ZU GAST AM GARDASEE
Was geschieht, wenn eine der beliebtesten deutschen Reise-Journalistinnen einer ihrer Lieblingsdestinationen samt deren Regionalküche ein ganzes Buch widmet? Hier ist ein Auszug als Vorgeschmack: Acht Geheimtipps & Wissenswertes!
Hier erfahren Sie mehr über
- Geheimtipps am Gardasee
- Die Küche in Trentino-Südtirol, Lombardei und Venetien
- Isola del Garda
Text Christine Gräfin von der Pahlen
Christine Gräfin von der Pahlen war 30 Jahre für das Reise-Ressort von MADAME verantwortlich und reiste rund um die Welt. Zu ihren schönsten Erinnerungen zählen die Tiere Afrikas, die mutigen Frauen in Myanmar, die vietnamesische Küche und alles in Italien. Mehr darüber in ihrem Online-Travel-Magazin „My Wonderful World“.
1 COMINCIOLI, PUEGNAGO SUL GARDA
Die Königsklasse unter den Olivenölen kommt nicht einfach in Flaschen daher, sondern in formschönen Flakons. Auch was die Qualität betrifft, genießt Giancarlo Comincioli nicht nur in der Lombardei einen ausgezeichneten Ruf. Die exquisite Auswahl: „Leccino“ (auf der Basis von Leccino-Oliven), „Numero Uno“ (ein Mix aus den Sorten Leccino und Casaliva), „Forever“ (ein Mix aller Sorten), „Casaliva“ (ausschließlich Casaliva vom Gardasee) und „The One“ (ein Mix aus den Sorten Leccino und Casaliva, mit Anteilen anderer Sorten zur Abrundung des Geschmacks). Für einen Liter von „The One“ werden 33 Kilogramm Oliven entkernt und gepresst! Sein Preis: 93,90 Euro.
Via Roma, 10, Frazione Castello, Puegnago sul Garda, Tel. 0365-65 11 41, comincioli.it
2 MILLE MIGLIA AM GARDASEE
Die Mille Miglia, eins der bedeutendsten Oldtimer-Rennen weltweit, startet und endet jedes Jahr im Juni in Brescia. Nach dem Startschuss in der Viale Venezia geht es zunächst an den Gardasee, mit Durchfahrt in Desenzano und Sirmione, von dort nach Verona und weiter bis nach Rom – und wieder zurück Richtung Brescia. Infos unter 1000miglia.it.
Autofans, die nicht dabei sein können, trösten sich mit einem Besuch im Mille Miglia Museum in Sant’Eufemia della Fonte, etwas außerhalb der Stadt (museomillemiglia.it).
Extra-Tipps für einen Ausflug nach Brescia:
Das Museum Santa Giulia (bresciamusei.com), das „Festival Pianistico Internazionale di Brescia e Bergamo“, eins der wichtigsten Festivals klassischer Musik in Italien, mit Vorstellungen im Teatro Grande (festivalpianistico.it).
Restaurant-Tipp: In der Osteria Al Bianchi stehen zwei Generationen der Familie Masserdotti am Herd. Herrliche regionale Gerichte! Wenige Schritte von der Piazza della Loggia, Via Gasparo da Salò, 32, Tel. 030-29 23 28, osteriaalbianchi.net
3 MUSEO DELLA CARTA, TOSCOLANO MADERNO
1000 Jahre nach den Chinesen begann man in Italien mit der Papierproduktion: Im 14. Jahrhundert standen im Valle delle Cartieri, einem verschlafenen Flusstal im Hinterland zwischen Gargnano und Gardone, 40 Wassermühlen am Fluss. Mit dem Papier belieferte man in erster Linie die Serenissima Republica di San Marco. Später reiste die kostbare Ware von Toscolano Maderno um die Welt. Inzwischen stehen die Mühlen still, die Fabriken übernahmen ihre neue Funktion als Industriedenkmäler. Aus der letzten, die 1962 ihre Tore schloss, wurde das Museo della Carta. valledellecartiere.it
4 BAR OSTERIA AL PORTO DI VILLA, GARGNANO
Logenplätze am Hafen waren schon immer begehrt. Einer davon ist die Terrasse der einfachen Bar-Osteria im kleinen Hafen von Villa di Gargnano. Man sitzt in Pole Position im Schatten von Zitronenbäumen, beobachtet das Treiben an der Mole und schaut bei einem Glas vom guten Hauswein über den See bis zum Monte Baldo auf der anderen Seite.
Piazza Villa, 1/2, Località Villa, Tel. 0365-719 30
5 PASTICCERIA VASSALLI, SALÒ
Zuckerbäcker der schönsten Pasticceria weit und breit seit den 1930er Jahren von Zitrusfrüchten der Region bis zu verführerischen Dolci. Wie die mit dem beliebten Likör Limoncello gefüllten und mit Zitrusglasur umhüllten Mimosas del Garda, die Lemoncelli-Kekse mit feinem Zitronengeschmack oder Cedrina, ein Likör aus einer grapefruitgroßen Zitronenart, die nur am Gardasee wächst. Den größten Teil ihrer köstlichen Spezialitäten stellt die Familie Vassalli nach den über Generationen gehüteten alten Rezepten her. Auch sehr beliebt: Capricci di d’Annunzio, mit Amarena-Kirsche gefüllte Mandelplätzchen, die der exzentrische Dichter besonders liebte.
Via San Carlo, 84, Tel. 0365-207 52, pasticceria-vassalli.it
6 COSTARIPA, VALTÈNESI
1896 schlug im Valtènesi die Geburtsstunde des Rosé. Zu verdanken ist sie einer Intuition von Pompeo Gherardo Molmenti, damals Bürgermeister von Moniga. Er hatte erkannt, dass der Boden des Valtènesi in Verbindung mit dem milden südlichen Klima die besten Voraussetzungen liefert. Die leichten Morgenbrisen des Sees fördern die Reife der Traubensorte Gropello Gentile, die den Roséweinen ihren besonderen Duft verleiht. Die Familie Vezzola ist seit 1928 eng mit dem Weinanbau des Valtenèsi verbunden. Heute stehen Mattia und Lia mit ihren Kindern für einige der besten Roséweine Italiens. costaripa.it
7 ISOLA DEL GARDA
Die bezaubernde Isola del Garda, die größte Insel im See, ist als Piratennest und Einsiedelei in die Geschichte eingegangen: Als Zuflucht der Römer und Rückzugsort des Heiligen Franz von Assisi. Heute ist das Kleinod vor der Südwestküste des Gardasees inklusive der Villa im neogotisch-venezianischen Stil im Besitz der Familie Borghese Cavazza. Drei Schwestern und vier Brüder der jüngsten Generation haben sich entschlossen, ihr privates Paradies für Führungen und Events zugänglich zu machen. Angekündigte Besucher genießen Spaziergänge durch den jahrhundertealten Park, treffen sich von Mai bis Oktober zu Konzerten. Unbedingt kaufen: das Buch „Die Trauminsel“ von Alberta Cavazza. Den Besuch der Insel bucht man inklusive Bootsfahrt, Führungen durch Park und Villa plus Aperitif auf der Terrasse. isoladelgarda.com
8 LIMONAIA DEL CASTÈL, LIMONE
Wer heutzutage auf der Gardesana Occidentale in die langgezogene Bucht von Limone einfährt, entdeckt die Reste der terrassenförmig angelegten Limonaie, zwischen deren hohen Pfeilern Zitronen blühten, seit Franziskanermönche die kostbare Frucht im 13. Jahrhundert von Genua an den Gardasee brachten. Der Zitronenhandel florierte, selbst der russische Zar wurde beliefert. Die Krise kam Mitte des 19. Jahrhunderts: Erster Schlag war die Gummikrankheit, ein strenger Winter gab dem Zitronenanbau 1928 den Rest. Das Museum Limonaia del Castèl weckt im Norden der Altstadt von Limone Erinnerungen an golden Zeiten. Seit 20 Jahren werden dort wieder erfolgreich Zitronen, Pampelmusen, Mandarinen und Bitterorangen geerntet. Der Garten steht vom 1. April bis 31. Oktober Besuchern offen.
Via Orti, 9, von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet, Infos unter Tel. 0365-95 40 08
Fotos: Callwey, Matteo Carassale