Hand aus Gold in Meditationshaltung.

SEELENFRIEDEN – ERREICHEN UND BEWAHREN (TEIL 1)

Wie kann man den Frieden in seiner Seele dauerhaft bewahren? Natürlich, indem wir auf keinen Fall Krieg in unserem Leben zulassen. Doch wie kann das gehen? Da der innere Frieden immer auch mit Frieden im Äußeren zusammenhängt, folgen einige Überlegungen, die für das Ziel unabdingbar sind.

Text & Video Van Nguyen Hoang

Schwarz-Weiß-Bild von Van Nguyen Hoang.

Van Nguyen Hoang wurde in Vietnam geboren. Dort und in London studierte sie Jura, bevor sie Dozentin für Inter­nationales Recht an der Hanoi National University und Gast­forscherin am Max-Planck-Institut in München wurde. Ihre buddhistischen Gedanken zeigen sich in ihren Arbeiten.

Frieden mit sich selbst entsteht zunächst durch Selbsterkenntnis. Ein Mangel daran sowie an Selbstbewusstsein kann zu großer innerer Unruhe führen. Ich habe bereits in meinem Beitrag über Beziehung (s. unten) erwähnt, dass Selbsterkenntnis bedingt, sich selbst besser zu akzeptieren und zu verstehen. Durch Selbsterkenntnis weiß man, wer man als Mensch ist, mit all seinen guten und schlechten Eigenschaften; deshalb fühlt man sich wohler und ist weniger verunsichert.

Selbstbewusstsein kultivieren

Selbsterkenntnis hilft dabei, zu wissen, was man möchte. Ist man sich dessen nicht bewusst, entsteht Verunsicherung, die oftmals von der Angst vor dem Unbekannten begleitet wird. Mangelnde Selbsterkenntnis kann deshalb dazu beitragen, dass man ständig andere Menschen für Dinge verantwortlich macht, die man selbst getan hat – was wiederum Ärger und Frustration hervorruft.

Wenn Sie aber Ihr Selbstbewusstsein kultivieren, können Sie Ihre eigenen Schwächen herausfinden. Sobald Sie sich diesen stellen, können Sie daran arbeiten, sie entweder zu verbessern oder sie im positiven Sinne zu akzeptieren. Dabei sollten Sie nicht zu hart mit sich selbst umgehen, immerhin wollen Sie sich ja so annehmen, wie Sie nun mal sind.

Ein einsamer Mann läuft über Dünen in der Wüste.

Ein besseres Selbst entdecken

Wenn Sie das nicht tun, befinden Sie sich am Ende im Krieg mit sich selbst und sind dem Konflikt zwischen Ihrem echten/authentischen Ich und dem, was Sie sein wollen, ausgesetzt. Ist man authentisch, hat man sich selbst akzeptiert und versucht gleichzeitig, an seinen Schwächen zu arbeiten, um eine bessere Version von sich selbst zu schaffen.

Je mehr Sie sich selbst kennen, umso besser werden Sie Ihre Gedanken und Handlungen verstehen und wissen, ob und wie Sie etwas verändern wollen. Das ist wahre Freiheit.

Sich selbst zu verstehen, ist zudem eine Voraussetzung dafür, andere zu verstehen. Sich selbst zu lieben, ist die Voraussetzung dafür, andere zu lieben. Kein anderer Mensch kann Ihnen die innere Bestätigung geben, die Sie brauchen. Sie müssen sich selbst zuerst kennen und lieben lernen.

Dies ist der erste Schritt und die Grundlage, um den Frieden in der Seele zu erlangen und zu bewahren. Wenn man selbstbewusst ist und zufrieden mit dem, was man ist und was man hat, dann hat man bereits den Frieden in seine Seele gepflanzt und kultiviert.

  • Auf einer Klippe über dem Meer läuft eine Person durch ein aus Steinen gelegtes Muster.
  • Ein Blatt treibt auf dem Wasser.

Wir spiegeln uns in Beziehungen

Wenn wir über Selbstbewusstsein sprechen, müssen wir die Selbstreflexion miteinbeziehen, da sie mit den Beziehungen zu anderen zusammenhängt und gleichzeitig daraus entsteht. Man kennt sich selbst nicht vollständig, wenn man keine Kontakte mit anderen hat, denn man spiegelt sich in Beziehungen. In ihnen entdeckt man sich selbst immer mehr und immer besser.

Man weiß, dass man nicht allein auf dieser Welt ist. Seit man geboren ist, hat man stets mit Menschen zu tun, zuerst mit denen der eigenen Familie, dann mit denen in der Schule, in der Gesellschaft, am Arbeitsplatz. Durch die verschiedenen Beziehungen zu anderen kann man Selbstreflexion üben und sich dadurch besser verstehen lernen.

Und wenn man sich selbst versteht, ist man selbstbewusster in Bezug auf das, was man will, was man braucht, was man akzeptieren sollte, was man aufgeben sollte oder was nicht zu einem gehört. Kurz gesagt, das Wichtigste, das in fast jeder Hinsicht in Ihrem Leben eine große Rolle spielt, ist Selbsterkenntnis ebenso wie Selbstreflexion.

Wenn Sie nicht wissen, wer Sie sind, wissen Sie wahrscheinlich auch nicht viel über andere und anderes.

Wenn man sich aber selbst versteht, hat man die Möglichkeit, sich mit seinen inneren Problemen und Schwierigkeiten auseinanderzusetzen und effektive Lösungen für sie zu finden. Es ist das Licht der Weisheit und des Wissens, das den Frieden in Ihre Seele tragen wird.

FRIEDEN MIT DER AUSSENWELT

Bisher habe ich nur über den inneren Frieden gesprochen. Aber wir brauchen auch Frieden in der Interaktion mit der Außenwelt – den Frieden mit der Welt und mit den Menschen um uns herum. Mit anderen Worten: Wie kann man die Gespräche mit den Menschen in Frieden gestalten und gleichzeitig positiv mit dem umgehen, was daraus entsteht?

Es gibt viele Wege, die zum Erfolg führen, aber es gibt auch sicherlich welche, die scheitern können und die ich Ihnen hier aufzeigen möchte, damit Sie in der Lage sind sie zu vermeiden:

EINZIGARTIGKEIT

Vergleichen Sie sich nicht mit anderen. Egal, wie erfolgreich, wie reich, wie schön diese sind – all das hat nichts mit Ihnen zu tun, denn Sie sind anders. Verschiedene Menschen kommen aus verschiedenen Orten, mit verschiedenem Background.

Also akzeptieren Sie die Unterschiede, denn „sie machen die Welt rund.“ Wenn man erkennt, dass man genauso einzigartig ist wie sie, fühlt man sich weder bei sich selbst noch in ihrer Gegenwart unsicher.

Frau am Meer blickt in die Sonne und streckt die Arme zur Seite aus.

FREUNDSCHAFT MIT DEM LEBEN

Seien Sie nicht neidisch auf das, was andere haben und was Sie nicht haben. Erkennen Sie, dass Sie Ihre eigenen Werte besitzen. Denken Sie daran, dass nicht materielle Dinge wie ein großes Haus, schicke Autos oder materielle Werte Sie definieren, sondern Ihre inneren Werte. Es langt, wenn man mit dem, was man hat, zufrieden ist.

Will man etwas erreichen, nach dem man sich sehnt, dann setze man sich ein Ziel und strebe es an, anstatt dazusitzen, sich selbst zu bemitleiden und wütend auf andere zu sein, nur weil man nicht so sein kann wie sie.

Außerdem sollten Sie nie versuchen, jemand anderes zu werden, denn dabei wird man sich selbst verlieren und eine Rolle spielen, die nicht zu einem passt; am Ende des Tages wird man scheitern, weil man zu seinem wahren Selbst zurückkehren muss, um bequem und frei zu leben.

NICHT DURCH ILLUSION UNGLÜCKLICH MACHEN

Lassen Sie sich nicht von der Illusion verrückt machen. Ein Beispiel hierfür: Nehmen wir an, ein Kollege wurde gerade befördert. Die Stimme in Ihrem Kopf sagt, dass Sie die Beförderung hätten bekommen sollen oder dass Ihr Chef diesen Kollegen einfach bevorzugt, obwohl Sie der bessere Kandidat wären.

In diesem Fall – und in den meisten anderen Fällen auch – ist es nicht der äußere Umstand (keine Stelle zu bekommen), der Sie unglücklich macht, sondern das, was Sie sich über diese Umstände einreden („Das ist nicht fair!“). Mit anderen Worten: Ihre Gedanken machen Sie unglücklich.

Wenn Sie diese Gewohnheit ändern, werden Sie aufhören, sich gegen das zu wehren, was in Ihrem Leben geschieht. Dies ist eine der wichtigsten spirituellen Übungen auf der Suche nach Frieden. Dinge wie ein verschobener Flug, ein Stau während der Autofahrt, schlechtes Wetter, wenn Sie ein Picknick geplant haben, usw. – all das wird Sie nicht mehr beunruhigen oder Ängste hervorrufen. Sie richten sich innerlich auf die Realität dessen aus, was geschieht, indem Sie es positiv annehmen.

Das Leben ist viel schöner als das, was Sie jetzt stört. Sie haben sich mit dem Leben selbst und mit den Erfahrungen, die Ihnen überall angeboten werden, angefreundet.

SELBSTKONTROLLE UND EIN WEICHES HERZ

Versuchen Sie nicht, alles zu kontrollieren und versuchen Sie nicht, andere zu kontrollieren, denn das können wir nicht wirklich, auch wenn wir es uns einbilden. Aber wir können uns selbst kontrollieren. Das heißt, wenn etwas nicht so geschieht, wie wir es erwarten, werden wir normalerweise wütend, was nur dazu führt, dass unser körperlicher und geistiger Zustand Schaden nimmt, vor allem, weil wir es nicht ändern können.

Wenn wir zum Beispiel wütend auf jemanden sind, wird uns oft geraten es herauszulassen oder unserem Ärger in einer Auseinandersetzung mit der anderen Person Luft zu machen oder die Schuld auf jemand anderen zu schieben. Der Zen-Meister Thích Nhất Hạnh vergleicht Wut mit einem brennenden Haus. Anstatt das Feuer zu löschen, rennen wir hinter der Person her, die das Haus niedergebrannt hat.

Dies zeigt, dass der Zorn oder die Wut uns unserer Weisheit beraubt. Deshalb sollten wir sie nicht verleugnen oder vermeiden, sondern sie akzeptieren und unseren Verstand einsetzen, um sie zu beruhigen, ihre Ursache zu verstehen und sie beseitigen, indem wir zuerst ehrlich mit uns selbst sind und uns dann mit der Person, auf die wir wütend waren, zusammensetzen, um eine Lösung für das Problem zu finden. Ein weiches Herz ist immer empfänglicher ist als ein kritischer Verstand.

Über weitere Wege, wie Sie zum inneren und äußeren Frieden gelangen, werde ich Ihnen im zweiten Teil meiner Untersuchung berichten. Ich danke Ihnen, dass Sie es bisher mit mir ausgehalten haben und hoffe, dass ich Ihnen auch mit den Gedanken des zweiten Teils meines Beitrags Freude schenken kann, der bald folgen wird.

Fotos: iStock, Unsplash / Ashley Batz, Fuu-J, Raimond Klavins, Kelly Sikkema, Amy Treasure, Sammy Wong

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