Wirtschaft und Werte

Wirtschaftsfaktor: Wertematch!

Nicht nur technologische Sprünge und globale Vernetzung verändern unsere Arbeitswelt, auch die Generation Z – weil sie Arbeit mit ihren Werten reflektiert und Veränderungen fordert.

Hier erfahren Sie mehr über

  • Neues Wertebewusstsein
  • Eine attraktive Arbeitswelt
  • Chancen für die Wirtschaft

Text Salome Fischer

Salome Fischer

Salome Fischer, Kommunikationspsychologin, begeistert sich für Sprache und Wahrnehmung und lebt ihre Leidenschaft für Persönlichkeitsentwicklung und deren Einfluss auf gesellschaftliche Strukturen aus.

Welche Herausforderungen erlebt die Wirtschaft?

Demografie- und Wertewandel, Digitalisierung und Globalisierung sind längst bekannte Megatrends, die zunehmend ihre Wirkung entfalten. In vielen ländlichen Teilen Deutschlands erleben Menschen strukturelle Veränderungen oft zu ihren Ungunsten. Spätestens seit der Coronazeit ist Deutschland für viele Unternehmen nicht mehr als Hauptsitz attraktiv – zu hohe Zinsen, steigende Energiekosten und ein Mangel an qualifiziertem Personal sind einige der Gründe.
Der Fachkräftemangel ist ein Phänomen, das sich aus den rückläufigen Geburtenraten der Wohlstandsgesellschaft ergibt.
Jetzt stehen wir vor der Frage: Wie wollen wir leben? Wie erhalten wir diesen Wohlstand oder sind wir happy, wenn wir nichts besitzen?

‚In den nächsten Jahren wird die Generation der „Babyboomer“ den Arbeitsmarkt verlassen, während nur zwei Drittel der freiwerdenden Stellen durch potenzielle Arbeitskräfte aufgefüllt werden können. Eine Wirtschaft, die um ihre Daseinsberechtigung kämpft und ihre Errungenschaften verteidigen möchte, muss jetzt innovative, nachhaltige und humanistische Arbeitsbedingungen schaffen, in die sich die neue Generation „Gen Z“ einbringen will.

Besprechung in einem Konferenzraum

Die Bedeutung von Werten im Arbeitsmarkt

Lange Zeit war für Unternehmerinnen und Unternehmer die Ausbildung von Kompetenzen in der Mitarbeiterakquise, -ansprache und -entwicklung kein Thema. Klar war: „Wer leben will, muss irgendwo irgendwas arbeiten“. Das wandelt sich gerade!
Eine Umfrage der Bertelsmann Stiftung ergab, dass bereits 2021 zwei Drittel aller Unternehmen unter Arbeitskraft-Engpässen litten – Tendenz steigend. Die Entwicklung eines Wertebewusstseins aller am Arbeitsmarkt teilhabenden Stakeholder ermöglicht Führungskräften, Organisationen und Verantwortlichen Gestaltungsspielräume innerhalb der bezahlten Arbeit zu kreieren, in denen Menschen gerne arbeiten wollen, wenn die Werte stimmen.

Werte und ihr Einfluss auf unser Handeln

Werte sind tiefgreifende Überzeugungen, die unser Denken, Fühlen und Handeln grundlegend steuern. Sie entwickeln sich aus einem Zusammenspiel kultureller, religiöser, sozialer und familiärer Einflüsse und bilden das Fundament unserer moralischen Urteile und unseres Verhaltens. Diese Grundprinzipien dienen uns nicht nur als Richtschnur im alltäglichen Leben, sondern auch als Maßstab, mit dem wir Entscheidungen treffen und Herausforderungen begegnen.
Die Motivation, Ziele zu verfolgen und nach Erfüllung zu streben, wird maßgeblich durch unsere Werte beeinflusst, was sie zu einem zentralen Aspekt unseres Lebens macht.

Produktivität

Warum Werte so unterschiedlich sind

Die Vielfalt der Werte in einer globalisierten Gesellschaft ist enorm und spiegelt die Komplexität der Welt wider, in der wir leben. Verschiedene Erziehungsstile, Bildungshintergründe und individuelle, kulturelle oder ökonomische Lebenshintergründe prägen die Menschen auf unterschiedliche Weise und führen zu einer breiten Palette an Wertvorstellungen.

Diese persönlichen Prägungen sind der Grund dafür, dass das, was für den einen von essentieller Bedeutung ist, für den anderen nebensächlich sein kann. In einer Welt, in der kulturelle Grenzen immer mehr verschwimmen, wird die Vielfalt der Werte besonders sichtbar und relevant.

Generation Z: Eine neue Ära der Wertorientierung

Die Generation Z tritt mit klar definierten Erwartungen und Werten in den Arbeitsmarkt ein. Diese Generation zeichnet sich durch ihre Technikaffinität, ihr Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit in der Arbeit und ihr Streben nach Authentizität aus. Ihre Präferenzen für Transparenz, schnelle Kommunikation und vor allem für Unternehmen, die ethische Standards und Nachhaltigkeit großschreiben, setzen neue Maßstäbe in der Arbeitswelt.

Für die Gen Z ist eine ausgewogene Work-Life-Balance nicht nur wünschenswert, sondern oft auch eine Voraussetzung für berufliches Engagement. Für die nachkommenden Arbeitskräfte sind zwar Arbeit und Leben zwei separate Bereiche, für welche jeweils genug Zeit bleiben soll – doch geht der Anspruch von sozialer Beziehung, Freundschaften und Anerkennung über den eigenen Familien- und Freundschaftskreis hinaus. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber werden gefordert, ein organisationales Miteinander zu schaffen, in dem gleichzeitig Leistungsanspruch und absolute Gleichberechtigung und Anteilnahme gelebt werden.

  • Menschen arbeiten zusammen
  • Zwei Menschen in einem Workspace

Anpassung der Arbeitswelt an die Werte der neuen Generationen

Um die Vertreter der Generation Z als Arbeitskräfte zu gewinnen und langfristig zu binden, müssen Unternehmen weit mehr als nur Arbeitsplätze bieten. Sie müssen eine Kultur schaffen, die die Werte dieser jungen Arbeitskräfte widerspiegelt. Eine solche Kultur zeichnet sich durch eine hohe Flexibilität in Arbeitszeit und -ort aus und betont die Bedeutung von persönlichem Wachstum und Entwicklungsmöglichkeiten. Unternehmen, die in ihre Unternehmenskultur Investitionen in Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und Vertrauen einfließen lassen, werden nicht nur als attraktive Arbeitgeber gesehen, sondern fördern auch eine tiefe Mitarbeiterbindung und Motivation.

Positive Aussichten für die deutsche Wirtschaft durch Werteorientierung

Die bewusste Ausrichtung auf die Werte und Bedürfnisse der jungen Generation kann die deutsche Wirtschaftskraft synergetisch stärken. Eine Arbeitsumgebung, die auf die Prinzipien der Nachhaltigkeit und Ethik aufbaut, verbessert die Mitarbeiterzufriedenheit und steigert die Produktivität. Dies führt zu einer stärkeren Bindung qualifizierter Arbeitskräfte und senkt die Fluktuation.
Langfristig stärkt ein solcher Ansatz das Image der Unternehmen und erhöht darüber hinaus auch das Vertrauen der Kunden. Eine werteorientierte Unternehmensführung trägt dazu bei, dass die deutsche Wirtschaft prosperiert, dabei auch nachhaltiger und verantwortungsvoller wird, was die Lebensqualität aller verbessert und Deutschland als Wirtschaftsstandort konsolidiert.

In einer idealen Arbeitswelt von morgen könnten viele der heutigen Probleme Geschichte sein. Diese wünschenswerte Utopie gleicht der platonischen Ideenstadt Politeia. In Platons Werk wird die Idee vertreten, dass die gesellschaftliche Ordnung und das Wohlergehen des Staates optimal gewährleistet sind, wenn jeder Bürger gemäß seinen Fähigkeiten und angeborenen Neigungen die ihm entsprechende Rolle einnimmt.

Produktivität am Arbeitsplatz

Platons Ideen in der modernen Arbeitswelt

Die Idee einer optimalen gesellschaftlichen Ordnung, wie sie Platon skizziert, in der jeder Mensch entsprechend seinen angeborenen Fähigkeiten und Neigungen eingesetzt wird, findet in der heutigen Arbeitswelt eine faszinierende Entsprechung.
In Unternehmen könnte dies bedeuten, dass die individuellen Werte und Fähigkeiten jedes Mitarbeiters bewusst in die Unternehmenskultur eingebunden und gefördert werden. Dieses Ideal einer harmonischen Abstimmung zwischen den natürlichen Anlagen der Mitarbeiter und ihren beruflichen Funktionen kann zu einer Organisation führen, in der jeder nicht nur nach seinen Fähigkeiten, sondern auch im Einklang mit seinen persönlichen Werten agiert. Ein solcher Ansatz fördert nicht nur die persönliche Zufriedenheit jedes Einzelnen, sondern trägt auch wesentlich zum Gesamterfolg des Unternehmens bei. Durch die bewusste Integration dieser Prinzipien können Unternehmen eine platonische Entsprechung schaffen, die sowohl innovativ als auch nachhaltig ist und die persönliche Entwicklung der Mitarbeiter unterstützt. Dies führt zu einer Organisation, in der die Mitarbeiter aufgrund ihrer Fähigkeiten verantwortlich handeln, was zu persönlicher Zufriedenheit, Loyalität und letztlich zum Unternehmenserfolg beiträgt.

Unternehmen und die Wahrnehmung der Generation Z

Unternehmen spüren den Druck des Arbeitnehmermarktes. Sie erkennen zunehmend, dass die Angehörigen der Generation Z mehr als nur einen ‚Job‘ suchen. Sie wollen sich ihren persönlichen Werten entsprechend bei Ihrer Arbeit erfolgreich und verantwortlich einbringen. Die Generation Z ist ein bedeutendes Puzzleteil im Paradigmenwechsel einer neuen Organisationskultur mit innovativen Arbeitsmodellen, veränderten Hierarchien und Verantwortlichkeiten, trotz polarisierender Darstellungen der Gen Z als ‚faul und unselbständig‘ oder ‚sozialbewusst und tech-affin‘.
Diese jungen Menschen suchen nach Arbeitgebern, die ethisches Handeln authentisch praktizieren. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Unternehmenskulturen und -werte zu evaluieren und zu entwickeln, um für die Talente der Generation Z attraktiv zu sein.

Work Life Balance

Die unterschiedlichen Werte der Generationen anerkennen!

Soweit so gut, kennen wir doch alle die Weisheit ‚viele Köche verderben den Brei‘! Genau das ist die Herausforderung. Wie gelingt uns eine Unternehmenskultur und ein Unternehmenserfolg in einer Arbeitswelt verschiedener Generationen? Es ist unerlässlich, die unterschiedlichen Wertvorstellungen anzuerkennen.
Zum Beispiel haben die Generationen, die den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit erlebt haben, oft andere Werte als die Generationen, die mit der Digitalisierung und Globalisierung aufgewachsen sind.
Die sogenannten Babyboomer, geboren zwischen 1946 und 1964, legen oft großen Wert auf harte Arbeit, Disziplin und Loyalität. Diese Werte wurden durch die wirtschaftlichen Herausforderungen und den Wiederaufbau nach dem Krieg geformt.
Im Gegensatz dazu hat die Generation X, geboren zwischen 1965 und 1980, häufig Werte wie Unabhängigkeit und Pragmatismus entwickelt, geprägt durch eine Zeit des wirtschaftlichen Wandels und der zunehmenden Technologisierung.
Die Millennials oder Generation Y, geboren zwischen 1981 und 1996, und die Generation Z, geboren ab 1997, zeigen wiederum andere Werteklammern. Millennials legen Wert auf Sinnhaftigkeit und Work-Life-Balance, während die Generation Z ihr Augenmerk auf Authentizität, Diversität und soziale Gerechtigkeit legt. Diese jüngeren Generationen sind stark von der digitalen Revolution und globalen Vernetzung beeinflusst worden.

Während meines Studiums habe ich mich intensiv mit der Entwicklung von Workshops und Schulungsprogrammen beschäftigt, die Themen wie Arbeitgeberattraktivität, Recruiting und Fachkräftemangel aufgreifen. Diese frühen Erfahrungen festigten meine Überzeugung, dass effektives Wertematching entscheidend für zukunftsfähige Arbeitsplätze ist.

Werte und Empathie

Es ist wichtig zu erkennen, wie die Anerkennung und Integration der verschiedenen Wertvorstellungen aller Generationen in der Arbeitswelt nicht nur zu einem besseren Verständnis führen, sondern auch die Basis für Empathie stärken. Ein tieferes Verständnis unserer eigenen Werte verbessert unsere Fähigkeit, Empathie für andere zu entwickeln. Dies ist besonders wertvoll, da Empathie – die Fähigkeit, sich in die Gefühle und Perspektiven anderer Menschen hineinzuversetzen – entscheidend für erfolgreiche zwischenmenschliche Beziehungen und soziale Interaktionen ist. Durch das Bewusstsein für unsere eigenen Werte können wir die Handlungsweisen anderer besser nachvollziehen und verstehen, welche Werte deren Entscheidungen beeinflussen.

Indem wir uns aktiv mit den Werten anderer auseinandersetzen und versuchen, ihre Perspektiven zu verstehen, fördern wir eine Kultur der Akzeptanz und des Respekts. Diese Herangehensweise schafft ein Klima, in der Vielfalt geschätzt und gefördert wird. Das Florieren von Wirtschaft und die Entwicklung unseres Menschseins gleichermaßen zu vereinen, müsste möglich sein – wenn die gemeinsamen Werte die Basis dafür bilden.

Fotos: iStock, Unsplash / Brooke Cagle, Linkedin Sales Solutions, Andreas Klassen, Priscilla Du Preez, Header Wesley

Donner & Reuschel

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