Es geht um die stillen Gedanken, wenn sich zwei Menschen zulächeln, Gedanken, die auch in physischer Abstinenz berühren und eine wichtige Aussage haben können.
Es gibt kaum einen schöneren Moment im Leben, als wenn man jemanden lächeln sieht und dann erkennt, dass man es selbst war, der dieses Lächeln in das Gesicht des Anderen gezaubert hat.
Die Möglichkeit zu solch wertvollen Momenten gibt es jeden Tag und zu jeder Stunde, und sich diese Gelegenheiten entgehen zu lassen, stellt einen Verlust an Lebensfreude dar. Man muss sie nur wollen, erkennen und wissen, wann man sie nutzen kann.
EIN LÄCHELN KOSTET NICHTS
Ein gegenseitiges Lächeln kann viele Folgen haben. Es gleicht einem Sonnenstrahl, der das Gemüt berührt und jene bereichert, die ihn empfangen.
Der, der das Lächeln schenkt, erleidet keinen Schaden, sondern hat im Gegenteil ein inneres Erfolgserlebnis, weil er für sein Geben etwas zurückbekommt, was nichts kostet, aber viel bewirkt.
EIN LÄCHELN SPENDET TROST
Die Erinnerung an ein Lächeln kann kurz sein, aber auch für ewig bleiben. Und wenn man noch so reich ist: Es mag Situationen im Leben geben, in denen das Lächeln wichtiger ist als alles andere. Einem armen Menschen kann ein mitfühlendes Lächeln helfen, Trost spenden und in ihm das Gefühl hervorrufen, von der Welt nicht vergessen worden zu sein.
DER WERT DES LÄCHELNS
Ein Lächeln lässt sich nicht kaufen, nicht leihen, nicht stehlen und nicht erzwingen. Erst in dem Moment, in dem es gegeben wird, erhält es seinen Wert. Begegnet man einer Person, die einem aus irgendeinem Grund kein Lächeln zurückgibt, sollte man nicht zögern, großzügig sein und ihr das Eigene geben. Niemand braucht das Lächeln dringender als der, der dem Anderen keines geben kann.
EIN LÄCHELN KEHRT ZURÜCK
Auf meinen Reisen habe ich oft Länder besucht, in denen große Armut herrscht, die Bevölkerung kaum das Notwendigste hat und jeder Tag ein Kampf ums Überleben ist. Diese von Not Geplagten haben mich trotz allem Leid stets mit einem Lächeln begrüßt, bei dem ich in ihren Augen sah, dass es ehrlich gemeint war.
Sie haben ihre stillen Tränen in ein Lächeln verwandelt und bei mir Erstaunen und Bewunderung ausgelöst. Auch beim Abschied wurde meist das Lächeln geradezu zelebriert. Keinen Hauch von Neid gab es wegen unseres bessergestellten Lebens. Als ob diese Menschen wussten, dass jeder Gedanke des Neids und des Hasses wie ein Bumerang zurückkommt.
Solch berührende Erlebnisse in armen Ländern führen zu der Hoffnung, dass gerade in unserem wohlgeordneten Leben ein Austausch von Lächeln eine schöne Gewohnheit sein sollte. Auch ein Lächeln ohne Worte ist eine Antwort – ein Blick ins Herz.
LÄCHELN – DIE MUSIK DER SEELE
Wir sollten immer daran denken, dass ein Tag ohne Lächeln, ein verlorener Tag ist. Mit einem Lächeln beginnt die Musik in der Seele zu klingen. Es ist der einzige Zustand, von dem sich jeder gerne anstecken lässt, auch dann, wenn er glaubt, dagegen immun zu sein. Kaum etwas strahlt so viel Positivität und Freude aus wie ein ehrliches Lächeln.
WENN AUS EINEM LÄCHELN LIEBE WIRD
Nicht jeder Mensch hat das Selbstbewusstsein oder auch den Mut,
eine unbekannte Person im Alltag anzulächeln. Vielleicht gibt es Bedenken, dies könnte falsch aufgefasst werden. Besonders, wenn das Lächeln von Frauen zu Männern geht. Doch solche Überlegungen sind hier nicht angebracht, denn ein unverbindliches Lächeln ist noch lange kein Heiratsantrag oder eine Aufforderung zum Tanz, sondern ein wahrnehmendes Moment für das Gegenüber. Jeder kann es dabei belassen oder bei der nächsten zufälligen Begegnung wiederholen und sich freuen, einen Menschen zu treffen, mit dem er ein Lächeln austauschen kann.
Ein Lächeln kann aber auch viel mehr bedeuten und lange, weitreichende und
vielgestaltige Folgen haben, wenn es bewusst gewollt wird. Es würde zu weit führen, hier alle Möglichkeiten einzuschätzen. Aber es ist zu wünschen, dass viele lächelnde Begegnungen zu einem glücklichen Ende führen und die Betroffenen später dankbar sagen können: Wie wunderbar, dass wir uns zugelächelt haben. Aus dem Lächeln wurde ein Lachen über die Freude der Gemeinsamkeiten.
Es gilt also: Ein Lächeln für ein Lächeln – und die Seele lächelt mit.
Fotos: Unsplash / Bill, Brendan Beale, Danie Franco, Sharath Kumar Hari, Chermiti Mohamed, Aatik Tasneem
