Omas for future

Wer, wenn nicht wir!

„Omas for Future“ möchte Menschen dazu motivieren, den notwendigen Wandel zu mehr Nachhaltigkeit mitzugestalten. 80 Regionalgruppen gibt es bundesweit schon.

Hier erfahren Sie mehr über

  • Die Generation 50+
  • Verantwortung
  • Gestaltungsmöglichkeiten

Text Antoinette Schmelter-Kaiser

Cordula Weimann

Cordula Weimann war 30 Jahre lang selbstständige Unternehmerin in der Baubranche und auf die Sanierung denkmalgeschützter Immobilien spezialisiert. Heute widmet sie sich vorrangig der Arbeit für „Omas for Future“.

Von ihren drei Töchtern hat Cordula Weimann drei Enkelkinder, das vierte ist gerade unterwegs. „Sie vertrauen darauf, eine tolle Zukunft zu haben“, erzählt die 64-Jährige Wahl-Leipzigerin. „Und ich würde ihnen als Großmutter gerne aus Überzeugung sagen, dass alles gut wird. Aber dafür müsste ich lügen. Denn es gibt viele Entwicklungen, die in unserer Welt verkehrt laufen, das Klimasystem an gefährliche Kipppunkte gebracht haben und die Artenvielfalt ebenso bedrohen wie die Ressourcen.“

Bis vor ein paar Jahren habe sie gedacht: „Um diese Probleme muss sich die Jugend kümmern“.

Aber dann sei ihr klar geworden, dass auch die Generation 50 plus für Veränderungen verantwortlich ist. „Denn die macht rund 56 Prozent der Wählerinnen und Wähler und rund 45 Prozent der Bevölkerung hierzulande aus“, weiß sie.

  • Omas for future - für eine friedvolle Zukunft
  • Aktion von "Omas for Future"

Was ist „Omas for Future”

Um selbst aktiv zu werden und andere mit ins Boot zu holen, stand Cordula Weimann 2019 mit einem Schild „Hallo Kinder, schickt mir eure Omas und Opas. Ich brauche Unterstützung“ auf einer Fridays for Future-Demo in Leipzig. Auf einer nächsten Groß-Demo trug sie mit Freundinnen ein Banner mit der Aufschrift „Omas for Future – aus Liebe zum Leben“ durch die Menge.
Dort kamen erste Interessierte auf sie zu, weitere folgten nach ihrem Vortrag auf einem Infoabend zum Thema Klimawandel, so dass sie eine erste Gruppe in Leipzig gründen konnte; bundesweit bekam sie „viel positive Resonanz“, als ein Artikel in der Zeitschrift „Schrot und Korn“ über ihre Initiative berichtete.

Mittlerweile engagieren sich von Aachen bis Würzburg 80 Regionalgruppen unter dem Motto „Es ist allerhöchste Zeit zu handeln. Wer, wenn nicht wir, wann, wenn nicht jetzt?“, 70 weitere sollen 2024 folgen.

WER WILL DEN WANDEL MITGESTALTEN?

„Alle Gruppen arbeiten selbstständig“, erklärt Cordula Wiemann. „Ihre gemeinsame Klammer ist das Leitbild, dass wir eine Welt wollen, in der Menschen nicht gegen die Natur, sondern im Einklang mit ihr leben. Denn es kann ihnen nur so gut gehen, wie es der Erde insgesamt geht.“

Neue Gruppen werden anfangs von Patinnen begleitet. Für Austausch und Diskussionen gibt es monatlich ein Zoom-Meeting und jedes Jahr ein Präsenztreffen; ein Newsletter hält alle auf dem Laufenden. Außerdem bekommen sie von der Zentrale Flyer, Poster, Postkarten und Quizhefte zum Verteilen, zu anderen Organisationen von NABU bis Greenpeace gibt es regen Kontakt. Denn ein Hauptanliegen von „Omas for Future“ ist es, Mitbürgerinnen und Mitbürger an Wochenmarktständen, bei Klimamahnwachen, öffentlichen Veranstaltungen zu motivieren, den notwendigen Wandel zu mehr Nachhaltigkeit mitzugestalten. Dazu sollen sie „konstruktiv und niedrigschwellig informiert werden, welche Auswirkungen persönliche Konsum- und Lebensgewohnheiten haben“.

Cordula Weimann - Omas for future

FÖRDERMITTEL FÜR FESTANGESTELLTE

Egal ob diese den CO2-Fußabdruck, Wasserverbrauch, das Plastikmüll-Aufkommen oder die Nutztierhaltung betreffen – inhaltlich lässt sich Cordula Weimann von Dr. Harry Lehmann als „altem Hasen“ beraten, der als Energie- und Ressourcenexperte langjähriger Leiter des Fachbereichs „Umweltplanung und Nachhaltigkeitsstrategien“ im Umweltbundesamt war und jetzt Club of Rome-Mitglied wurde. Mit ihm gemeinsam hat sie auch den Trägerverein „Leben im Einklang mit der Natur“ gegründet, der hinter „Omas for Future“ steht und der Cordula Weimann die Beantragung von Fördermitteln ermöglicht hat.

Zuletzt wurde die ihr vom Bundesministerium für Wirtschaft und Umweltschutz so umfangreich bewilligt, dass sie jetzt zwei Jahre ein junges Team von Festangestellten in der Leipziger Zentrale bezahlen kann, das sich um Bestellung und Versand von Info-Material, Buchhaltung, Social Media oder Projektkoordination kümmert.Seine Hauptaufgaben sind das Verbreiten des Klimawissens unserer Bewegung, der Aufbau neuer Gruppen und vor allem dafür sorgen, dass unser Zukunftsquiz in den nächsten zweieinhalb Jahren rund 1.000 Mal in Deutschland live gespielt wird“, so Cordula Weimann. „Im TV-Stil werden Menschen spielerisch die ganz konkreten Folgen ihres Alltagsverhaltens auf die Natur vermittelt und sie zum Umlernen angeregt.“

VIEL GEBEN UND BEKOMMEN

Vorher habe ich mit einer Bürokraft, die ich aus eigener Tasche entlohnt habe, alles alleine organisiert“, fasst Cordula Weimann zusammen. „Finanziell und zeitlich war der Aufwand sehr hoch. Ich habe selten so viel gearbeitet wie in den letzten Jahren“.

Insgesamt gebe sie sehr viel, bekomme aber auch jede Menge zurück. „Wer hätte gedacht, was ich bewegen und leisten kann: Interviews geben, an Talkrunden teilnehmen, vor großem Publikum sprechen?“
Ähnlich gehe es Leiterinnen von Regionalgruppen, die durch ihr Engagement bei „Omas for Future“ häufig eine zuvor ungeahnte Rolle übernehmen würden. „Ältere Frauen müssen sich mehr trauen“, findet Cordula Weimann. „Sie brauchen eine Stimme und Sichtbarkeit. Die Einstellung ‚Das kann ich nicht‘ oder ‚Dafür bin ich zu alt‘ ist da fehl am Platz.“

Cordula Weimann engagiert sich für eine bessere Zukunft

ENTWICKLUNGSRAUM FÜR FRAUEN

Männer sollen bei „Omas for Future“ zwar nicht ausgeschlossen werden. Weil sie aber laut Cordula Weimann in Organisationen und Verein ohnehin oft das Sagen haben und „sich ab einer bestimmten Ebene nur noch Männer in Anzügen finden“, geht es ihr eher darum „erstmal die richtige Balance zwischen den Geschlechtern zu finden“ und vorrangig Frauen „Raum zum Entwickeln zu geben“.

Für sie selbst ist das Leben durch „Omas for Future“ zu einem „dynamischen Abenteuerspielplatz“ geworden, auf dem sie „ganz neue Bereiche“ für sich entdeckt und „sehr viel gelernt“ hat – das alles mit dem obersten Ziel des Erhalts der Erde als Lebensgrundlage. Statt Sportwagen wie früher fährt sie heute ein kleines E-Auto oder Rad, ernährt sich ebenso gesund wie umweltgerecht in Anlehnung an die „Planetary Health Diet“ und trägt ihre Kleidung so lange wie möglich, statt regelmäßig neue zu kaufen.

MOSAIKSTEIN DER VERÄNDERUNG

Mit ihrem Verhalten möchte sie ein Vorbild sein – einerseits als Gründerin und Motor einer „Basis-Bewegung“ namens „Omas for Future“, die sich als ein „Mosaikstein der Veränderung auf individueller, gemeinschaftlicher und politischer Ebene versteht“. Andererseits möchte sie auch ihren Enkeln gegenüber sagen können:
Ich habe alles mir Mögliche getan, dass auch künftige Generationen gute Lebensbedingungen haben.“

Fotos: Omas for Future, Björn Obmann, BUND Jugend Berlin, Wolfgang Schmidt, Katrin Schwurack

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