Junge Frau mit blauem Badeanzug liegt am Sandstrand.

UMWELTFREUNDLICHE KLEIDUNG MIT HERZBLUT

Natürliche oder Recycling-Materialien, nachhaltige Produktionsbedingungen: Mit „Vanilla Sand“ möchte Corinna Dickenbrok dazu beitragen, die Modebranche nachhaltig zu verändern, z.B. mit gründlicher Recherche für umweltfreundliche Kleidung entlang der Lieferkette.

Text Antoinette Schmelter-Kaiser

Schwarz-Weiß-Bild von Corinna Dickenbrok

Corinna Dickenbrok hat BWL mit Schwerpunkt Marketing studiert. Praktika bei Nike und einem Triathlon-Ausstatter brachten sie mit Sportmode in Berührung. Nach ihrer Masterarbeit über nachhaltige Mode gründete sie 2018 ihr Start-up: das Label „Vanilla Sand.“

13.000 Plastikmüllpartikel treiben laut Umweltbundesamt mittlerweile auf jedem Quadratkilometer Meeresoberfläche. Seevögel, Meeresschildkröten, Fische, Wale und Delfine sind gefährdet, weil sie Kunststoffteile fressen oder sich in ihnen verheddern. Aber zumindest ein Teil kann wiederverwendet werden: Gesammelter Ozeanmüll wird eingeschmolzen, als Fasern gesponnen und zu Stoffen verwebt. Aus diesen entstehen Recycling-Textilien – zum Beispiel Bikinis, Badeanzüge und -shorts von Vanilla Sand.

DOPPELT GUTES TUN

Mit ihnen tut das gleichnamige Start-up doppelt Gutes: Ozeannylon hilft, den Meeresmüll zu reduzieren. Außerdem stellt Vanilla Sand seine Swim Wear dem Projekt SOMA auf der Tropen-Insel São Tomé e Príncipe zur Verfügung, damit Mädchen aus einfachen Verhältnissen sie beim Surfen tragen und mit Hilfe des sozialpädagogisch begleiteten Gruppentrainings mehr Selbstvertrauen, das Gefühl der Solidarität und eine Horizonterweiterung bekommen.

MIT UMWELFREUNDILCHER KLEIDUNG DINGE BEWEGEN

Durch ihre Mode Dinge zu bewegen ist Corinna Dickenbrok ein wichtiges Anliegen. Seit 2018 steckt die 29-Jährige „viel Herzblut und Zeit“ in ihr Unternehmen, das sie nicht ohne Grund „Vanilla Sand“ getauft hat. „Damit wollte ich meine Naturverbundenheit ausdrücken“, erklärt die gebürtige Herforderin, die im Juli zur Welt kam und als ausgesprochenes „Sommerkind“ ein Faible für Strände, Wärme und Wasser hat.

MATERIALIEN AUS DER NATUR

Von der Natur inspiriert ist nicht nur der Name ihres Modelabels. Sie spielt auch bei den eingesetzten Materialien eine wichtige Rolle: Ober- und Unterteile für Frauen, Männer sowie Kinder werden aus Bio-Baumwolle oder Fasern von Eukalyptusbäumen und Bambus hergestellt. Für Bikinis, Badeshorts oder Einteiler wird Econyl verwendet, für das Färben und Bedrucken der Kollektion mit insgesamt rund 30 Teilen eine Palette pflanzlicher Farben von Hafermilchweiß über Grasgrün und Erdbeerrot bis Zitronengelb.

  • Sommerkleid von Vanilla Sand
  • Frau im Sand.

DETAILLIERTER RECHERCHE-PROZESS

Über eine mangelnde Material-Auswahl kann sich Corinna Dickenbrok nicht beklagen. Dennoch findet sie es schwer, passend zu ihren Vorstellungen fündig zu werden. „Noch lange nicht jeder Lieferant hält, was er verspricht – vor allem in Ländern wie China. Deshalb lasse ich mir immer erst Samples schicken. Riechen sie komisch oder fassen sich nicht gut an, kommen sie für uns nicht in Frage“, erklärt sie ihren „detaillierten Recherche-Prozess“, bei dem sie entlang der gesamten Lieferkette möglichst gründlich in die Tiefe geht.

FAIRE LÖHNE UND ARBEITSBEDINGUNGEN

Zu ihrem ganzheitlichen Ansatz gehört es, beim Nähen von Kleidungsstücken für Vanilla Sand ebenfalls auf Nachhaltigkeit zu achten. Gefertigt werden sie in portugiesischen Familienbetrieben oder kleinen brasilianischen Werkstätten, die faire Löhnen und Arbeitsbedingungen garantieren. Die meisten kennt und besucht Corinna Dickenbrok persönlich.

Für jeden Einkauf von Kunden wird über die Organisation „One Tree Planted“ in Nord- oder Lateinamerika, Afrika, Asien und Europa ein Baum gepflanzt. Außerdem ist Vanilla Sand GOTS- und PETA-zertifiziert und arbeitet tierversuchsfrei.

VIELE FACETTEN VON NACHHALTIGKEIT

„Nachhaltigkeit hat über das Material hinaus viele Facetten“, ist Corinna Dickenbrok seit ihrer Masterarbeit klar. Die schrieb sie über nachhaltige Mode in verschiedenen Regionen rund um den Globus. Die Idee dazu entstand während ihres zweijährigen BWL-Masterstudiums in Portugal mit Schwerpunkt Marketing, in dem „viele Fächer sehr nachhaltig ausgerichtet waren“; beim Shoppen lernte sie statt austauschbarer Filialen gängiger Ketten „kleine Modeläden“ kennen und lieben, die vor allem Selbstgemachtes verkauften. „Jeder hatte seinen eigenen Stil, oft farbenfroh und luftig“, blickt sie begeistert zurück.

VOM SPASS ZUR EIGENEN MODEFIRMA

Animiert von diesen Eindrücken begann sie „aus Spaß“, von ihr bekannten portugiesischen Betrieben für sich und Freundinnen Tops und Röcke aus Bio-Baumwolle nähen lassen. Als die sich auch bei „Freunden von Freunden überraschend gut verkauften“, entwickelte sich das Auftragsvolumen und die Idee zu einer eigenen Modefirma.

Deren Dreh- und Angelpunkt ist Corinna Dickenbrok, die mit einem Dutzend festangestellter und freiberuflicher Mitarbeiter alles vom Design über die Betreuung der Website und das Verpacken oder Verschicken der Ware bis zur Akquise von Vertriebspartnern stemmt; das Team arbeitet in Deutschland und Portugal, gemeinsame Sprache ist Englisch.

Frau mit Bikini.

ABWECHSLUNGSREICHE AUFGABE ALS CEO

„Meine abwechslungsreiche Aufgabe als CEO deckt alle Bereiche ab. Ich bin total leidenschaftlich dabei, meine Arbeit empfinde ich als sehr sinnhaft und stimmig“, resümiert Corinna Dickenbrok, die als Teenager auf Leistungssport-Level Tennis spielte.

Von Eigenschaften wie Kampfgeist, Belastbarkeit und Durchhaltevermögen, die damals entscheidend waren, profitiert sie auch heute: Noch kann sie trotz hohem Stunden- und Energie-Einsatz nicht allein von „Vanilla Sand“ leben und gibt on top Stunden als Fitness-Trainerin. Doch für die Zukunft ist Corinna Dickenbrok zuversichtlich.

„Unsere Zielgruppe ist riesig, denn das Verständnis für nachhaltige Mode wächst. Das spüren wir bei unseren Kunden: überwiegend junge Erwachsene zwischen Anfang 20 und Mitte 30, die gerne mehr Geld für Dinge ausgeben, wenn diese nachhaltig sind.“

AUSWEITUNG VON ANGEBOT UND VERTRIEB

Vielversprechend findet sie auch die Ausweitung ihres Angebots um Yoga-Outfits, die in den nächsten Monaten fertig sein sollen. Außerdem hat sie erfolgreich Verträge mit großen Online-Händlern wie Zalando und About You geschlossen, die Mode von Vanilla Sand ab Mitte, Ende des Sommers ins Sortiment nehmen.

Nicht nur das wird für Veränderungen im Leben von Corinna Dickenbrok sorgen. 2022 bekommt sie ein Baby – ein weiterer Beweggrund, mit ihrer Firma bewusst „Mutter Erde zu schützen“ und dazu beizutragen, dass ihr Kind später einmal Badekleidung aus Meeresplastik tragen kann.

Fotos: Vanilla Sand

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