TENERIFFA – WALE AM VULKAN
Mächtige Krater, Lavafelder, bizarre Vegetation, seit jeher faszinieren Vulkaninseln. Auf Teneriffa lässt sich das raue Inselflair mit einem neuen Hotspot an der Costa Adeje verbinden: dem Tivoli La Caleta.
Hier erfahren Sie mehr über
- UNESCO-Weltnaturerbe Teide
- Lavafelder und Lavaströme
- Wale Watching
Text Gerd Giesler
Gerd Giesler ist Kommunikationsprofi und Inhaber der Agentur Journal International The Home of Content sowie leidenschaftlicher Reporter und Autor, z.B. monatlich für PURPOSE.
„Der Teide ist für uns wie ein Vater. Er ist heilig“. Dario, Anfang 30, sanfte Augen, kurze, schwarze Haare, gepflegter Backenbart ist Tinerfeño: geboren auf Teneriffa und nach dem Studium im Ausland zurückgekehrt auf seine Insel. Er spricht sechs Sprachen fließend und ist einer der begehrtesten Guides auf den Kanaren.
Regelmäßig zeigt Dario Touristen den Teide. Bei Tag oder zum Sternegucken bei Nacht. Das Izana-Observatorium dort oben auf 2.390 Meter Höhe arbeitet mit den Teleskopen in der Atacama-Wüste und Big Island zusammen und ist die größte Sternwarte der Welt.
„Schon als Kind war ich fasziniert vom Teide“, erzählt der smarte Guide. „Meine Eltern haben mich an den Sonntagen mitgenommen. Früher gab es für die Einheimischen noch Barbecue-Plätze.“
Für Darios Großvater war der Teide dagegen noch harte Arbeit. Er hat im Sommer seine Schafe in die Caldera las Cañadas del Teide hochgetrieben.
DER TEIDE – UNESCO-WELTNATURERBE
Teneriffa heißt ‚Weißer Berg‘ weil der 3.718 Meter hohe Pico de Teide im 8. Jahrhundert noch weiß war vom Bimsstein. Der drittgrößte Vulkan der Welt gilt als aktiv. Sein letzter Ausbruch fand am 18. November 1909 bei Chinyero statt.
Eigentlich ist die ganze Insel ein einziger Vulkan und das Leben auf Teneriffa ein Leben auf dem Feuer.
Und doch ist dieses Feuer nicht alles vernichtend, sondern hat alles Leben auf dieser Insel hervorgebracht. So wie die Malvasía-Traube, die an den Flanken des Teide auf bis zu 1.600 Meter gedeiht und deren feuriger Charakter schon William Shakespeare lobte.
Oder wie die ‚Pinus Canariensis‘, die Kanarenkiefer, die nur hier auf den vulkanischen Böden wächst und deren Stamm im Feuer nicht verkohlt, sondern verkrustet und schon bald wieder austreibt.
Heute ist Dario wieder auf Tour. Doch der Himmel über Teneriffa leuchtet nicht so blau wie sonst. Die Calima, ein heißer Ostwind, legt einen Schleier aus Saharasand über den Teide und die Insel. Keine Chance für Panoramafotos.
Selbst Alexander von Humboldt, der den Teide einst mit einem Forschertrupp bestieg und über dessen Arbeit im Besucherzentrum unterhalb der Seilbahn berichtet wird, hätte seine optischen Geräte in der Tasche gelassen.
TENERIFFA – DREI KLIMAZONEN AN EINEM TAG
Davon unbeeindruckt schickt Dario seine Gäste durch Mondlandschaften der Caldera, die durch die Ur-Explosion des viel älteren Vulkans entstanden sind. Vorbei an Ginsterbüschen über die Kanarienvögel flattern, vorbei an Felsbrocken in denen Adern von schwarzem Obsidian funkeln wie geschmolzenes Glas. Die Guanchen, die Ureinwohner, die den Vulkan „die Hölle“ nannten, meißelten aus Obsidian ihre Speerspitzen.
Überall trifft man auf ausgebleichte Besenrauken, wild gedrehtes Geäst und bizarr geformte Sukkulenten, die wie erstarrte Fabelwesen die Lavafelder bevölkern.
Ein Blick auf die 800 Jahre alte Pinie bei Vilaflor, ein Besuch in die vom Marienkult beseelte Dorfkirche. Vielleicht auf ein paar schrumpelige, salzverkrustete Kartoffel-Drillinge, die berühmten „Papas Arrugadas“ mit scharfer Mayo, oder die typischen Mandelkekse am Marktplatz von Vilaflores?
Und schon geht die Fahrt zurück in die tropischen Niederungen. Man passiert nicht enden wollende Bananenplantagen bis hinunter an die gepflegte Costa Adeje mit ihren üppigen Palmengärten und den geschwungenen Pools, das Meer plätschert hier sanft an grobe, schwarze Strände und Buchten.
Eines ist allemal sicher nach so einem Tag: Teneriffa reiht einen Kontrast an den anderen, wie an eine Perlenschnur. Und das geht unter die Haut.
DER NEUE HOTSPOT AN DER COSTA ADEJE
Das luxuriöse 5-Sterne-Resort Tivoli La Caleta an der Costa Adeje ist das erste Hotel der aufstrebenden brasilianisch-portugiesischen Hotelkette tivolihotels.com in Spanien. Ein Refugium für Golfer, Wellness-Freaks und Feinschmecker.
Wie ein marokkanisches Fort mit seinen ockerfarbenen, geschwungenen Balkonen und Türmchen thront das 2005 ursprünglich als Sheraton eröffnete Hotel über dem Meer, nur getrennt durch die zwölf Kilometer lange Uferpromenade, die das Fischerdorf La Caleta mit der Hafenstadt Los Cristianos verbindet.
284 Zimmer und Suiten öffnen sich in U-Form zum Meer und auch wenn man heute so nicht mehr bauen würde, geht der maurische Stil des Gebäudes mit den hochherrschaftlichen Dattelpalmen in der parkähnlichen Anlage eine perfekte Symbiose ein. Man fühlt sich fast ein wenig an 1001 Nacht erinnert.
Kein Wunder, dass hier immer wieder Hochzeiten stattfinden! An den drei temperierten Pools geht es manchmal etwas lebhaft zu, dafür gibt es einen, der ausschließlich Erwachsenen vorbehalten ist. Ein Großteil der alten Crew ist geblieben, hat das Upgrade und die stylische Rundumerneuerung von Tivoli letztes Jahr miterlebt, was das Service-Team noch stärker auf das Haus eingeschworen hat.
STARKOCH OLIVIER DA COSTA IM TIVOLI LA CALETA
Wer im Tivoli arbeitet, ist stolz darauf, zur Family zu gehören. Das klingt fast amerikanisch, ist aber echt und das spürt der Gast. Das gilt für Javier Garcia Olivares, den Hoteldirektor mit dem markanten Vollbart, der es liebt, in den diversen Restaurants des Hotels seine Honneurs zu machen.
Das gilt für Claire Elise Lazaro, der preisgekrönten Bartenderin, die im Sushi-Restaurant Jakuza – welch Sinnestäuschung – dampfende Teekannen auftragen lässt, aus denen eisgekühlter Green Tea Cocktail durch Trockeneisnebel in die Gläser fließt.
Das gilt aber auch für die Zimmermädchen, wenn sie jeden Morgen auf‘s Neue die 20 Suiten, mit teils ballsaalgroßen Terrassen, wieder liebevoll dekorieren.
Einer, der sich rar macht, ist der portugiesische Starkoch Olivier da Costa. Immerhin hat er in Zusammenarbeit mit dem Tivoli-Management die für ein Hotel außergewöhnliche Gastronomielandschaft gekonnt lässig in Szene gesetzt und auch einige seiner begehrten Kreationen hinterlassen. „Gutes Essen muss mit Seele zubereitet werden“, sagt er.
Das trifft im Beach Restaurant SEEN auf den „Crab Cake Burger & Fries“ zu, aber auch auf Tacos mit grünem Spargel oder den Fisch, wie zum Beispiel die Bernstein-Makrele, die tags zuvor noch in den Fluten rund um Teneriffa schwamm.
NACHHALTIGE WAL-BEOBACHTUNGEN IN EUROPA
Am nächsten Morgen geht es aufs Meer hinaus. In Puerto Colón starten die meisten Walbeobachtungstouren. 28 Walarten leben in dem Gebiet zwischen Teneriffa und der Nachbarinsel La Gomera. Oft geht es vor allem um den bis zu 3.000 Kilo schweren Kurzflossen-Grindwal.
Aber auch Delfine begleiten immer wieder die Boote in Teneriffas Walschutzgebiet, übrigens dem ersten, von der World Cetacean Alliance anerkannten Walkulturerbe mit nachhaltigem Wale Watching in ganz Europa.
Am schönsten und stilvollsten erkundet man diese Gewässer im Sonnennetz zwischen den Kufen eines Katamarans.
Tintenblau und kraftvoll ist die Dünung nur wenige hundert Meter von der Steilküste entfernt. Bis zu 1.000 Meter geht es hier in die Tiefe. Ideale Bedingungen für die größten Säugetiere der Erde. Der Katamaran nimmt schnell Fahrt auf. Per Echolot sucht der Kapitän nach Grindwalen, die hier oft in Schulen auftreten.
Aus der Ferne wirkt die Insel noch bizarrer. Überall Lavaströme, die vor Millionen von Jahren ins Meer flossen und erstarrten. Und dann – endlich! – zeigen sie sich an Backbord: drei große Schwanzflossen durchpflügen die See. Es ist eine Grindwal-Familie mit Jungtier. Die mächtigen Körper der Waleltern kommen ganz nah ans Boot.
Und im Hintergrund schält sich der Teide aus den Wolken. Der Vaterberg, der seit Urzeiten alles beeinflusst: die Flora und Fauna, die Jahreszeiten und die Gezeiten. Und letztlich das Schicksal der gesamten Kanaren, an Land bis in die Tiefen des Atlantiks.
Fotos: Gerd Giesler, Tivoli La Caleta Tenerife Resort, iStock