Besondere Edelsteine

Van Cleef & Arpels: Von Hand zu Hand

Mit der Initiative „de Mains en mains“ möchte „Van Cleef & Arpels“ jungen Menschen die Augen für die Welt der Schmuckherstellung öffnen – einem traditionellen Handwerk, das viel Savoir-faire, die enge Zusammenarbeit in Teams und die Weitergabe von Wissen erfordert.

Hier erfahren Sie mehr über

  • Nachhaltiges Handwerk
  • Haute Joaillerie
  • Goldene Hände

 

Text Antoinette Schmelter-Kaiser

Schwarz-weiß-Porträt Hugues de Pins

Hugues de Pins begann 1996 seine Karriere in der Richemont-Gruppe: In verschiedenen internationalen Positionen arbeitete er zunächst bei Cartier, dann bei Vacheron Constantin, dann wieder bei Cartier und ab 2018 bei „Van Cleef & Arpels“: erst als Managing Director für Südostasien und Ozeanien, seit 2024 als Head of Human Resources.

Hochkarätiges Gold, Platin, Edelsteine, Diamanten: Mit diesen Materialien kommen Teenager normalerweise nicht in Berührung. Anders beim Programm „de Mains en mains“. Es öffnet Jugendlichen bewusst die Türen zur unbekannten Welt der Schmuckherstellung, Ende November 2024 zum vierten Mal in den Veranstaltungsräumen des prachtvollen Hotel Dieu im Zentrum von Lyon:

In weißen Kitteln kleben hier Mädchen und Jungen unter Anleitung einer Designerin bunte Sticker auf hellgraue Karton, um selbst die Gestaltung eines Colliers auszuprobieren. Andere sägen an hölzernen Werkbänken konzentriert Modelle aus Zinn aus, geben vorgefertigten Formen für „Lucky Animals“-Anhänger mit Feilen den letzten Schliff, suchen möglichst gleichfarbige rote Karneole und hellblaue Chalzedone für eine „Alhambra“-Halskette aus, experimentieren mit Emaille aus geschmolzenem Glas oder polieren „Perlée“-Ringe – immer unter Anleitung von Experten aus den Werkstätten von „Van Cleef & Arpels“.

Kinder gestalten Schmuckstücke

ZEUGNISSE EINES SAVOIR-FAIRE

Sind alle sechs Stationen des Berufe-Parcours absolviert, geht es in eine Art Schatzkammer: Umgeben von tiefblauen Wänden setzen beleuchtete Glasvitrinen Preziosen von „Van Cleef & Arpels“ in Szene: einerseits rare historische Stücke aus der firmeneigenen Sammlung, zu denen Haute Joaillerie-Unikate und kunstvolle, kleine Schatullen namens Minaudières zählen, andererseits moderne Armbänder, Broschen und Ketten aus Kollektionen von Frivole über Fauna und Flora bis Zip.

Schimmernd und funkelnd zeugen sie von einem besonderen Savoir-faire, das in den Ateliers der Maison mit einem Mix aus Tradition und Innovation gepflegt wird – egal ob Hochglanzpolitur, die seit den 1920er Jahren ein Markenzeichen von „Van Cleef & Arpels“ ist und die Farben sowie das Volumen von Gold herausarbeitet, oder die bereits 1933 patentierte, komplizierte Technik des Mystery Set. Mit ihr werden Edelsteine so virtuos geschliffen, die sie nach dem Einsetzen die ausgefasste Oberfläche vollständig bedecken – ein Vorgang, der allein bei einem Clip durchschnittlich 300 Stunden dauert.

BLICK HINTER DIE KULISSEN VON VAN CLEEF & ARPELS

Um dieses Fachwissen von einer Generation zur nächsten weiterzugeben, hat „Van Cleef & Arpels“ 2021 die Initiative „de Mains en mains“ – zu deutsch von Hand zu Hand – ins Leben gerufen.

Mit ihr ermöglichen wir einen Blick hinter die Kulissen der Schmuckherstellung“, erklärt Hugues de Pins, der seit Anfang 2024 Head of Human Resources bei „Van Cleef & Arpels“ ist. „Auf diese Weise wollen wir jungen Menschen die Augen öffnen, wie viele unterschiedliche Berufe es bei ‚Van Cleef & Arpels‘ gibt und welche Wege zu ihnen führen.“

Da es sich hauptsächlich um handwerkliche Tätigkeiten handelt, sind spezialisierte Fachkräfte sehr gefragt und die Entwicklungsmöglichkeiten groß. Doch das ist vielen Jugendlichen nicht bewusst. „In Frankreich machen 80 Prozent eines Jahrgangs das Baccalauréat (Anm. d. R.: französische Entsprechung des Abiturs), viele wollen studieren. Eine lohnenswerte Alternative wäre eine Ausbildung im französischen Handwerk, das im Ausland sehr viel Wertschätzung bekommt“, so Hugues de Pins, der schon auf vier Kontinenten gearbeitet hat. „Und auch in Frankreich genießen Tätigkeiten in der Schmuckherstellung ein hohes Ansehen und werden gut bezahlt.“

  • Kinder gestalten Schmuckstücke
  • Kind betrachtet Edelsteindruse

NEUGIER UND LEIDENSCHAFT WECKEN

Bis zu ihrer finalen Berufswahl haben die 12- bis 15-jährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer von „de Mains en mains“ zwar noch Zeit. Für „Van Cleef & Arpels“ geht es aber darum, „den Nachwuchs auf lange Sicht zu sichern“ und das in einem „Moment im Leben, wo erste Entscheidungen getroffen werden“, meint Hugues de Pins. „Wir versuchen, frühzeitig Neugier und Leidenschaft zu wecken.“
Das geschieht in einem mehrstufigen Procedere, das mit dem Französischen Bildungsministerium und dem Berufsorientierungs-Programm der Region Auvergne-Rhône-Alpes abgestimmt ist: Ab Beginn eines Schuljahres werden Themen aus der Schmuckherstellung im Unterricht behandelt: Edelsteine im Fach Chemie/Physik, Schmuckhistorie in Geschichte, Design in Kunst.

Auf diese theoretische Vorbereitung folgt der Praxis-Teil im Berufe-Parcours, danach ein Rhetorik-Training, das die Kunst eines lebendig-informativen Vortrags vermitteln möchte. All das wird 2024/25 nicht nur für zehn Klassen aus drei Schulen in Lyon angeboten, sondern erstmalig auch in Clermont-Ferrand, um dort noch mehr potenzielle Interessenten zu erreichen. Vom 12. bis 16. Februar 2025 gastieren hier zum ersten Mal „de Mains en mains“-Veranstaltungen in der Comédie.

ERFAHRUNGEN UND EXPERTISE TEILEN

Wir produzieren dezentral an mehreren Standorten in Frankreich“, macht Hugues de Pins klar. „Ergänzend zu unseren Werkstätten in Paris und Lyon haben wir mittlerweile weitere in Dorat und Châteauneuf-sur-Isère – Orten mit einer starken handwerklichen Tradition. Und wir wollen weiterwachsen.“
Überall würden Mitarbeiter benötigt, interessierte Seiteneinsteiger inklusive. Deshalb richtet sich „de Mains en mains“ nicht nur an Schüler, sondern zusätzlich an die breite Öffentlichkeit, die sich ebenfalls über die Schmuckstücke von „Van Cleef & Arpels“, ihre Herstellung und alle beteiligten Berufssparten informieren kann. Letztere arbeiten mit einem, „kollektiven Ansatz“ in interdisziplinären Teams eng zusammen; ältere Kolleginnen und Kollegen teilen ihre Erfahrungen und ihre wertvolle Expertise mit jüngeren.
Für das Erlernen anspruchsvoller Techniken wie der des Mystery Set brauchen sie acht bis zehn Jahre; Könner ihres Fachs werden „Mains d’or“ – goldene Hände – genannt.

Ausstellungsraum

WEITERGABE EINER LANGEN TRADITION

Sie garantieren die Weitergabe einer langen Tradition, die Ende des 19. Jahrhunderts begann. Seither hat sich „Van Cleef & Arpels“ zu einem führenden französischen Luxus-Schmuckunternehmen entwickelt, dessen Sonderanfertigungen Berühmtheiten zierten und zieren. Ikonische Kreationen wie die verwandelbare Kollektion Passe-Partout, das Collier Zip, das einen Reißverschluss ähnelt und sowohl geöffnet als auch geschlossen als Armband getragen werden kann, oder das Alhambra-Motiv, das auf vierblättrigem Klee als Emblem des Glücks basiert, gelten als Klassiker der Goldschmiedekunst. Mit behutsamen zeitgenössischen Anpassungen gehören sie dauerhaft zum „Van Cleef & Arpels“-Portfolio.

Wir setzen nicht auf kurzfristige Trends, schnellen Shopping-Spaß“, sagt Hugues de Pins. „Unsere Schmuckstücke sind nachhaltige Werte, die die Kunden jahrzehntelang tragen.“

Diesem Credo gibt die große Nachfrage in eigenen Boutiquen recht – egal ob in München, Miami oder Dubai. Oft ist deren kostbare Ware aus Vitrinen und Tresoren schneller verkauft als der Nachschub geliefert.

LANGFRISTIGE VISION UND VERBUNDENHEIT

Um diesen zu sichern, ist das Hauptziel von Hugues de Pins, „mit unseren internationalen HR-Teams die wertvollste Ressource von ‚Van Cleef & Arpels‘ zu fördern – unsere Mitarbeiter.“ Auch mit „de Mains en mains“ setzt er sich deshalb ein „für das Handwerk und das Savoir-faire unseres Hauses sowie für die zahlreichen und vielfältigen Karrieremöglichkeiten, die wir bieten.“ Dabei stützt er sich auf „zwei charakteristische Merkmale der ‚Van Cleef & Arpels‘-Gemeinschaft: die unerschütterliche interne Treue zu unserer langfristigen Vision und die starke Verbundenheit mit unserer Kultur.“

Beides scheint sich auf die Teilnehmer des Berufe-Parcours in Lyon zu übertragen: Sie staunen über exklusive Materialien, bearbeiten sie mit Interesse und Eifer, sind stolz auf die erzielten Resultate. In einigen Köpfen scheint bereits die Idee zu keimen, später einmal selbst beruflich Schmuckstücke zu fertigen – mit fundiertem Fachwissen, weitergegeben von Hand zu Hand.

Fotos: Van Cleef & Arpels

Sie möchten nichts mehr verpassen? Hier erhalten Sie spannende Nachrichten zu Finanzen und vielen weiteren Themen.