Nahaufnahme nackter Füße, die über weiches Moos im Wald laufen.

WALDTHERAPIE: DER WALD ALS GESUNDHEITSQUELLE

„Shinrin-Yoku“ stammt ursprünglich aus Japan und ist weltweit Trend. Wissenschaftlich bewiesen wurde auch, dass und wie Waldbaden als Therapieform unsere Gesundheit stärkt: Sie baut Stress ab, unterstützt, Herz-Kreislauf- und Immunsystem, und vieles mehr.

Hier erfahren Sie mehr über

  • Moderne Waldtherapie und -medizin
  • Heilwälder mit Waldtherapie-Pfaden
  • Gesunden Wald für unsere Gesundheit

Text Ursula Maria Lang M.A.

Schwarz-weiß Porträt von Ursula Maria Lang.

Ursula Maria Lang studierte Kommunikationswissenschaften, Kulturanthropologie und Geographie. Sie arbeitet als PR-Frau & freie Journalistin für ganzheitliche Themen, Umwelt und Gesundheit. Parallel leitet sie ihr Institut Berufungsberatung und ist Mit-Initiatorin der St. Leonhards Akademie sowie der Klinik Wartenberg Akademie.

„Der Aufenthalt im Wald stärkt wissenschaftlich erforscht Körper und Geist.“
Prof. Dr. Qing Li

Waldtherapie gilt als eine der faszinierendsten naturbasierten Gesundheitsanwendungen unserer Zeit. Ursprünglich in den 1980er Jahren in Japan entwickelt, hat sich diese Methode mittlerweile weltweit etabliert – nicht als bloßer Trend, sondern als evidenzbasierte Therapie in Ergänzung zur modernen Medizin. Zahlreiche Studien belegen die heilsame Wirkung des Waldes auf Körper und Psyche. Besonders bemerkenswert: die sogenannten Terpene (auch als Phytonzide bezeichnet) – biochemische Botenstoffe, die von Bäumen abgegeben werden.

Diese natürlichen Moleküle entfalten beim Einatmen erstaunliche Effekte: Sie stärken das Immunsystem, reduzieren die Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol und wirken entzündungshemmend. Gleichzeitig senken sie Blutdruck und Pulsfrequenz, effektvoll z.B. bei stressbedingten Beschwerden wie Burnout, Depression oder sogar bei kardiovaskulären Erkrankungen.

Auch präventiv ist die Naturkraft des Waldes bemerkenswert.

Es lohnt sich also, diesem Wirkungsspektrum näher auf die Spur zu gehen.

Gerade gewachsene Bäume in einem dichten Wald, Sonnenlicht fällt zwischen die Stämme.

WALDBADEN IST VIEL MEHR ALS SPAZIERENGEHEN

Denn Waldtherapie ist mehr als ein Spaziergang unter Bäumen. In professionell angeleiteten Sitzungen verbinden sich achtsames Gehen, bewusste Atemtechniken und intensives Naturerleben zu einer ganzheitlichen Praxis.

Dazu gibt es zertifizierte Waldbaden-Trainer und die Klinischen Waldtherapeuten, die nach wissenschaftlich definierten Standards ausgebildet werden.

Die stille, reizreduzierte Atmosphäre des Waldes bietet einen wohltuenden Gegenpol zum hektischen Alltag – und öffnet zugleich einen Raum für Regeneration und mentale Klarheit.

Kein Wunder also, dass nun auch zunehmend in Deutschland, Österreich und der Schweiz die Waldtherapie aktiv in präventive, kurative und rehabilitative Gesundheitsstrategien integrieren.

Eine Frau sitzt im Schneidersitz auf dem Waldboden, umgeben von grünem Moos und Bäumen.

Die Rolle des Waldes in der Evolution des Menschen

„Der Wald ist eine aktive Ressource für eine gesündere Gesellschaft.“
Dr. Melanie H. Adamek

Seit Urzeiten ist der Wald ein elementarer Teil der menschlichen Entwicklung. Für unsere Vorfahren bedeutete er Schutz, Nahrung, Lebensraum – aber auch Inspiration und Heilung. Die enge Verbindung mit der Natur prägte nicht nur unsere Sinneswahrnehmung und unser biologisches Stresssystem, sondern formte auch das tiefe Bedürfnis nach Geborgenheit in natürlichen Umgebungen.

Schon früh nutzten Menschen die Heilkraft des Waldes: Rinden, Beeren, Harze und Kräuter wurden in der Volksmedizin gezielt zur Linderung von Beschwerden eingesetzt – ein wertvolles Erfahrungswissen, das bis heute in der modernen Pflanzenheilkunde nachwirkt. Auch spirituell hatte der Wald schon immer eine besondere Bedeutung: Als Ort des Rückzugs und der Rituale gilt er bis heute als Quelle innerer Einkehr und seelischer Stärkung.

In einer zunehmend technisierten Welt erinnert uns die Waldmedizin und die wissenschaftliche Erforschung des Waldes als Gesundheitsquelle nun an diese uralte Beziehung – und zeigt: Die regenerative Kraft des Waldes lässt sich gerade heute sehr effektiv nutzen. Genau hier setzt die moderne Waldtherapie an: sie verbindet traditionelle Naturerfahrung mit aktuellen Erkenntnissen aus Medizin und Psychologie.

Eine Frau undein Mann stehen im Wald, strecken die Arme in die Höhe und schauen nach oben ins Sonnenlicht zwischen den Bäumen.

Waldtherapie in Prävention, Therapie und Rehabilitation

„Der Wald kann die psychische, mentale und körperliche Gesundheit verbessern.“
Dr. Gisela Immich

Längst hat die Wissenschaft erkannt, was viele intuitiv spüren: Der Wald tut uns gut – und mehr noch, er kann heilsam wirken. Fachbereiche wie Umweltmedizin, Psychologie und Green Public Health erforschen heute intensiv die gesundheitsfördernden Effekte naturnaher Räume und die sog. naturbasierten Interventionen, wie die Waldtherapie. Dabei wird der Wald nicht nur als ökologischer Lebensraum verstanden, sondern zunehmend auch als therapeutischer Ort – als evidenzbasiertes Element komplementärer Medizin im Kontext ökosystemischer Gesundheit.

In Kliniken, Reha-Zentren und ambulanten Gesundheitseinrichtungen wird begonnen, die Waldtherapie als begleitende Maßnahme bei stressbedingten, psychosomatischen und psychischen Erkrankungen einzusetzen. Derzeit ist ihr Aktionsfeld hauptsächlich im Bereich der Prävention, auch bei Berufsgruppen mit viel Stress und der Zielgruppe 50 plus, da regelmäßige Aufenthalte im Wald nachweislich dazu beitragen können, psychische Belastungen zu reduzieren, mentale Ressourcen zu stärken und körperliche Gesundheit langfristig zu stabilisieren.

Inzwischen gibt es zahlreiche Institute die Waldbaden- und Waldtherapie-Ausbildungen für Laien wie für medizinische Fachkreise anbieten. Die nachfolgenden drei zählen zu den bekanntesten und sind durch Studien untermauert:

Ein international etabliertes Modell stellt die „Klinische Waldtherapie nach INFTA“ dar (International Nature and Forest Therapy Alliance). Sie definiert weltweit gültige Qualitätsrichtlinien für die therapeutische Anwendung von Waldaufenthalten und verbindet achtsamkeitsbasierte Methoden mit medizinischer Begleitung, durchgeführt durch „Zertifizierte Klinische Waldtherapeuten“.

Der Kneippärztebund e.V. entwickelte, zusammen mit dem Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung (IBE) der Ludwig-Maximilians-Universität München, die Fachfortbildungen mit Zertifikationsprädikaten zum Wald-Gesundheitstrainer (Prävention) sowie zum Waldtherapeutin (Klinischer Kontext), in welchen waldtherapeutische Übungen mit der Mind-Body-Medizin verknüpft sind.

Eine international bekannte Methode ist die „Forest Medicine (INFOM)“ nach Prof. Dr. Qing Li (Nippon Medical School, Tokio), mit bahnbrechenden Forschungen im medizinischen Bereich zu den Wirkungen der Waldmedizin. Im deutschsprachigen Raum wird diese Ausbildung im IM-WALD-SEIN® Institut für Waldmedizin und Waldtherapie durchgeführt.

Die waldtherapeutischen Übungen finden sowohl präventiv, kurativ als auch rehabilitativ ihre Anwendung, mit positiven Effekten auf Körper, Geist und Seele. Ihre große Stärke: Sie sind kostengünstig, nebenwirkungsfrei und können von den Betroffenen auch als Form der eigenwirksamen Selbsthilfe nachhaltig in den Alltag integriert werden.

Ihre wissenschaftliche Erforschung leistet einen zentralen Beitrag zur Anerkennung der Waldtherapie als ernstzunehmende komplementärmedizinische Maßnahme und zeigt eindrucksvoll, dass der Wald ein wertvoller Sparringpartner in der Gesundheitsförderung ist.

Moosbedeckter Waldboden mit Farnen; Sonnenstrahlen fallen durch die Bäume und beleuchten einzelne Pilze.

Die therapeutische Praxis – Patienten im Wald

„Der Wald ist eine wertvolle naturbasierte Intervention bei verschiedenen Erkrankungen“
Dr. med. Kristin Köhler

So wichtig die wissenschaftliche Erforschung ist, zentraler Fokus ist jedoch die Praxis: Und hier fällt auf, dass in der praktischen Waldtherapie nicht der anleitende Waldtherapeut im Mittelpunkt steht, sondern der Wald selbst: als kraftvoller Resonanzraum, als Impulsgeber für Selbstregulation und Heilung. Im Vordergrund steht die Interaktion mit dem Wald und seinen gesundheitlichen Wirkungen. Die Waldtherapeuten geben nur Impulse in etwa drei- bis vierstündigen Sessions mit einem klaren, evidenzbasierten Ablauf.

Ziel ist es, die Wahrnehmung zu öffnen, die Achtsamkeit zu stärken, Stress abzubauen und Körper wie Geist wieder in Balance zu bringen. Dazu gibt es z.B. sanfte Bewegungsübungen, achtsames Gehen, bewusstes Atmen und sensorische Schulungen.

Die Waldtherapeuten laden die Teilnehmenden beispielsweise dazu ein, sich ganz auf die Geräusche des Waldes zu konzentrieren, mit geschlossenen Augen die Rinde eines Baumes zu ertasten oder den eigenen Atem im Rhythmus der Natur zu spüren.
Auch Übungen der Körperwahrnehmung, der erweiterten Sinnesschulung und der motorischen Balancestärkung gehören dazu.

Solche Übungen aktivieren nachweislich das parasympathische Nervensystem, senken den Cortisolspiegel und fördern innere Ruhe. Die therapeutische Arbeit im Wald basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Achtsamkeitsforschung, Umweltpsychologie und Psychoneuroimmunologie. Gleichzeitig ermöglicht sie eine persönliche, oft tief berührende Erfahrung fernab klinischer Räume, getragen von der heilenden Präsenz der Natur.

In diesem Setting entsteht ein neuer, stiller Dialog zwischen Mensch und Natur – ganz im Sinne des Leitsatzes: „Der Wald ist der Therapeut, der Mensch darf gesunden.“

Panoramabild von Waldstämmen; Sonnenstrahlen brechen durch den Morgennebel und erhellen den Boden.

Zertifizierte Heilwälder: Waldtherapie mit Qualitätsstandards

„Die europäischen Wälder bieten sehr viel Potenzial zur Gesundheitsförderung“
Prof. Dr. Daniela Haluza

Eine evidenzbasierte Grundlage der klinischen Waldtherapie ist auch der Zustand des Waldes selbst. Denn nicht jeder Wald ist heutzutage in einem guten ökosystemischen Zustand. Die „Internationale Zertifizierungsstelle Heilwald“ Mecklenburg-Vorpommern hat Kriterien der Eignung von Wäldern für die therapeutische Nutzung definiert und damit eine evidenzbasierte Grundlage für die Waldmedizin geschaffen.

Dr. Stefanie Frech, Biologin im Institut BioCon Valley® erklärt, was einen sog. Heilwald ausmacht: „Die Kriterien sind stringent, wissenschaftlich fundiert – und sehr konkret: Er sollte naturnah und emissionsarm sein, eine ausgezeichnete Luftqualität bieten und für Menschen mit bestimmten Indikationen gestalterisch und therapeutisch geeignet sein. Das bedeutet: ein fundiertes forstliches Gutachten und ein medizinisch-therapeutischer Prüfbericht mit einem durchdachten Nutzungskonzept, ausgewiesenen Flächen für gezielte Anwendungen, passenden Wegen und Infrastruktur und vor allem spezialisierten Waldtherapeuten vor Ort.“

Parallel dazu hat der Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung (IBE) an der LMU München einen Kriterienkatalog zur Entwicklung von Kur- und Heilwäldern in Bayern erarbeitet, welcher klare Qualitätsstandards auf Basis empirischer Forschung beschreibt. Hierzu wurden Zertifizierungsstandards definiert und in Bayern gibt es in diesem Zusammenhang sogar zwei neue Kurortprädikate: Waldheilbad und Ort mit Waldkurbetrieb. Zertifizierungen und evidenzbasierte Definitionen wie diese sorgen dafür, dass die Waldmedizin und Waldtherapie auf wissenschaftlich nachvollziehbaren Grundlagen aufbauen.

Ein besonderer von der „INFTA“ zertifizierter, waldtherapeutisch nutzbarer Heilwald-Pfad ist der bayerischen Klinik Wartenberg für Altersheilkunde und Palliativmedizin angeschlossen. Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege hat diesen „Klinischen Waldtherapie-Pfad für geriatrische Patienten“ und eine Studie über deren Wirksamkeit sogar gefördert.

Der Waldtherapie-Pfad östlich von München, mit Achtsamkeitsübungen, Sinneswahrnehmung, Meditations- und Konzentrationsübungen sowie leichter körperlicher Aktivität, sogar für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, ist für jeden Interessierten zugänglich.

Allianz für den Wald als Gesundheitsquelle

„Waldtherapie hat ein großes Potenzial im Bereich öffentlicher Gesundheitssysteme.“
Prof. Dr. Dieter Kotte

Um der Waldtherapie im Gesundheitswesen mehr Aufmerksamkeit und Rückenwind zu geben, sind viele Akteure aus Wissenschaft und Praxis der Einladung der Klinik Wartenberg gefolgt, gemeinsam einen Fachkongress zur Waldtherapie zu veranstalten. Im Oktober 2025 findet daher der 1. Wartenberger Waldtherapiekongress statt, welcher den aktuellen Forschungsstand der Wissenschaft und die therapeutische Praxis der Waldtherapie vorstellt.

Der Wald ist ein schützenswerter Raum mit einem unschätzbaren Wert sowohl für unsere Gesundheit als auch für unser Klima. In einer Zeit globaler ökologischer und gesellschaftlicher Herausforderungen wird sein Erhalt zu einer der entscheidenden Voraussetzungen für die Gesundheit unseres Planeten – und damit für die Zukunft kommender Generationen.

Weitere umfangreiche Informationen über die Waldtherapie in Wissenschaft und Praxis finden Sie hier:

Mehr Informationen

Fotos: iStock, Unsplash / Getty Images, Andrej Lisakov, Annie Spratt, Lukasz Szmigiel

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