Kleines Mädchen hält sich die Augen zu.

Emotionales Management

Emotionen zu managen ist ein Ausdruck von Lebenskunst. Wie diese gelingen kann, zeigt der folgende Beitrag über emotionale Intelligenz.

Text Irmela Neu

Schwarz-Weiß-Bild von Prof. Dr. Irmela Neu.

Prof. Dr. Irmela Neu lehrt Interkulturelle Kommu­nikation in Spanien und Lateinamerika an der Hochschule München für angewandte Wissenschaften (HM), gibt Seminare zur empathischen Kommu­nikation und ist Mitautorin des Buches „Kardiosophie“.

Emotionen sind ein untrüglicher Indikator für das, was uns bewegt. Sie äußern sich auch auf der körperlichen Ebene. Alle Emotionen sind gleich wertvoll, selbst wenn wir sie gerne in „gute“ und „schlechte“ einteilen möchten.

Was wir spüren: es gibt wohltuende und krankmachende Emotionen. Das Zusammenspiel von Emotionen und Verstand schärft unsere Intuition – eine gute Basis für ein gelungenes emotionales Management. Dieses ist kulturabhängig und wird deshalb in verschiedenen Ländern unterschiedlich behandelt.

Emotionen als Teamplayer würdigen

Bei dem Begriff „Management“ taucht die Assoziation eines Berufsbildes auf. Eine Managerin, ein Manager, bekleidet in einem Unternehmen eine höhere Position und ist mit Leitungs-, Koordinations-, Planungs- und sonstigen Führungsaufgaben betraut.

Der Begriff leitet sich vom Lateinischen „manus“ (die Hand) ab; das eher altertümliche deutsche Wort „händeln“ zeugt von diesem Ursprung. „Führungsaufgaben händeln“ – mit dieser Formulierung lässt sich das Tätigkeitsfeld „managen“ auf den Punkt bringen.

Emotionen managen? Kritisch eingestellte Personen mögen einwenden, dass nun auch noch der letzte Schatz individueller Ausdrucksformen gestylt werden soll, nachdem die Künstliche Intelligenz (KI) unser Denken überwachen, kontrollieren und programmieren kann.

Emotionen durch KI herstellen, das scheint noch nicht ganz zu gelingen, ist aber in Arbeit. Dann wäre das Thema ein Beitrag zur programmierten Selbstoptimierung, die Menschen eher zu von Leistung gesteuerten Robotern werden lässt. Fallweise arbeiten dann Körper, Geist und Seele gegeneinander, so es dann einen freien Geist und eine freie Seele dann überhaupt noch gibt.

Emotionales Management statt Kontrolle

Im Gegensatz dazu steht in diesem Beitrag die Frage im Mittelpunkt, wie wir unsere Emotionen so händeln können, dass sie zu unserer Zufriedenheit und zu unserem Wohlbefinden beitragen.

„Klug“ ist unser Händeln dann, wenn wir Emotionen, Intuition, Verstand und Handeln miteinander in Einklang bringen. Kurzum: Bauch, Herz, Hirn und Hand arbeiten koordiniert Hand in Hand.

Es geht also keinesfalls darum, Emotionen so zu kontrollieren, dass ich sie unterdrücke, wenn sie nicht opportun und gesellschaftskonform sind; sie fristen dann wie in einem Vulkan im Reich des Unbewussten ein brodelndes Dasein, um ab und an explosionsartig auszubrechen.

Im Gegenteil: Das kluge Händeln schwingt sie aufeinander ein. Das Managen von Emotionen trägt nämlich dazu bei, die Anforderungen im Außen und meine Bedürfnisse, Wünsche und Herzensangelegenheiten so miteinander zu harmonisieren, dass es mir gut geht.

  • Frau lacht.
  • Ein paar Dias mit verschiednen Gefühlen in Worten.

Emotionales Management als Beitrag zur Resilienz

In letzter Zeit erfährt die Resilienz als die innere Fähigkeit, mit vielfältigen „Herausforderungen“ innerlich stabil und flexibel umzugehen, eine zunehmende Beachtung. Emotionales Management ist sicher ein Beitrag zur Resilienz.

Emotionen wollen gesehen, anerkannt und integriert werden. Dieser Einklang führt zu Wohlbefinden. Sie sind vergleichbar mit Personen, die wir uns als Mitglieder unseres inneren Teams vorstellen können – wie in einem früheren Beitrag von mir ausgeführt.

Sie agieren wie bei allen Teams im Miteinander oder auch Gegeneinander. Jede einzelne Emotion will erkannt und gewürdigt werden; erst eine gezielte Führungstätigkeit, ein Management, bringt sie harmonisch so zusammen, dass sie friedvoll miteinander auskommen.

Emotionen als Ausdruck von Bedürfnissen wahrnehmen und gestalten

Wie können wir ein harmonisches Miteinander erreichen? Wir kommen der Antwort auf diese Frage erheblich näher, wenn wir unsere tiefen Bedürfnisse erkunden. In jedem Fall eint uns alle das Bedürfnis aller Bedürfnisse: gesehen, anerkannt, geschätzt, ja geliebt zu werden. Wir haben Strategien entwickelt, das zu erreichen. Sie sind nicht immer, manchmal sogar gar nicht edel, hilfreich und gut, ganz im Gegenteil.

Hinter Aggressionen aller Art steckt oft der schlichte Wunsch, gesehen zu werden. Durch die Reaktionen unserer Mitmenschen erfahren wir Ablehnung, führen das jedoch nicht unbedingt oder sogar selten auf unser eigenes Verhalten zurück.

Schauen wir genauer hin: Wie bringen wir unsere Bedürfnisse zum Ausdruck? In uns hineinhorchen gibt uns eine Antwort; wie andere Menschen auf uns reagieren, gibt uns weitere Aufschlüsse. Die Ausdrucksformen von Emotionen können wir verändern. Schauen wir uns die einzelnen Schritte näher an:

Der erste Schritt besteht darin, uns selbst zu beobachten – aber bitte mit einem verschmitzten Gesicht und freundlichen Lächeln in Leichtigkeit und mit Humor. Welche Emotionen führen mich zu welchen Handlungen? Worauf reagiere ich besonders heftig?

Der zweite Schritt führt uns raus aus der Enge, in die uns jede Emotion früher oder später hineinzieht. Der Adlerblick in die Weite erlaubt uns wie aus der Entfernung, aus dem Abstand heraus, einen erweiternden Überblick zu bekommen.

Hierzu ist folgende Übung dienlich:
1. Aufrecht und locker stehen, die Fersen berühren sich leicht. Ruhig und tief ein- und ausatmen. Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Adler und schauten von oben auf Ihre Emotionen.
2. Imaginieren Sie nun, wie Ihre Emotionen Gestalt annehmen, Personen werden. Sie können sich dann gerne setzen. Versenken Sie sich in dieses Bild, stellen Sie sich Gespräche der personifizierten Gefühle untereinander vor.
Natürlich können Sie sich auch auf eine Emotion konzentrieren, die sich Ihnen zeigt, und mit der Sie sich unterhalten. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen, um das Feld der Emotionen zu erkunden, zu harmonisieren, zu integrieren.
3. Machen Sie sich Notizen darüber, was Ihnen die personalisierten Emotionen an Einsichten und Erkenntnissen mitgegeben haben.
4. Diese Übung können Sie immer wieder zu jeder Tages- und Nachtzeit machen – alleine oder im Austausch mit anderen Personen Ihres Vertrauens.
Durch den spielerischen Charakter dieser Übung lernen wir uns selbst einerseits besser kennen, andererseits erfahren wir uns als Teamplayer im Austausch mit anderen Personen.

Der Körper und unser Verhalten verraten Emotionen

„Es ist unmöglich, dass Emotionen nicht zum Ausdruck kommen“, lässt sich in Abwandlung der berühmten Aussage von Paul Watzlawick („Es ist unmöglich, nicht zu kommunizieren“) feststellen.

Gefühle sind Empfindungen, Emotionen bringen sie körperlich zum Ausdruck. An der Körpersprache lässt sich sofort die Gemütslage einer Person wahrnehmen. Die Haltung bringt sie ebenso zum Ausdruck wie die Gesichtsfarbe, Stimme, Augenöffnung, Mundstellung etc. „Aschfahl vor Schreck“, „Angstschweiß“, auch „freudestrahlend“, um nur einige Beispiele zu nennen.

Darüber hinaus beeinflussen unsere Emotionen unsere Handlungen. Aus der Gehirnforschung und Neurobiologie ist bekannt, wie sehr etwa Angst uns lähmt, verängstigt und handlungsunfähig macht.

Umgekehrt beflügelt uns Freude zu Kreativität und zum Miteinanderteilen, denn: „Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte Freude doppelte Freude.“
Wut verleitet gerne zu Ausbrüchen, die eine Eigendynamik entfalten. Das Feuer der Wut entzündet sich an nicht erfüllten Bedürfnissen undErwartungen in Kombination mit Ohnmachtsgefühlen.

Besitzvermehrung vs. Wertschätzung

Eine besondere Erwähnung verdient die Gier, die oft genug mit Geiz einhergeht. Die Worte „Gier, Geiz und geil“ sind etymologisch miteinander verwandt. Sie wissen ja: „Geiz ist geil!“, so der Werbespruch eines Elektromarkts.

Angestachelt wird der Unruhe stiftende Zwang, ein Produkt unbedingt besitzen zu wollen. In dem Moment des Kaufes ist er erst einmal beschwichtigt, doch er meldet sich bald wieder als Nimmersatt. Gier macht rastlos, weil nie zu stillen.

Glücksversprechen zerrinnen in dem Moment, in dem ich es zu meinem materiellen Besitz als ein Teil mehr zähle. Das gilt für ein „Schnäppchen“ Produkt oder ein Luxusprodukt ebenso wie für einen erreichten Status. Unsere Konsum- und Leistungsgesellschaft lebt davon.

Die Folge sind Besitzvermehrungen, die uns jedoch nicht innerlich erfüllen, sondern ruhe- und rastlos machen. Wir orientieren uns an dem, was uns fehlt, anstatt uns daran zu erfreuen, was wir an Schätzen haben.

Das stets neu genährte Mangelgefühl hält uns in der Strategie der angestrebten materiellen Besitzvermehrung fest. Verstand und Gier arbeiten dann insofern zusammen, wenn z.B. der Verstand die Argumente liefert, etwa uns selbst „mit etwas zu belohnen.“

Das ist dann wieder nur von kurzer Dauer. Woran es fehlt, ist die Wertschätzung – von mir selbst, von dem Erworbenen, vom Leben insgesamt, das uns viele Möglichkeiten bietet.

Emotionales Management durch Wertschätzung

„Wertschätzung“ meint im Allgemeinen, dass ich all dem, was mir widerfährt, was ich erwerbe, was ich erhalte, die Situation, in der ich mich befinde etc. meine Aufmerksamkeit schenke.

Es ist oft gar nicht in meinem Sinne, doch fallen mir erst dann kreative Lösungsmöglichkeiten ein, wenn ich die Situation ohne Wenn und Aber annehme. Wenn ich mir etwas leisten konnte, was ich mir schon lange gewünscht habe, ist die Vorfreude ebenso groß wie die Freude daran.

Das liegt an der besonderen Wertschätzung und Freude. Ich habe es mir zu eigen gemacht. Besitz ist dann keine Anhäufung von dem, was gesellschaftlich als Wert gilt, sondern die Integrierung in mein Leben.

So gibt uns Goethe den Rat: „Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.“. Das Erbe fällt mir ohne große eigene Anstrengung zu, ist einfach da, doch erst die Aneignung durch Wertschätzung erlaubt mir einen klugen Umgang mit meinem Besitz.

Handel als Ritual

In vielen Gesellschaften ist es auch heute noch üblich, den Preis einer Ware auszuhandeln. Dies verkommt vor allem im touristischen Kontext zum Versuch, einerseits einen möglichst hohen Preis zu erzielen, andererseits ein Schnäppchen zu ergattern.

Der ursprüngliche Sinn des Handelns besteht jedoch darin, in einem herausfordernden Gespräch der Ware ihren Wert zuzusprechen. Erst, wenn Verkäufer und Käufer handelseinig sind und die Ware für beide einen besonderen Wert erhalten hat, wird der Kauf mit einem Handschlag, oft genug mit einem gemeinsamen Plauderstündchen bei Tee oder Apéritif besiegelt.

Über die materielle Seite hinaus wird der Erwerb der Ware zu einem sozialen Ereignis und verleiht ihr eine symbolträchtige Dimension der Freude. Ich habe sie mir angeeignet. Der Tausch von Ware und Geld wird zum Austausch. Es steht nicht die Ware selbst im Vordergrund, sondern ihr freundlicher Erwerb, was zum Wohlbefinden beiträgt.

Dieses gesellschaftliche Ritual zeigt, wie Emotionen zu befrieden sind. In der konsumorientierten, individualisierten Welt brauchen wir unbedingt wieder Rituale! Wir können damit beginnen, sie für uns selbst zu schaffen, um Wertschätzung zu leben.

Wir händeln die Gefühle – nicht umgekehrt

Emotionales Management ist dafür von großem Wert. Es zielt darauf ab, dass uns nicht die Emotionen im Griff haben, sondern wir sie. Das Wort „Kontrolle“ löst negative Konnotationen aus, weil es die Annahme enthält, Emotionen sollten durch normgerechte Verhaltensformen unterdrückt werden.

Viel passender ist das Bild vom Zügeln, vom Gestalten der Emotionen. Wir können sie mit einem wilden Pferd vergleichen, das sich erst reiten lässt, nachdem es mit dem Reiter eins geworden ist.

Es gibt einen großen Unterschied im Reitverhalten je nachdem, ob das Pferd mit Peitsche und Stock gezwungen wird oder ob beide miteinander verschmelzen. Ich konnte mich bei einem Turnier mit der entsprechenden Vorführung einer professionellen Reiterin selbst davon überzeugen.

Der Prozess, ein Miteinander zu kreieren, erfordert Mut, Ausdauer Verantwortungsbewusstsein und Empathie. In der Mythologie kommt das Bild des Bezähmens durch Zügeln von Pferden in der ersten Prüfungsaufgabe von Herkules zum Ausdruck.

Wir können dies als sinnbildliche Aufforderung verstehen, unseren Emotionen Zügel anzulegen, so dass wir ihre Ausdrucksformen gestalten. Genau das bedeutet „Emotionen managen.“

Emotionen als Bestandteil von Intuition integrieren

„Mein Bauchgefühl sagt mir, dass …“. Damit ist gemeint, dass wir intuitiv Zusammenhänge weit besser und schneller erfassen als der Verstand. Die „emotionale Intelligenz“ speist sich aus unseren Emotionen, die ihrerseits „tiefste Gefühle, Leidenschaften und Sehnsüchte“ (Daniel Goleman) zum Ausdruck bringen.

Die Intuition nimmt Informationen auf, die nicht allein mit unseren Sinnen wahrnehmbar sind. Dazu gehören Energien, die etwa in einem Raum vorhanden sind oder das rasche Erfassen von etwas, was „in der Luft liegt“.

Die Kombination mit Erfahrungen und die Aufnahme von Stimmungen fügt sich zu einem inneren, spontanen Erkennen in einem kurzen Augenblick. Die Intuition speist sich auch aus einer spirituellen Ausrichtung.

Der an längere Denkprozesse gewohnte Verstand übergeht oft genug die Intuition und führt Argumente gegen die Intuition an, anstatt sie zu beherzigen. Es kommt dann zu vom Verstand bestimmten Handlungen, die der Intuition zuwiderlaufen. Hierzu eine Geschichte, die aus dem Schatz der Erzählungen von den Weisheiten der Sufis stammt:

„Eines Tages fragte ein Fremder in einem edlen Haus mit Zimmervermietung an, ob er dort übernachten könne. Der Besitzer hatte spontan und intuitiv eine innere Abneigung gegen den Fremden, der sein Gast werden wollte. Er überging seine Intuition, weil sein Verstand ihm sagte, es gebe doch gar keinen ersichtlichen Grund, den Fremden als Gast abzulehnen. Also überließ er ihm ein Zimmer zur Übernachtung.

Am nächsten Morgen stellte er fest, dass der Fremde ihm nicht nur sein Geld in der Kasse gestohlen hat, sondern auch alle seine wertvollen Gegenstände im Haus. Seine Reaktion: Er war überglücklich!

Seine Intuition hatte ihn gewarnt. Er war reich – an Intuition! Er dachte vorher, er sei damit gar nicht gesegnet, und nun stellte er fest, dass er sehr wohl diesen kostbaren Schatz besaß. Er wusste nämlich nur zu gut: die Intuition ist ein Geschenk auf dem Weg zur Menschwerdung!

Anders als der Verstand; ihn können wir schulen. Doch die Intuition? Die ist oder ist nicht. Was war gegen diesen Reichtum der materielle? Den eigentlichen Reichtum konnte ihm niemand nehmen: seine Intuition. Fröhlich bot er auch auch weiterhin Gastzimmer an. Von jetzt an überließ er sich der Führung seiner Intuition.“

Welch weise Reaktion! Sein intuitives Gefühl der Ablehnung hatte ihn gewarnt, der Verstand jedoch überrannt. Er allein war der Antreiber für sein Handeln. Wenn der Verstand jedoch die Klugheit besitzt, die Intuition aufzugreifen und zu überlegen, wie er mit ihr umgehen kann, dann ist die Teambildung von Intuition, Verstand und Emotion perfekt.

Fotomontage: Mehrere Gesichtsausdrücke übereinander

Wie Emotionen in verschiedenen Kulturen gelebt werden

Es gibt große interkulturelle Unterschiede, was die Akzeptanz von Emotionen in ihrer direkten Ausdrucksform angeht. In südländischen Kulturen ist es traditionell üblich, Emotionen offen zu zeigen.

Dies kommt in Festen, fröhlichen Runden und in Körpernähe bei Gesprächen zum Ausdruck. Das Leben von Emotionen ist eng mit der Gemeinschaft verbunden, die sie miteinander teilt. Dies gilt auch bei Trauerfeiern.

Gleichzeitig stößt es auf Ablehnung, wenn destruktive Emotionen wie negative Kritik, Wut oder unausgesprochene Verweigerungen Zwietracht säen. Auch ein „nein“ wird selten direkt geäußert.

Ein Beispiel: Als ich an der Universität in Mexiko unterrichtete, erhielt ich nie eine offen ablehnende Rückmeldung auf einen Vorschlag. Vielmehr wurde erst das Positive hervorgehoben, dann ein mehr oder minder plausibler Gegenvorschlag oder eine abweichende Idee unterbreitet.

Ich habe es mir dann ins Deutsche als ein freundliches „nein“ übersetzt, das jedoch im Unterschied zu einem harschen „nein“ Raum für weitere Gespräche bot.

Digitalisierung und kulturelle Unterschiede

Geradezu legendär ist die Praxis im asiatischen Raum, im Berufsleben keinerlei Emotionen zu zeigen; dies könnte zu Nachteilen führen. In der koreanischen Kampfkunst etwa gibt es eine Technik des „Antäuschens“. Intelligent ist die Person, die geschickt und intelligent zu täuschen versteht.

Dechiffrieren von Täuschung ist ebenfalls ein Zeichen von Intelligenz. Scharfe Beobachtungsgabe ist dann besonders gefragt. Natürlich ist diese Tradition an Hierarchien und soziale Praktiken gebunden, die im Zeichen der Moderne starken Veränderungen unterworfen ist.

Im deutschen Raum ist im beruflichen Zusammenhang noch immer der Wert des „Sachlichen“ hoch im Kurs. Es werden lange, foliengestützte Vorträge ausgearbeitet, die auf Überzeugung von Argumenten abzielen.

Die emotionale Ebene bleibt dabei oft im Hintertreffen, obwohl sie so maßgeblich dafür ist, wie viel auf der Verstandesebene überhaupt aufgenommen werden kann.

Die digitalisierte, globalisierte Welt ersetzt mehr und mehr Kulturtraditionen und führt zu anderen, homogenisierenden Maßstäben; sie werden von der neuen Technik bestimmt.

Zufriedenheit durch das kreative Händeln von Emotionen

Eine innere Zufriedenheit erreichen wir dann, wenn wir unsere Emotionen so händeln, dass sie zu innerer Harmonie und zu unserem Wohlbefinden beitragen. Nicht die Emotionen allein, sondern wir sagen dann an, wo es langgeht.

Das erfordert ein gutes Zusammenspiel von Bedürfnissen, Emotionen und Verstand, von Körper, Geist und Seele. Es gilt, sie miteinander in Einklang zu bringen. Dabei ist es wichtig, herauszufinden, welche Emotionen Sie glücklich machen. Sie sind also in einer Doppelrolle: einerseits in die Emotionen eintauchen und andererseits in Abstand zu ihnen gehen.

Emotionen wahrnehmen, beobachten, gestalten und miteinander in Einklang bringen, das meint „Emotionales Management“. Die Doppelrolle des gleichzeitigen Involviertseins und Betrachtens aus dem Abstand heraus erweitert den Blick und lässt in das Feld von Möglichkeiten eintauchen, die Emotionen zum Tanzen bringen. Es ist ein Teil von Lebenskunst.

Fotos: iStock, Unsplash / Aikomo Opeyemi, Annie Spratt, Callum Skelton

 

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