Männer dürfen sinnlich sein
Wer sagt denn, dass Perlen nur Frauen schmücken dürfen? Auch historisch ist das ein Irrglaube. Im Zeitalter von Gender-Fluidität bringt Jörg Gellner Perlenschmuck für Männer zurück.
Hier erfahren Sie mehr über
- Warum Männer Perlen tragen
- Jörg Gellners Lieblingsperlen
- Blue Luxury
Text Gerd Giesler
Der Perlenpionier und Schmuckdesigner Jörg Gellner ging zu den renommiertesten Perlfarmen der Südsee und importiert die schönsten Perlen exklusiv nach Europa. Seine neueste Kollektion BOLD ist für Männer: www.gellner.com
Perlenschmuck für Männer? Warum nicht? Die international renommierte Schmuckmanufaktur Gellner hat eine eigene Perlen-Linie für Männer herausgebracht. Denn die „Herren der Schöpfung“ entdecken die Faszination der Perlen für sich und sind offen für ihren geheimnisvollen Schimmer.
„Momentan ist das total hip“, erklärt Jörg Gellner, der selbst einige Lieblingsperlen-Schmuckstücke besitzt.
So richtig in Fahrt kam das Thema eigentlich erst, als die queere Pop-Ikone Harry Styles weiße Perlenketten zum Bühnen-Outfit wählte. Für Gellner kam das nicht überraschend. „Die schwarze Tahitiperle an einem Halsband oder am Lederarmband ums Handgelenk unterstreichen die Persönlichkeit von Männern schon lange.“
Neu ist der Schritt zur weißen Perle. Das ist plötzlich ein Statement und ein wichtiges Accessoire für ein androgynes Lebensgefühl.
Perfekt für die Ära der Gender-Fluidität: sich nicht von vorneherein auf eine Identität festlegen zu lassen, auch wenn das leider noch nicht in jedem Teil der Gesellschaft angekommen ist. Vielleicht ist die weiße Perle deshalb zu einem Kult-Symbol der Sinnlichkeit für Freiheitsliebende geworden?
PERLENSCHMUCK FÜR MÄNNER
Jörg Gellner: „Die Perle ist in der Tat ein sehr sinnliches Naturprodukt. Früher hieß es eher, Mann darf das nicht, als Mann muss man männlich sein, aber das pure Macho-Gehabe ist out. Heute darf Mann durchaus sinnlich sein. Und Hand aufs Herz: Welche Frau möchte sich nicht in einen Kerl verlieben, der auch sinnlich sein kann? Ich trage schon lange ein Perlenarmband. Um ehrlich zu sein, ich wäre sogar mutiger, aber meine Frau bremst mich da eher. Manchmal leiht sie sich auch das eine oder andere Schmuckstück von mir und trägt es selbst.“
Wenn Mann eben nicht so sehr auf das achten würde, was das nächste Umfeld so denkt, wäre die Bereitschaft Perlen zu tragen noch viel größer. Die Linie BOLD (englisch: kühn, mutig) ist Gellners Antwort auf den Trend und ein betont maskulines Schmuckprogramm für Männer, die sich trauen, ein wenig rebellisch zu sein.
Da gibt es die Halskette in silberheller Version mit weißer Südseeperle, in schwarz-rhodiniert, mit zusätzlichem, kleinem Kreuz und schwarzem Diamanten. Hinzu kommen Ringe mit maskulinem Kopf-Design und passende Manschettenknöpfe für offiziellere Anlässe.
DIE PERLE ALS KULT
Dabei galten Perlen nicht immer als ein Attribut der holden Weiblichkeit. Historisch gesehen waren sie nie nur für ein Geschlecht bestimmt. Sie zeugten wie Edelsteine von Wohlstand, Reichtum und Ansehen. Schon im 16. Jahrhundert vererbten die Kaiser des Mogulreiches ihre schweren Perlenketten weiter an ihre Söhne und der europäische Hochadel schmückte sich in der Renaissance mit den Schätzen der Südsee.
Viel später erst wurden Perlen mit Weiblichkeit und Eleganz in Einklang gebracht. Vor allem durch den Filmklassiker „Frühstück bei Tiffany“, in dem Audrey Hepburn 1961 im schwarzen Givenchy-Etui-Kleid mit Hochsteckfrisur, Zigarettenspitze und vierreihiger Perlenketten um den Hals als Holly Golightly brillierte. Coco Chanel, Grace Kelly und Lady Di trugen entscheidend zum Mythos Perle bei.
Erst Jahrzehnte später wagten sich wieder Männer an Perlen heran. Mick Jagger war einer der ersten. Gefolgt von Pharell Williams, der die Liebe von Chanel zum Perlenschmuck aufgriff und 2016 bei der Chanel Show von Karl Lagerfeld auf dem Laufsteg lange weiße Perlenketten um die Brust baumeln ließ. Justin Bieber und unzählige Rapper, Sänger, Schauspieler und Models folgten.
PERLEN UND BLUE LUXURY
Was aber macht Perlen so einzigartig, dass Generationen von Trägern und Trägerinnen nicht auf sie verzichten wollen? Jörg Gellner lüftet das Geheimnis: „Sie sind das einzige Juwel, das komplett nachhaltig ist. Mit Perlen gibt man der Natur mehr zurück, als man ihr nimmt.“
Er nennt das „blauen Luxus“, weil die Zucht von Perlen eben aktiv zum Umweltschutz beiträgt. Jede einzelne Auster filtert pro Tag 240 Liter Wasser, um an die wichtigen Nährstoffe aus Algen zu gelangen. Austern tragen damit entschieden dazu bei, die Wasserqualität zu verbessern.
Sie sind empfindsame Lebewesen. Der Temperaturanstieg der Ozeane setzt vor allem der Pinctada Maxima, der größten Perlenausternart der Welt extrem zu. Um die traumhaften Südseezuchtperlen hervorzubringen, braucht sie viel Pflege, Sorgfalt und optimale Bedingungen. Ein internationales Expertennetzwerk aus Tauchern, Meeresbiologen und Operateuren widmet sich voller Leidenschaft ihrer Aufzucht.
PERLEN AUS DER SÜDSEE
Gellner Perlen stammen daher aus den entlegensten Gebieten der Erde, fernab jeglicher Zivilisation: von der Insel Marotea Sud im Tuamoto Archipel, von Savusavu in Fidschi, zusätzlich noch aus Indonesien und von der australischen Küste zwischen Perth und Darwin.
Seit vielen Jahren arbeitet Jörg Gellner mit den renommiertesten Farmen zusammen, die teilweise nur mit privaten Schiffen oder Wasserflugzeugen erreichbar sind. Gellner: „In den 1990er Jahren habe ich mich darum beworben, bei ihnen Kunde zu werden. Heute wäre das nicht mehr möglich. Japanische Großimporteure kaufen alle Perlen auf, verarbeiten sie und beliefern den Weltmarkt.“
Nur durch persönliche Beziehungen zu den Perlzüchtern ist Jörg Gellner zum größten Direktimporteur Europas geworden.
Zu den Top-Farmen gehören die australischen Farmen von Paspaley, Visionär Justin Hunter, Robert Wan, dem König der schwarzen Tahiti-Perlen, und Geoff Newman von Atlas Pearls. Sie alle bauen nicht nur nachhaltig an, sondern beschäftigen Einheimische unterschiedlicher Ethnien, setzen sich aktiv für Korallenriffe ein oder unterstützen Waisenhäuser.
PERLEN BERÜHREN
Um die schönsten Zuchtperlen der Welt anbieten zu können, ist hohes persönliches Engagement gefragt. Regelmäßig reist Jörg Gellner nach Asien, um bei seinen Partnern, die längst Freunden geworden sind, die Auswahl zu treffen. Anonyme Massenware gibt es bei ihm nicht. Jede Perle kann auf ihren Ursprung zurückgeführt werden.
In seine Manufaktur gelangen nur die kostbarsten Perlen der besten Züchter. Sie werden sortiert, von Hand gebohrt und nach eigenen Entwürfen von seinem Team mit Diamanten und Gold zu edlen Meisterwerken verarbeitet. Auch beim Design war er Pionier. 1995 erfand er den Perlspannring, heute ein Klassiker, denn „die Perle muss die Haut berühren, auch im Ring“.
Nach seinem Credo „jung und unvoreingenommen zu denken“ schuf Gellner nicht nur Colliers für die große Abendrobe, sondern vor allem Alltagsperlen, die ideal zum Freizeitlook passen, und bringt mit BOLD den Männern eine zeitgemäße Sinnlichkeit zurück.
Fotos: Gellner