KulturRaum München

Kultur für alle!

„KulturRaum München.“ ermöglicht kulturelle Teilhabe, z.B. Gratis-Tickets für Kulturveranstaltungen und Zugang zu schönen Erlebnissen für Menschen mit wenig Einkommen.

Hier erfahren Sie mehr über

  • Kultur und Soziales
  • KulturGäste und Gastgeber
  • Ehrenamtliches Engagement

Text Antoinette Schmelter-Kaiser

Katharina Maurer

Katharina Maurer studierte Kulturmanagement und arbeitete bei einem großen Konzertveranstalter. Für „KulturRaum München.“ engagiert sie sich seit den Anfängen des Vereins 2011, zunächst ehrenamtlich, heute als stellvertretende Geschäftsführerin.

Schneematsch bedeckt die Gehsteige, dazu weht ein unangenehmer Wind kalte Regentropfen heran: Dieses Wetter lädt nicht dazu ein, unterwegs zu sein. Trotzdem schiebt Katharina Käser ihren Rollator mit schleppenden Schritten zum Prinzregententheater, um dort ihre Patin von „KulturRaum München.“ zu treffen. Wie bei anderen gemeinsamen Unternehmungen hat diese zwei Gratis-Karten reserviert und abgeholt – dieses Mal für ein Konzert der Münchner Symphoniker.
Zwei Stunden genießt Katharina Käser mit ihrer Begleitung klassische Kompositionen von Emilie Mayer und Ludwig van Beethoven, die der 74-Jährigen nicht nur „ausnehmend gut gefallen“, sondern auch Abwechslung und Gesellschaft für sie bedeuten. Denn aufgrund einer starken Gehbehinderung ist der Aktionsradius der Seniorin reduziert; Kinder, Enkel, einen Partner oder größeren Freundeskreis hat die Seniorin nicht.

Kulturelle Teilhabe im Kultur Raum

38.000 kostenfreie Tickets im Jahr 2023

Kulturelle Teilhabe und ein Gefühl der Zugehörigkeit bekommen: Davon profitiert nicht nur Katharina Käser. 14.900 KulturGäste, die einzeln oder als Gruppe registriert sind, bekommen von „KulturRaum München“ regelmäßig Eintrittskarten vermittelt; für die Anmeldung brauchen sie einen Nachweis über geringes Einkommen wie den Bezug von Sozialgeld, Arbeitslosengeld 2, Grundsicherung im Alter oder Leistungen nach dem Asylbewerbergesetz.

2023 wurden „KulturRaum München“ über 38.000 Tickets für Theater-, Ballett-, Opern-, Zirkus- oder Musicalvorstellungen, Lesungen, Konzerte und Kabarett-Abende, Zoo- und Museumsbesuche kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Dabei sind wir keine Bittsteller“, betont Katharina Maurer, die seit 2020 stellvertretende Geschäftsführerin von „KulturRaum München“ ist.
Viele der 220 Veranstalter, mit denen wir zusammenarbeiten, gehen proaktiv auf uns zu. Einige spenden ein fixes Ticketkontingent. Andere melden sich, wenn im Vorverkauf freie Plätze übrigbleiben. Der Rekord war im letzten 600 Karten für die zweite Open Air-Show der amerikanischen Pop-Sängerin Pink im Olympiastadion.“

Das Ergebnis von zwölf Jahren Aufbauarbeit

Was heute wie ein Selbstläufer wirkt, ist das Ergebnis von über zwölf Jahren Aufbauarbeit. „Unsere Idee stammt aus Marburg. Dort wurde 2010 die erste Kulturloge Deutschlands gegründet, um nicht verkaufte Eintrittskarten einkommensschwachen Menschen zur Verfügung zu stellen“, erklärt Katharina Maurer. „Nach ihrem Vorbild haben wir ein Jahr später in München Veranstalter angesprochen, um an kostenlose Eintrittskarten zu kommen. Gleichzeitig sind wir auf soziale Träger zugegangen, um gezielt Menschen mit geringem oder keinem Einkommen als Klientel erreichen zu können.“
Auf diese Weise seien Familien- und Kinderschutzzentren, Sozialämter oder Wohlfahrtsverbände wie AWO oder Rotes Kreuz zu Multiplikatoren für das Angebot von „KulturRaum München“ geworden, so dass der im Oktober 2012 gegründete Verein mit einem Vertrauensvorschuss an den Start gegangen sei.

Zugang zu positiven Erlebnissen ermöglichen

Weil er laut Katharina Maurer „an der Schnittstelle von Kultur und Sozialem eine Lücke füllt“ und „den Zugang zu positiven Erlebnissen“ ermöglicht, ist er seither kontinuierlich gewachsen. Für die notwendige Infrastruktur von Buchhaltung bis Geschäftsführung bewilligte die Stadt München zunächst Gelder für Teilzeit- und dann auch für Vollzeitkräfte. Parallel hat die Zahl der Ehrenamtlichen zugenommen: Über 40 engagieren sich momentan bei der Telefonvermittlung, die KulturGäste anrufen und ihnen – abgestimmt auf persönliche Interessen und Vorlieben – Kulturtickets anbieten.
Der direkte Kontakt ist ganz wichtig“, erklärt Katharina Maurer diese Vorgehensweise.
Im Gespräch können wir Empfehlungen und Tipps geben – egal ob es um den Inhalt eines Theaterstücks oder um die Anfahrt zum Veranstaltungsort geht. Wer angerufen wird, fühlt sich außerdem weniger allein.“

Ehrenamtliches Engagement für viele Formate

Aus diesem Grund können KulturGäste ein zweites Ticket bekommen, um Freunde oder Verwandte mitzunehmen. Im Fall von KulturGästen, die eine Schwerbehinderung haben oder Geflüchtete sind, fungieren rund 80 KulturPaten als Begleiter.

Andere Ehrenamtliche kümmern sich um weitere Formate: Einmal im Monat finden GästeCafés statt. Im LiteraturRaum werden gemeinsam Bücher gelesen und besprochen. Kultur.vor.Ort organisiert an elf Lebensmittelausgaben der Münchner Tafel und kirchlichen Mittagstischen Musik- oder Bastelangebote für wartende Erwachsene und Kinder, verteilt Anmeldeformulare sowie Auszüge aus dem aktuellen Eintritt.Frei-Kalender, den „KulturRaum München“ als Überblick über kostenfreie Events in der bayerischen Landeshauptstadt pflegt.

Auch auf Ausnahmesituationen wird reagiert: Als aufgrund der Corona-Pandemie zahllose Kultur-Events ausfielen, bekamen KulturGäste Bücherpakete und Bastel-Sets per Post zugeschickt. Sogar ein „KulturSalon für Zuhause“ für digitale Ausstellungsbesuchen wurde eingeführt.

Sabine Ruchlinski, Gründerin und Geschäftsführende Vorsitzende KulturRaum München
Sabine Ruchlinski, Gründerin und Geschäftsführende Vorsitzende KulturRaum München

Finanzierung aus verschiedenen Töpfen

Auf diese Vielfalt ist Katharina Maurer zu Recht stolz, viel umfangreicher soll sie allerdings nicht mehr werden. „Unser Ziel ist es, noch genauer zu eruieren, was unsere KulturGäste brauchen“, sagt sie. Dazu soll auch eine neue Datenbank dienen, für die aus verschiedensten Töpfen Gelder akquiriert wurden. Denn für die Finanzierung von „KulturRaum München“ fließen einerseits öffentliche Mittel, die immer wieder neu beantragt werden müssen.

Andererseits werden Förderer, Stifter, Unternehmenskooperationen und Spender als wichtige Unterstützung gebraucht. Eine neue Quelle hat sich bei einem Benefiz-Abend der DONNER & REUSCHEL Privatbank aufgetan. Zugunsten von „KulturRaum München“ wurden Mitte November Bilder des jungen Künstlers Tim Häuslein in einer Auktion versteigert, bei der 8.000 Euro zusammenkamen; bei einem einführenden Panel-Talk konnte Katharina Mauerer die Arbeit und Angebote von „KulturRaum München“ vorstellen.
Ich hoffe, dass wir diesen Kontakt ausbauen können“, betont sie als Fundraising-Beauftragte. „Es gibt viele, die uns kennen, aber andere außerhalb einer bestimmten Blase haben noch nie von uns gehört.“

Kultur für alle

Ein Lichtblick im Leben

Motor ihres Engagements ist die Überzeugung, dass „Kultur für alle“ gesellschaftlich notwendig und nachweislich wohltuend ist. „Rückmeldungen von KulturGästen zeigen uns, dass Kulturbesuche von Alltagssorgen ablenken, zur Entlastung in schwierigen Lebenssituationen beitragen und neue Perspektiven eröffnen können“, freut sich Katharina Maurer.

Bester Beleg ist ein Statement auf der Internetseite von „Kulturraum München“: „Ich konnte als KulturGast etliche Theater, Ausstellungen und auch Konzerte besuchen. Für Senior:innen ist das Gefühl der Zugehörigkeit sehr wichtig. Die vielfältigen Angebote von KulturRaum bieten die Möglichkeit, andere Menschen kennenzulernen und sich im Alter noch einmal einen Freundeskreis aufzubauen. Deshalb ist KulturRaum München ein Lichtblick in meinem Leben!

Fotos: KulturRaum, Steffen Horak, Daniela Pfeil

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